Das
berichtete neulich das „Handelsblatt“ im Ergebnis einer
Untersuchung der Hamburger BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. Wenn dem
wirklich so wäre, könnte man sich darüber freuen. Im Alltagsleben
allerdings habe ich davon in jüngerer Zeit nichts gemerkt.
Vielleicht muss sich das aber erst langsam durchsetzen.
Ich
musste vorhin daran denken, als ich in der „WELT“ zur
Unfallproblematik Michael Schumachers las, dass eine
meinungsprägende Mehrheit der Deutschen dem Ex-Rennfahrer aus Kerpen
offensiv die Solidarität. verweigert. Mehr
noch, sie legt Wert darauf, dass dieser Schumi nicht "unser
Schumi" sei. Gegen Ende einer Woche, in der der siebenfache
Formel-1-Weltmeister mit dem Leben rang, musste sich die "Tagesschau"
auf ihrer Homepage dafür rechtfertigen, dass sie über den Unfall
von Schumacher berichtet hat. Und das – so wird in dem Bericht
argumentiert – würde viel über Deutschland sagen.
Nun
hatte ich nach der bisherigen Berichterstattung der Medien den
Eindruck, dass es in den vergangenen Tagen buchstäblich auf der Welt
nichts wichtigeres gab als den Unfall und das Schicksal Michael
Schuhmachers. Und die Anteilnahme der Menschen dieser Welt ungeteilt
sei. Mit unterschiedlicher Intensität allenfalls. Dass es auch
negatives Echo gab, entnahm ich überhaupt erst dem Bericht der
„Welt“. Und auch den nur aufgrund der spektakulären Titelzeile
„Die Ressentiments der Deutschen gegen Schuhmacher“. Nachdem ja
die „Welt“ entsprechend ihres Bezahlmodells nur zehn Berichte
monatlich frei stellt. Und die allgemeine Berichterstattung der
sonstigen Medien hinreichend erschöpfend schien.
Und
in diesem „Welt“-Bericht heißt es nun u.a. (Auszug): „Die
Keule, mit der auf die "Tagesschau" eingeprügelt wurde,
hieß "Boulevard", gemeint war aber die Tatsache, dass der
Ski-Unfall eines einzelnen "Promis" derart wichtig genommen
wurde. Es rührt an das egalitäre, antiindividualistische
Grundgesetz des Landes. Deswegen musste der "Tagesschau"-Blog
grundsätzlich
werden: "Wenn zwei Menschen das Gleiche tun, ist es nicht das
Gleiche – dieser Satz gilt auch bei Nachrichten."(Ende des
Auszugs).
Nun
will ich ja die Richtigkeit gerade der letzten Feststellung nicht
bestreiten. Was aber in diesen Tagen vor der Universitätsklinik in
Grenoble und teilweise auch innerhalb an Medien- und journalistischen
Rummel veranstaltet wurde, sprengt ja wohl jede „normale“
Vorstellung. Und lässt die Frage aufkommen, was denn wohl an
medialen Spektakel für einen einzelnen Menschen überhaupt zu
rechtfertigen ist, sei er auch noch so prominent? Und was kann den
Medienkonsumenten zugemutet werden, ohne dass sie dessen überdrüssig
werden? Und wenn es in dem „WELT“-Bericht weiter heißt (Auszug):
„ Hinter dieser Wut einer meist akademisch und gebildeten
zivilreligiösen Gemeinde, die den Bundesrepublikanismus in eine Art
Mittelschichtfundamentalismus umdeutet, lauern viele Motive. Der
existenzielle Kern des Ressentiments gegen Schumacher ist das
Misstrauen dem gegenüber, der ein sicheres Leben in bekannten Bahnen
ausschlägt, um mit halsbrecherischem Tempo über teuflische
Rennstrecken zu fegen.“ (Ende des Auszugs), dann bin ich der (ganz
unmaßgeblichen) Meinung, dass man die Problematik gar nicht so hoch
hängen müsste. Man hat einfach die Grenze dessen überschritten,
was man den Medienkonsumenten zumuten kann, ohne dass der eben auf
seine Weise reagiert.
Umso
mehr – finde ich – als da ja noch ein anderer, die Medien
betreffender, Gesichtspunkt eine Rolle spielt, der im Falle
Schuhmacher besonders deutlich wird. Während
nämlich die Ärzte in der Klinik um das Leben von Michael
Schuhmacher kämpfen, tobt vor ihren Türen ein Kampf um die letzte
neue Information, tunlichst noch als vermeintliche
Exklusiv-Einschätzung. Es gehört ja vielfach, und nicht nur bei
solch spektakulären Vorgängen, oft genug zum medialen Geschäft,
mehr zu sagen als zu wissen. Um später, wenn es belastbare Fakten
gibt, vieles von dem Hinausposaunten leise einzusammeln. In der
Hoffnung, dass es im stets neuen News-Trubel beim Konsumenten alsbald
in Vergessenheit gerät. (Was schert mich der Schmarrn von gestern?)
Hier wurde meines Erachtens der Bogen überspannt. Anstatt aber in
vernünftiger Weise zurückzurudern, werden in der „WELT“ noch
alle Argumente zusammengetragen, um die Ressentiments der
Öffentlichkeit gegen Schuhmacher zusätzlich zu untermauern. Eine
weniger emotional verbrämte, sachbezogenere Berichterstattung wäre
dem Menschen und 7-fachen Formel 1-Weltmeister Michael Schuhmacher
angemessener als das, was man als Medienkonsument bisher zugemutet
bekam.
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