Freitag, 3. Januar 2014

Journalismus heute?

Im vergangenen Jahr hatte ich mich wiederholt mit dem Thema Journalismus befasst. Nämlich so, wie ich ihn heute sehe, erlebe und zu verstehen versuche. Und eigentlich wollte ich mich nicht gleich wieder mit Beginn des neuen Jahres 2014 mit diesem Thema beschäftigen. Das aktuelle Geschehen um Michael Schuhmacher und die Berichterstattung darüber drängen mir aber diese Problematik geradezu wieder auf. Wobei ich nicht ausschließe, dass mein Verständnis nachzuhinken begonnen hat, denn weder bin ich bei Facebook gelistet, noch beteilige ich mich bei Twitter, wo sich ja wohl das aktuelle Geschehen in noch unmittelbarerer Form und unzähligen Kommentierungen vollzieht.

Kürzlich erhielt ich die jüngste Image-Analyse des Demoskopischen Instituts Allensbach, nach der das Ansehen von Journalisten mit nur 13 Prozent der Befragten nach wie vor ganz weit unten angesiedelt ist, immerhin aber noch vor Moderatoren, die es nur noch auf 3 Prozent bringen. Nun weiß ich nicht, wo die Abgrenzung zwischen diesen beiden Tätigkeiten zu ziehen ist (ob also zum Beispiel Marietta Slomka zu Journalistinnen oder Moderatorinnen zu zählen ist), was aber wohl schon gar nicht mehr ins Gewicht fällt. Denn für Beide gilt ja wohl nach dieser Einschätzung: „Ist erst der gute Ruf ruiniert . . .“ usw. Und die Verhaltensweise der in Grenoble im Zusammenhang mit dem tragischen Unfall Michael Schumachers versammelten Journalisten bestätigt ja wohl, dass jene Einschätzung ihre Berechtigung hat. Dabei fällt mir einmal mehr die Selbsteinschätzung von Sonia Seymour Mikich ein, der Leiterin des ARD-Politmagazins Monitor (die ich schon mehrmals zitierte). In dem Buch „Wozu noch Journalismus?“ meint sie u.a.: „. . .Seien wir doch ehrlich, Journalisten stehen nicht mehr oben auf der Hit-Liste geschätzter und vorbildhafter Zeitgenossen. Außerhalb des Medien-Biotops, nämlich in der Wirklichkeit, ist der Blick auf unseren Berufsstand eher unfreundlich und es wird nicht feinfühlig unterschieden zwischen den Genres. Wir alle sind „die Medien“. Betrüblich aber wahr: Die Mitmenschen unterstellen, wir seien allesamt nur noch getrieben von guten Quoten, Auflagen, Klickzahlen. Dass wir Fehler schönreden, gern hart austeilen, aber ein gläsernes Kinn haben, wenn es um Kritik an uns selber geht. Dass wir Weltmeister im Ätzen und Besserwissen sind. Ob Print, Radio, Fernsehen oder Online: Viele Nutzer bekriteln – nicht grundlos – den Mangel an Tiefgang, an Persönlichkeiten, an Meinungsfreude. Sie erleben intellektuelles Versagen beim Deuten großer Zusammenhänge und geringe Lust am Einmischen. Und merken an, dass Feuerwehrleute, Lehrer, Briefträger oder Ärzte höhere Vertrauenswerte vorweisen können als „die“ Journalisten. Nebenbei: Jeder telegene Kleiderständer, jedes Model darf sich inzwischen Moderatorin nennen, jeder Handyschwenker Reporter. Das kann nicht gut sein für das Ansehen der Branche.“

Diesen Auszug finde ich immer wieder bemerkenswert und in zunehmenden Maße berechtigt. Es ergibt sich daraus immerhin, dass es um den Journalismus schon mal wesentlich besser stand. Und ich zitiere Mikich gern, weil er meine Meinung und Argumentation bestätigt, und man den Rückhalt braucht, um nicht von jenen, die damit gemeint sind, in deren Selbstgerechtigkeit (Überheblichkeit) einfach in sehr persönlicher Weise abqualifiziert zu werden.

Um aber auf den höchst bedauerlichen Unfall des Ausnahme-Autorennfahrers Michael Schuhmachers finde ich ja geradezu grotesk, was seitens der Medien dazu und darüber „geboten“ wird. Abgesehen von der Berichterstattung zum Hergang des Unfalls mit seinen Folgen ist schon erstaunlich, was (Foto-) Reporter und Journalisten zuwege bringen, um an Informationen zu kommen und an Berichten formulieren. Titel eines Beitrags bei T-online etwa lautet:(Zitat): „Die traurige Fusion von Journalismus und Voyeurismus“ (Ende des Zitats), dem ich voll zustimme. Wollte ich hier und jetzt die Frage stellen, wo denn angesichts einer solchen Verhaltensweise die „Ethik des Journalisten“ bleibt, würde ich mich höchstens lächerlich machen. Und tatsächlich ist mir kein Bericht zu Augen gekommen, in denen sich der eine oder andere Journalist von einer solchen Art Berichterstattung distanziert hätte. Das ist halt heute mal so. Und da scheint es auch nicht weiter zu stören, wenn das Image der Journalisten am untersten Ende der Skala zu finden ist. Ich würde hier gern anfügen, dass es im lokalen Bereich noch einigermaßen gesittet und anständig zugeht, nur würde ich da meinen eigenen Erfahrungen der jüngsten Zeit widersprechen. Anspruchsloser käme der Sache in der Einschätzung wohl näher.

Und immer wieder fällt mir dabei der vom Verein „Bürger fragen Journalisten“ geprägte Begriff „Bratwurstjournalismus“ ein, eine im Umfeld des Online-Journalismus aufgekommene Bezeichnung für eine meist in lokalen Medien gebräuchliche journalistische Darstellungsform, die vorwiegend unkritisch und ohne Nachrichtenwert über gesellschaftliche Ereignisse auf lokaler Ebene berichtet. Die Bezeichnung zielt kritisierend auf die Belanglosigkeit eines Textes, der sich dadurch ergibt, dass mit allgemein gehaltenen ausschmückenden Phrasen lediglich über Rahmen, Ablauf, Beiwerk und Teilnehmer des Ereignisses berichtet und als Pseudo-Nachricht angeboten wird.

Angesichts dessen, was in diesen, meinem Eintrag dargestellt ist, könnte ich jetzt also überlegen, ob mir eine Berichterstattung wie derzeit im Falle Michael Schuhmacher lieber ist als eine, die mich oft genug an diese Definition des „Bratwurstjournalismus“ erinnert. Ich würde konstatieren „gehupft wie gesprungen“. Im überregionalen Bereich ist zwar alles viel spektakulärer und gfls auch ungezügelter, aber immerhin sachbezogen. Und vor allem auch unpersönlicher für mich als Zeitgenossen. 

Michael Schuhmacher jedenfalls wünsche ich, dass er seinen Unfall ohne gravierende Folgen übersteht,

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