Im
Bürgersaal des Nordhäuser Rathauses wurde am Donnerstag die
Ausstellung zum Wettbewerb „PresseFoto Hessen-Thüringen 2013“
eröffnet, in der auf zahlreichen Stellwänden Pressefotografien zu
sehen sind, die von einer Jury als beste Bilder in sieben Kategorien
ausgezeichnet wurden, nämlich „Sport und Freizeit“, „Beste
Serie“, „Menschen und Momente“, „Sport und Freizeit“,
„Kultur &
Gesellschaft“ „Umwelt & Natur“, und
„Technik & Natur“. Dazu das „Bild des Jahres“: Eine
thematisch ausgesprochen vielfältige Ausstellung also, ausgezeichnet
und sinnvoll arrangiert von Rainer Aschenbrenner
(www.curcuma-medien.de),
einem
freien Journalisten, der offenbar diese Wanderausstellung begleitet.
Was
Aschenbrenner arrangierte und mittels Wasserwaage „ins rechte Lot“
rückte, sind die prämierten Ergebnisse von 58 hauptberuflich
arbeitenden Journalisten aus Hessen und Thüringen, die sich an dem
Wettbewerb beteiligt hatten. Eine erfreulich hohe Zahl, wie es im
Vorfeld der Ausstellung hieß. Und was da von der Jury an Bildern
prämiert wurde und von Aschenbrenner gekonnt platziert wurde, ist -
natürlich - nicht nur qualitativ hervorragend und sehenswert,
vielfach überrascht, beeindruckt, amüsiert oder erstaunt das, was
da von Kameraprofis bildlich eingefangen und festgehalten ist.
Insoweit
ist die Ausstellung einfach besuchens-, die Bilder sehenswert.
Nordhausens Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh freute sich bei der
Eröffnung in seiner Begrüßungsansprache, dass die Stadt am Südharz
erstmals Ausstellungsort der zum siebenten Mal stattfindenden
Wanderausstellung ist. Die anschließend in Frankfurt/M und danach in
Friedrichsroda präsentiert werden wird.
Belässt
man es beim Betrachten der Fotografien, wird man die Ausstellung mit
den besten Eindrücken verlassen. Ich nahm an der Eröffnung im
Bürgersaal teil, hörte der Einführungsansprache der
stellvertretenden Landesvorsitzenden des DJV (Deutscher
Journalisten-Verband), Heidje Beutel, aufmerksam zu und blätterte im
Ausstellungskatalog. Und kam ins grübeln. Natürlich kann ich dem
zustimmen, was ich da hörte und las, aber wenn dabei der Eindruck
entsteht (und sei es
unbeabsichtigt), dass Fotografien für sich –
also ohne Text - aussagefähiger sind und nachhaltiger wirken können
als Texte, widerspreche ich. Wenn es da nämlich heißt, „Das
geschriebene Wort kann man missverstehen, wo ein Foto eindeutig ist .
. .Bilder bilden Kommunikationsbrücken über kulturelle.
sprachliche und geografische Grenzen hinweg“, dann halte ich dem
entgegen, dass es noch nie so einfach war, ein Bild zu manipulieren.
Schon im Grußwort der Präsidentin des Thüringer Landtags im
Austellungskatalog klingt derartiges an, denn da heißt es u.a.
(Auszug): „Durch die Digitalisierung eines Handwerks, das
ursprünglich von einer Menge Einzelfaktoren abhing, kann heute
beinahe jeder ein scharfes Foto schießen. Falls Helligkeit und
Schärfe nicht stimmen, wird nachgearbeitet.“ (Ende des Auszugs).
Ich nehme als Beispiel das „Bild des Jahres“ des Limburger
Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst. Das Bild ist sicher ausgezeichnet. Es kann aber für sich weder eine Problematik offenkundig werden lassen, noch einen Zusammenhang zu einer solchen herstellen. Dazu bedarf es ohne Zweifel eines Textes. Und wer diese Problematik durch einen entsprechenden Text nicht kennt, wird das Bild mit anderen Augen sehen als der Informierte. Und das trifft auch auf einige andere Bilder zu. Ich denke, ohne Texte geht es nicht. Das Editorial zu dieser Ausstellung und die Erläuterungen durch den Vorsitzenden der Jury lassen es ja allein schon deutlich werden. Bilder können illustrieren, beeindrucken und nachhaltig wirken. Themen aber brauchen das geschriebene Wort, um zu informieren und Zusammenhänge verständlich werden zu lassen. Dieses Erfordernis aber bedürfen die ausgestellten Fotografien nicht, sie wirken für sich. Und dabei kann man es belassen.
Etwas
anders verhält es sich mit den berufsbezogenen Ausführungen zu
hauptberuflich tätigen Pressefotografen von Heidje Beutel und dem
Editorial von Anita Grasse, der Chefin des Thüringer DJV. Als
Hintergrund dieser Ausstellung stellen sie die größte Problematik
dar. Grasse drückt es
sehr deutlich aus: „Mit Ihrem Besuch unserer
Ausstellung setzen Sie ein Zeichen für professionellen
Bildjournalismus, faire Bezahlung und angemessene Arbeitsbedingungen.
Dafür sagen wir im Namen aller Kollegen von Herzen Danke. Doch wir
wünschen uns mehr: Tragen Sie unsere Botschaft in die Welt hinaus.
Sorgen Sie dafür, dass von den Bildkünstlern des Journalismus
selbst Bilder entstehen. Bilder in den Herzen derjenigen, die jeden
Tag in Bildern lesen – ob nun im Internet oder auf Papier. Wer aber
von den Besuchern der Ausstellung in Nordhausen kennt schon die
Situation dieser Branche, oder will sich damit konfrontieren lassen?
Eine Situation, die ja auf die gesamte Branche hauptberuflich
arbeitender Journalisten zutrifft. Es ist gerade deshalb wichtig, auf
sie hinzuweisen, meine ich.
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