Die Autotür denkt mit und verhindert Unfälle,
im WC der Zukunft herrscht mehr Privatsphäre und bessere Hygiene,
Schwerverletzte sind schonend auf stabilen Krankenliegen im
Rettungswagen unterwegs - die Zukunft immer im Blick, setzen jedes Jahr
Jugendliche ihre Ideen im Schülerwettbewerb "Invent a Chip" kreativ um.
Bereits zum 16. Mal veranstalteten das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (
BMBF)
und der Technologieverband VDE den weltweit einmaligen Wettbewerb, der
bundesweit an über 3.000 Schulen stattfand. Auf dem VDE/
BMBF-MikroSystemTechnik Kongress in München wurden gestern Abend die Sieger vor Wirtschaft, Politik und Wissenschaft prämiert.
Den mit 3.000 Euro dotierten ersten Platz sicherte sich Philipp Grube
(18) vom Immanuel-Kant-Gymnasium in Bad Oeynhausen für sein
Zukunfts-WC. In öffentlichen Toilettenanlagen schützen digitale
Zutrittskontrollen mit automatisiertem Ein- und Ausgang vor Staus im
Toilettenraum. Die Türen öffnen sich ganz ohne Berührung der Türklinken,
auch die Waschbecken sind sensorgesteuert. "Daraus resultieren vor
allem ein höherer Hygienestandard, eine optimierte Privatsphäre und eine
hohe Benutzerfreundlichkeit", sagt er. Den mit 2.000 Euro dotierten
zweiten Platz vergab die Jury an Justus Kaufmann (16), Fabian Eich (16)
und Tilmann Bruns (15) vom Gymnasium Lindlar für die innovative
Krankenliege zum schnellen und schonenden Transport im Rettungswagen.
"Wir stellen ein Krankenwagenmodell vor, dessen bewegliche Liege das
Verrutschen des Patienten während der Fahrt verhindert. Beim
Beschleunigen oder Bremsen des Krankenwagens, bei Gefälle sowie in
Kurven wird die Liege so geneigt, dass keine horizontalen
Beschleunigungen auf den Patienten wirken", beschreibt das Team sein
Konzept. Platz Drei und ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro gehen an
Philipp Deuster (18), Julian Liphardt (18) und Alexander Zimmer (18) von
der Internatsschule Schloss Hansenberg in Geisenheim. Sie überzeugten
die Experten mit einer intelligenten Autotür, die Hindernisse und
Gefahren erkennt. "Die Tür öffnet und schließt selbstständig,
funktioniert aber auch über einen automatischen Bremsmechanismus",
erklärt das Team. Der mit 2.000 Euro dotierte Sonderpreis des
Bundesforschungsministeriums geht an Florian Winkler (18) vom
Werner-von-Siemens-Gymnasium Großenhain. Er verknüpft mit seinem Projekt
Technik und Natur, so dass Pflanzen vollautomatisch unter den für sie
optimalen Standortbedingungen gedeihen können. Sein Chip steuert das
eigens entwickelte Gewächshaus. "Es besteht aus einer Aluminium-Wanne,
in der sich die Erde, die Bewässerung, die Belüftung sowie der
Feuchte-Sensor befinden. Außerdem hat es ein Plexiglasdach, an das eine
Belüftungsklappe, ein CO2-Sensor und die LED-Beleuchtung montiert ist",
erklärt er.
Der Chip zur abhörsicheren Verschlüsselung von Daten über die
Polarisation von Licht bescherte einem Team des Leibniz-Gymnasiums in
Dormagen ebenfalls eine Einladung nach München und den begehrten
Wafer-Pokal. Mit der "Quantenkryptographie" hatte das Quartett außer
Konkurrenz im Rahmen eines neuen Schul-Pilotprojektes teilgenommen.
"Ich gratuliere allen Preisträgern ganz herzlich und bin von den
kreativen Entwicklungen beeindruckt. Besonders faszinierend finde ich
die Alltagstauglichkeit. Junge Menschen haben gute Ideen und zeigen, wie
diese mit viel Verständnis von digitalen Technologien realisiert werden
können", sagt Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. 2.150
Schülerinnen und Schüler der Klassen acht bis dreizehn beteiligten sich
am Wettbewerb, darunter fast ein Drittel Mädchen.
VDE-Vorstandsvorsitzender Ansgar Hinz ergänzt: "Wir befinden uns im
digitalen Wandel und benötigen Fachkräfte der Elektro- und
Informationstechnik mehr denn je. Wir freuen uns über jede Schülerin und
jeden Schüler, die bereits in der Schule eigene Erfahrungen mit einer
für sie neuen Technologie machen. Das sind unsere Spezialisten von
morgen, die die Digitalisierung vorantreiben."
Chipentwicklung ist eine komplexe Aufgabe, für die Experten, aber
besonders für die jungen Schülerinnen und Schüler. Die Sieger hatten
daher, zusammen mit den insgesamt zehn Teams aus der Vorauswahl, im Mai
den mehrtägigen Praxis-Workshop an der Leibniz Universität Hannover
besucht. Dort lernten die Jugendlichen die logischen Grundlagen und eine
Hardware-Beschreibungssprache. "Das machen Profis genauso. Sie
entwickeln damit die Schaltkreise unserer alltäglichen Elektronik", sagt
Ansgar Hinz, VDE-Vorstandsvorsitzender. Dieser Praxisbezug zeichnet
"Invent a Chip" aus. "Der Workshop hat uns die Elektrotechnik sehr viel
nähergebracht, so dass wir uns auch in Zukunft weiter damit beschäftigen
wollen", ziehen die Zweitplatzierten Justus Kaufmann, Fabian Eich und
Tilmann Bruns ihr persönliches Resümee.
Neben Geldpreisen beschert der Sieg bei "Invent a Chip" den
Preisträgern auch die Aufnahme ins Auswahlverfahren für ein Stipendium
der Studienstiftung des deutschen Volkes sowie Kontakte zu Industrie und
Hochschulen und Einladungen zu Projektpräsentationen auf Messen.
"Invent a Chip" wird in der aktuellen Wettbewerbsrunde von zahlreichen
Sponsoren unterstützt: Bosch, Cologne Chip, Globalfoundries, Infineon,
Mentor Graphics, Siemens, Videantis und der DKE Deutsche Kommission
Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE.
Mitteilung des BMBF am 24.10.17