Im
vergangenen Jahr hatte ich mich wiederholt mit dem Thema Journalismus
befasst. Nämlich so, wie ich ihn heute sehe, erlebe und zu verstehen
versuche. Und eigentlich wollte ich mich nicht gleich wieder mit
Beginn des neuen Jahres 2014 mit diesem Thema beschäftigen. Das
aktuelle Geschehen um Michael Schuhmacher und die Berichterstattung
darüber drängen mir aber diese Problematik geradezu wieder auf.
Wobei ich nicht ausschließe, dass mein Verständnis nachzuhinken
begonnen hat, denn weder bin ich bei Facebook gelistet, noch
beteilige ich mich bei Twitter, wo sich ja wohl das aktuelle
Geschehen in noch unmittelbarerer Form und unzähligen
Kommentierungen vollzieht.
Kürzlich
erhielt ich die jüngste Image-Analyse des Demoskopischen Instituts
Allensbach, nach der das Ansehen von Journalisten mit nur 13 Prozent
der Befragten nach wie vor ganz weit unten angesiedelt ist, immerhin
aber noch vor Moderatoren, die es nur noch auf 3 Prozent bringen. Nun
weiß ich nicht, wo die Abgrenzung zwischen diesen beiden Tätigkeiten
zu ziehen ist (ob also zum Beispiel Marietta Slomka zu
Journalistinnen oder Moderatorinnen zu zählen ist), was aber wohl
schon gar nicht mehr ins Gewicht fällt. Denn für Beide gilt ja wohl
nach dieser Einschätzung: „Ist erst der gute Ruf ruiniert . . .“
usw. Und die Verhaltensweise der in Grenoble im Zusammenhang mit dem
tragischen Unfall Michael Schumachers versammelten Journalisten
bestätigt ja wohl, dass jene Einschätzung ihre Berechtigung hat.
Dabei fällt mir einmal mehr die Selbsteinschätzung von Sonia
Seymour Mikich ein, der Leiterin des ARD-Politmagazins Monitor (die
ich schon mehrmals zitierte). In dem Buch „Wozu noch Journalismus?“
meint sie u.a.: „. . .Seien wir doch ehrlich, Journalisten stehen
nicht mehr oben auf der Hit-Liste geschätzter und vorbildhafter
Zeitgenossen. Außerhalb des Medien-Biotops, nämlich in der
Wirklichkeit, ist der Blick auf unseren Berufsstand eher unfreundlich
und es wird nicht feinfühlig unterschieden zwischen den Genres. Wir
alle sind „die Medien“. Betrüblich aber wahr: Die Mitmenschen
unterstellen, wir seien allesamt nur noch getrieben von guten Quoten,
Auflagen, Klickzahlen. Dass wir Fehler schönreden, gern hart
austeilen, aber ein gläsernes Kinn haben, wenn es um Kritik an uns
selber geht. Dass wir Weltmeister im Ätzen und Besserwissen sind. Ob
Print, Radio, Fernsehen oder Online: Viele Nutzer bekriteln – nicht
grundlos – den Mangel an Tiefgang, an Persönlichkeiten, an
Meinungsfreude. Sie erleben intellektuelles Versagen beim Deuten
großer Zusammenhänge und geringe Lust am Einmischen. Und merken an,
dass Feuerwehrleute, Lehrer, Briefträger oder Ärzte höhere
Vertrauenswerte vorweisen können als „die“ Journalisten.
Nebenbei: Jeder telegene Kleiderständer, jedes Model darf sich
inzwischen Moderatorin nennen, jeder Handyschwenker Reporter. Das
kann nicht gut sein für das Ansehen der Branche.“
Diesen
Auszug finde ich immer wieder bemerkenswert und in zunehmenden Maße
berechtigt. Es ergibt sich daraus immerhin, dass es um den
Journalismus schon mal wesentlich besser stand. Und ich zitiere
Mikich gern, weil er meine Meinung und Argumentation bestätigt, und
man den Rückhalt braucht, um nicht von jenen, die damit gemeint
sind, in deren Selbstgerechtigkeit (Überheblichkeit) einfach in sehr
persönlicher Weise abqualifiziert zu werden.
Um
aber auf den höchst bedauerlichen Unfall des
Ausnahme-Autorennfahrers Michael Schuhmachers finde ich ja geradezu
grotesk, was seitens der Medien dazu und darüber „geboten“ wird.
Abgesehen von der Berichterstattung zum Hergang des Unfalls mit
seinen Folgen ist schon erstaunlich, was (Foto-) Reporter und
Journalisten zuwege bringen, um an Informationen zu kommen und an
Berichten formulieren. Titel eines Beitrags bei T-online etwa
lautet:(Zitat): „Die traurige Fusion von Journalismus und
Voyeurismus“ (Ende des Zitats), dem ich voll zustimme. Wollte ich
hier und jetzt die Frage stellen, wo denn angesichts einer solchen
Verhaltensweise die „Ethik des Journalisten“ bleibt, würde ich
mich höchstens lächerlich machen. Und tatsächlich ist mir kein
Bericht zu Augen gekommen, in denen sich der eine oder andere
Journalist von einer solchen Art Berichterstattung distanziert hätte.
Das ist halt heute mal so. Und da scheint es auch nicht weiter zu
stören, wenn das Image der Journalisten am untersten Ende der Skala
zu finden ist. Ich würde hier gern anfügen, dass es im lokalen
Bereich noch einigermaßen gesittet und anständig zugeht, nur würde
ich da meinen eigenen Erfahrungen der jüngsten Zeit widersprechen.
Anspruchsloser käme der Sache in der Einschätzung wohl näher.
Und
immer wieder fällt mir dabei der vom Verein
„Bürger fragen Journalisten“ geprägte Begriff
„Bratwurstjournalismus“ ein, eine im Umfeld des
Online-Journalismus aufgekommene Bezeichnung für eine meist in
lokalen Medien gebräuchliche journalistische Darstellungsform, die
vorwiegend unkritisch und ohne Nachrichtenwert über
gesellschaftliche Ereignisse auf lokaler Ebene berichtet. Die
Bezeichnung zielt kritisierend auf die Belanglosigkeit eines Textes,
der sich dadurch ergibt, dass mit allgemein gehaltenen
ausschmückenden Phrasen lediglich über Rahmen, Ablauf, Beiwerk und
Teilnehmer des Ereignisses berichtet und als Pseudo-Nachricht
angeboten wird.
Angesichts
dessen, was in diesen, meinem Eintrag dargestellt ist, könnte ich
jetzt also überlegen, ob mir eine Berichterstattung wie derzeit im
Falle Michael Schuhmacher lieber ist als eine, die mich oft genug an
diese Definition des „Bratwurstjournalismus“ erinnert. Ich würde
konstatieren „gehupft wie gesprungen“. Im überregionalen Bereich
ist zwar alles viel spektakulärer und gfls auch ungezügelter, aber
immerhin sachbezogen. Und vor allem auch unpersönlicher für mich
als Zeitgenossen.
Michael Schuhmacher jedenfalls wünsche ich, dass er seinen Unfall ohne gravierende Folgen übersteht,
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