Sonntag, 31. August 2014

Den literarischen Höhepunkt bot Ryo Takeda im Kunsthaus

Nordhausen hat mit der Eröffnung des Bürgerhauses am Samstag mit der neuen Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“ ein modernes, kulturelles Zentrum geschaffen, das in Thüringen seinesgleichen sucht. Und entsprechend bezeichnete Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht in ihrem Grußwort im Festakt am Freitag im Ratssaal die neue Bibliothek als Leuchtturm in der großen Bibliothekslandschaft in Thüringen. Die interessierte Bürgerschaft hatte am Samstag anlässlich der offiziellen Eröffnung dieses Bürgerhauses erste Gelegenheit, sich in der neuen, großzügig gestalteten Bibliothek umzusehen. Die Zukunft wird zeigen, wie sich das kulturelle Leben in der Bibliothek gestalten und von den Bürgern genutzt werden wird.

Es mag Zufall sein, dass es genau auch an diesem Samstag im
Kunsthaus Meyenburg in literarischer Hinsicht mit der Lesung durch den Sänger und Künstler des Erfurter Zughafens Ryo Takeda einen absoluten Höhepunkt gab. Wem der Name Ryo Takeda in Nordhausen bisher kein Begriff war, dürfte schon eine Vorstellung bekommen, wenn er erfährt, dass in der Terminliste des Künstlers unter dem Motto: „Takeda liest“ Städte wie Kassel, Köln, München, Basel oder auch Rostock stehen. Sein Auftritt im Kunsthaus nicht nur als beiläufiger Abstecher, spricht für das kulturelle Image der Stadt Nordhausen. Die Ankündigung dieser Veranstaltung war aber auch so umfangreich und anschaulich, dass Ryo Takeda von einem informierten Publikum im Kunsthaus empfangen und von der Leiterin des Kunsthauses, Susanne Hinsching, begrüßt und eingeführt wurde. Zugleich stellte die Veranstaltung die Finissage der Sonderausstellung „tiefgrün bis zartbitter“ von Gerd Mackensen dar.

Entsprechend der Ankündigung legte sich Ryo Takeda Bücher des japanischen Autors Haruki Murakami zurecht, aus denen er die besten Kurzgeschichten las, darunter seine wohl bekannteste Erzählung "Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah". Und er zeigte sich souverän: fremden Texten beim Vorlesen Leben einzuhauchen, vor und für seine Zuhörer. In einer einfühl- und mitteilsam Art, die gleichermaßen unterhaltend wie spannend wirkt. Selbst da, wo die Handlung gar keine Spannung in sich birgt. Damit vermag er seine Zuhörer sehr schnell und zunehmend auf sich zu fixieren. Wobei er sein Metier so gut
beherrscht, dass er darüber auch die Wirkung seines Vortrags auf seine Zuhörer einzuschätzen vermag. Und die Inhalte einiger der vorgelesenen Kurzgeschichten bedurften schon eines Interpreten wie Takeda, um auch da noch spannend zu wirken, wo die Handlung verflacht oder in keine Pointe mündet. Wie etwa in der Geschichte über das systematische Abbrennen von Scheunen. Oder dem unspektakulären Ausklingen zwischenmenschlicher Beziehungen. Und offenbar hatte er einen Autor gewählt, bei dem diese, seine Vortragskunst besonders gut zum Ausdruck kam. Haruki Murakami eben, einen japanischen Autor, dem er sich
offensichtlich besonders verbunden fühlt. Keiner wäre wohl deshalb als Interpret prädestinierter als Takeda, sagt er doch von sich selbst, dass er als Halbjapaner ein Stück japanische Identität in sich trägt (seine Mutter ist Japanerin, Pianistin, und begleitet des öfteren ihren Sohn musikalisch am Klavier.) Und dazu gehört wohl auch seine Art natürlicher duldsamer Höflichkeit, die er gegenüber Spätankömmlingen oder auch einer Zuhörerin gegenüber zeigte, deren Handyklingeln durchaus unpassend wirkte. Ohne sich darüber aus seinem Konzept bringen zu lassen. Er beherrscht einfach die Szenerie und gefiel in seiner Art des Vorlesens ebenso wie in der Kommunikation nach Ende des offiziellen Teiles, etwa mit AutogramminteressentInnen. Als Vorlesekapazität, aber auch als sympathischer Mensch und Künstler wird Ryo Takeda sicher nicht nur mir in bester und nachhaltiger Erinnerung bleiben.






Eindrücke und Assoziationen zur Bürgerhaus-Eröffnung

Wäre ich Berichterstatter, müsste ich mir eingestehen, dass ich mit einem Bericht über die Eröffnung des Bürgerhauses zu spät dran bin, andere wären weit schneller gewesen. Ich könnte einen Bericht über die Lesung im Kunsthaus Meyenburg schreiben, die gestern Abend stattfand. Damit könnte ich mir aber vermutlich sogar Zeit lassen, weil ich niemanden sah, der
mir da zuvor kommen könnte. Und da wiederum überlege ich, warum das so ist? Der Abend war hinreichend oft und anschaulich angekündigt, der Künstler – und es war ein solcher – Ryo Takeda ebenso anschaulich vorgestellt, aber damit schien es seitens der Medien sein Bewenden gehabt zu haben. Vielleicht aber war unter den doch beachtlich vielen Zuhörern ein Bürgerreporter, der für die eine oder andere Zeitung noch einen Bericht schreiben wird. Heutzutage wird ja vieles an Vorgängen und Ereignissen durch solche Bürgerreporter „abgedeckt“. Die sind für die Redaktionen billiger als Journalisten und das scheint auch dem Anspruch der Leser zu genügen. Nichts gegen Bürgerreporter, der „Allgemeine Anzeiger“ etwa hat meines Erachtens durch sie
beträchtlich an Vielfalt und Niveau gewonnen. Eine richtige Zeitung aber, oder die eine solche sein will, und sogar noch von einem „Journalismus-Experten“ geleitet wird, und keinen einzigen ausgebildeten Journalisten beschäftigt, sollte dieser Anspruch aber eigentlich zu gering sein. Auch das dem Zeitgeist geschuldet?


Während des Rundgangs durch das Bürgerhaus, der der offiziellen Eröffnung am Samstag vorausging, traf ich den Journalisten Karl Heinz Bleß aus Bad Lauterberg, den ich vor vielen Jahren als Ressortleiter des „Bad Lauterberger
Tageblattes“ kennenlernte. Einer Zeitung, die ja nach der Wende auch mal einige Jahre eine Redaktion in Nordhausen unterhielt, ähnlich dem „Harzkurier“ aus Herzberg. Beide konnten sich in Nordhausen nicht halten. Und während der „Harzkurier“ noch seine Leser im Südharz bedient, musste das „Bad Lauterberger Tageblatt“ sein Erscheinen 1997 einstellen. Seitdem arbeitet Bleß als selbständiger Journalist, PR-Redakteur und Autor (www.bless – online.de) mit einer Angebotspalette, die erkennen lässt, wie schwer es heutzutage ein freier Journalist hat. Und ich meine, das
beurteilen zu können.



Nun also abwarten, ob über den gestrigen Leseabend noch von anderer Seite berichtet werden wird. Den ich übrigens dem Erlebniskomplex des Wochenendes mit und um das Bürgerhaus zurechne. Und auf den ich noch eigens eingehen werde. Bei der Gelegenheit aber auch erinnere, dass es im Begegnungszentrum Nord seit vielen Jahren
einen Lesekreis um die frühere Lehrerin Carla Buhl gibt, der sich großer Beliebtheit erfreut. Ich muss gestehen, dass ich bisher erst ein Mal an einen Lesenachmittag teilnahm, vor der Dominanz der Frauen aber retirierte.


Ich besuchte also am Freitag erstmals das Bürgerhaus. Und war überwältigt. Weil sich da eine lichte Welt öffnet, die schon das Verweilen im Erdgeschoß interessant erscheinen lässt. Der Anlass allerdings war die Übergabe des großformatigen Gemäldes „Flussauf“des Künstlers Gerd Mackensen durch die Vertreter
der EVN, die dieses Bild käuflich erwarben und es dem Bürgerhaus als Dauerleihgabe überlassen (die Zeitungen berichteten ausführlich). Es ist eines der herausragenden Bilder in diesem Haus und meines Erachtens nur etwas der allgemeinen Aufmerksamkeit entrückt. Getrennt von ihm durch einen Lichthof, der es wiederum besonders effektvoll erscheinen lässt. Und damit in einem sogar notwendigen sinnvollem Abstand der Betrachtung, wenn man
dem Gemälde gegenüber steht.



Einen sehr viel augenfälligeren Platz nimmt dagegen das Bild des Künstlers Klaus Dieter Kerwitz seitlich des Zugangs zum Ratssaal ein. Dazu, und der weiter zu erwartenden Kunst im Bürgerhaus ist in Anlehnung an die offizielle Verlautbarung der Stadt Nordhausen zu lesen, dass zu den zeitgenössischen Werken, die im Kunsthaus gezeigt werden, das 2,40 Meter mal 1,20 Meter große Tryptichon „Sequenzen einer Stadt“ des Nordhäuser Künstlers Klaus-Dieter Kerwitz gehört, der es der Stadt für das Bürgerhaus geschenkt hat.

Zu den Kunstwerken, die darüber hinaus im Bürgerhaus ihren Platz finden werden, zählt jeweils eine Grafik der Mäzenin Ilsetraut Glock: „Hommage á E. A. Poe“ und von Heinz Scharr: „Abstrakte Landschaft“. Hinzu kommt ein Holzrelief der Nordhäuserin Tura Jursa mit der Ansicht des Rathauses und der Nikolaikirche, ebenfalls ein Geschenk.

In den Büros der Mitarbeiterinnen der Bibliothek finden weitere Grafiken aus der städtischen

Kunstsammlung ihren Platz u.a. von Günter Groh und Horst Janssen.
Das Bürgerhaus wird künftig auch Platz bieten für Wechselausstellungen. Derzeit schon gibt es im Bibliotheks-Lesebereich eine Sonderausstellung mit Fotographien von Roland Obst zum Seniorentheater „Silberdisteln“.

Gegenüber des neuen Ratssaals sind zwölf Arbeiten des französischen Künstlers Patrick Degli Esposti zum Thema „Arthur Rimbaud“ zu sehen. Der Künstler stammt – wie auch Rimbaud - aus Nordhausens Partnerstadt Charleville Meziéres und hat diese Werke 1994 anlässlich der 15. Jahrestages der Städtepartnerschaft mit Nordhausen erstmals in Nordhausen ausgestellt.



Bleibt mir noch zu bemerken, dass mich am Samstag die Neugier erneut zum Bürgerhaus trieb, wollte ich doch zur
allgemeinen Bürgerhaus-Eröffnung wissen, wie groß der Andrang zur „Besitzergreifung“ des Hauses durch die Bürger sein würde. Nach all den Diskussionen, Kritiken und Lästerungen seitens vieler Kommentatoren in der Internetzeitung. Und auch sonst in Gesprächen zu diesem Bauwerk, vielfach als Betonklotz, Prunk- und Protzbau bezeichnet. Und stellte fest, dass sich dieser Andrang doch sehr in Grenzen hielt. Dr. Klaus Zeh, Nordhäuser Oberbürgermeister, assistiert von Hannelore Haase, Kulturdezernentin der Stadt, begrüßte die Besucher und stand interessierten Besuchern Rede und Antwort. Dabei bleibt mir einmal mehr festzustellen, dass die vom OB gezeigte Bürgernähe noch von keinem seiner Vorgänger in dieser offenherzigen Weise praktiziert wurde. Soweit zu sehen war, waren viele Besucher auch gekommen, um sich ihren Bibliotheksausweis gleich am ersten Tag in einen neuen umtauschen zu lassen.



Eigentlich hätte auch Inge Klaan an die Seite des Oberbürgermeisters gehört, die ja maßgeblichen Anteil am Entstehen dieses Bürgerhauses hat. Und dafür viel Kritik einstecken musste. Ihr aber hätte man dann sicher unterstellt, sie wolle sich als Landtagskandidatin empfehlen. Ich übernehme das hier bildlich, denn ich habe sie hier als Faltblatt vor mir und muss nicht lange überlegen, warum mir bei Betrachtung ihres Bildes die Bemerkung eines Reporters (Sigi Heinrich?) anlässlich der Leichtathletik-Europameisterschaften einfällt: er bemerkte angesichts einer Läuferin über 800 Meter (ihr Name sei aus Höflichkeit verschwiegen), sie könne vielleicht einen Schönheitswettbewerb gewinnen, nicht aber die 800 Meter. In übertragenem Sinne halte ich für durchaus möglich, dass Inge Klaan nicht nur das eine, sondern auch ihre Wahl in den Landtag gewinnen könnte. Am 14. September wird man zumindest letzteres erfahren.

Samstag, 30. August 2014

Neue Arbeitsteilung im Krankenhaus – oft kein Fortschritt für Beschäftigte und Patienten

Aktuelle Studie 

Neue Arbeitsteilung im Krankenhaus – oft kein Fortschritt für Beschäftigte und Patienten

Viele Krankenhäuser in Deutschland haben in letzter Zeit Organisation und Arbeitsteilung verändert. Allerdings bringt das auf den Stationen häufig keine Verbesserungen für Beschäftigte und Patienten. Medizinisches und Pflegepersonal sind weiterhin mit Arbeitsverdichtung und Stellenabbau konfrontiert. Vor allem den Pflegenden bleibt oft zu wenig Zeit für Kernaufgaben, insbesondere das Gespräch mit Patienten und Angehörigen. Das zeigt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Untersuchung.* Die Studienautoren vom Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen haben darin erstmals untersucht, wie sich die Zuordnung von Aufgaben, Tätigkeiten und Qualifikationen im Reorganisationsprozess der Krankenhäuser verändern. Die Untersuchung wird heute auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt.

Das IAT-Forschungsteam um Prof. Dr. Josef Hilbert stützt seine Studie auf eine umfangreiche Online-Befragung, an der sich mehr als 2500 Krankenhausbeschäftigte aus ganz Deutschland beteiligt haben: Neben Pflegekräften, die die größte Gruppe stellen, und Ärzten auch Physiotherapeuten, Sozialarbeiter und medizinische Fachangestellte. Die Befragung ist nicht repräsentativ, vermittelt nach Einschätzung der Wissenschaftler aber einen guten Einblick in die Situation in deutschen Krankenhäusern. Zusätzlich werteten sie die Forschungsliteratur und Daten von Lohnspiegel.de aus – das Projekt, das vom WSI-Tarifarchiv in der Hans-Böckler-Stiftung wissenschaftlich begleitet wird, erhebt die Bezahlung unter anderem in Gesundheitsberufen.

Angesichts der hohen Belastung sowohl von Medizinern als auch von Pflegenden werde in Fachkreisen häufig eine „neue Arbeitsteilung zwischen den Gesundheitsberufen“ gefordert, schreiben die IAT-Forscher. Ansätze dazu seien auf vielen Stationen längst zu beobachten. So übernehmen beispielsweise Pflegekräfte Aufgaben, die früher vor allem Ärztinnen und Ärzten vorbehalten waren und geben ihrerseits Arbeiten an „Assistenzdienste“ ab (Einzelheiten siehe unten). Krankenhausmanager geben in Umfragen an, in den letzten Jahren schon viel für bessere Arbeitsbedingungen getan zu haben. Die Sicht der Beschäftigten lasse aber „starke Zweifel daran aufkommen, dass diese Veränderungen erfolgreich sind“, betonen Hilbert und seine Forscherkollegen Christoph Bräutigam und Michaela Evans. Dabei unterschieden sich die verschiedenen Berufsgruppen zwar im Ausmaß ihrer Kritik, sähen aber insgesamt die gleichen Probleme. So wiedersprechen rund 78 Prozent der Pflegenden, mehr als 63 Prozent der Ärzte und etwa 70 Prozent der übrigen Befragten der Aussage: „Meine Arbeitsbedingungen haben sich in den letzten 5 Jahren verbessert“. Mehr als 50 Prozent der befragten Krankenhausbeschäftigten glauben nicht, dass Patientinnen und Patienten von den bisher erfolgten Veränderungen der Aufgabenverteilung auf ihren Stationen profitieren.

- Weniger Stellen, mehr Arbeit -
Bis zu 50.000 Stellen sind nach Schätzungen von Gesundheitsforschern seit Mitte der 1990er Jahre im Pflegedienst der deutschen Krankenhäuser gestrichen worden – bei steigenden Patientenzahlen. Die in der IAT-Studie befragten Pflegerinnen und Pfleger beschreiben die damit verbundene Arbeitsverdichtung auch für die jüngste Zeit: 71 Prozent geben an, auf ihrer Station seien Pflegestellen abgebaut worden. Lediglich 16 Prozent berichten von neuen Arbeitsplätzen und nur knapp 12 Prozent geben an, dass Aufgaben in der Pflege reduziert worden seien. Auch nach Einschätzung der Ärztinnen und Ärzte sind in ihrem Arbeitsbereich eher Stellen gestrichen als geschaffen worden. Zudem berichten fast 37 Prozent, dass auf ihrer Station Mediziner als Leih- oder Zeitarbeiter beschäftigt würden.

- Zu wenig Zeit fürs Wesentliche -
Im Arbeitsalltag erleben viele Beschäftigte aus allen Berufsgruppen permanente Zeitknappheit. Knapp 60 Prozent sagen, sie hätten nicht genug Zeit für ihre Arbeit, weitere 27 Prozent beantworten die Frage mit „teils-teils“. Mehr als die Hälfte der befragten Ärzte und Pflegekräfte können zumindest mehrmals in der Woche nicht die vorgesehenen Pausen machen. Fast 83 Prozent aller Beschäftigten geben an, dass auf ihrer Station wichtige Aufgaben vernachlässigt würden. Rund 60 Prozent der Pflegenden und rund die Hälfte der Mediziner beobachten beispielsweise, dass nicht genug für die Information, Anleitung und Beratung von Patienten getan werde. Jeweils knapp die Hälfte der Befragten finden, dass die Ausbildung auf ihrer Station zu kurz komme. Ein Drittel der Pflegenden und etwa jeder fünfte Mediziner sprechen von Defiziten bei der Dokumentation.

Gleichzeitig, konstatieren die Forscher, liege bei den Pflegekräften „ein erheblicher Teil des Aufgabenspektrums abseits der Arbeit mit Patientinnen und Patienten“. Jeweils rund 40 Prozent der Pflegenden geben an, dass sie auch für Transporte, Botendienste, Reinigungsarbeiten, Verwaltung und hauswirtschaftliche Tätigkeiten eingesetzt werden – während sie mit ihren Kernaufgaben kaum nachkommen.

- Verschiebung von Aufgaben, aber keine echte Reorganisation - Mehr als 78 Prozent der befragten Pflegerinnen und Pfleger haben nach eigener Angabe in letzter Zeit Tätigkeiten vom ärztlichen Dienst übernommen. Pflegekräfte versorgen verstärkt Wunden, sie setzen Spritzen, legen Venenkanülen, geben Medikamente zur Chemotherapie, kümmern sich um die Dokumentation. 47 Prozent bekamen darüber hinaus zusätzliche Verwaltungsaufgaben übertragen.

Zwar haben in etlichen Kliniken offenbar auch die Pflegedienste Aufgaben abgeben können. Der Anteil der Beschäftigten, die von solchen Entlastungen berichten, ist allerdings deutlich geringer: Knapp 44 Prozent der befragten Pflegekräfte tun das. Am häufigsten hat der Pflegedienst Mahlzeitenbestellungen, die Begleitung von Patienten im Krankenhaus, Boten- und Transportaufgaben sowie Reinigungsarbeiten abgeben können. Übernommen haben solche Tätigkeiten vor allem Beschäftigte in „Assistenzdiensten“ wie Servicehelferinnen, Stationsassistenten, Pflegehilfskräfte. Ein gutes Drittel der Befragten gibt an, dass derartige Dienste auf ihrer Station neu eingerichtet worden sind.

Doch auch wenn Verschiebungen in der Arbeitsteilung damit durchaus verbreitet sind – von effektiven Reorganisationen kann nach Analyse der IAT-Experten keine Rede sein. Hilbert und seine Ko-Forscher sprechen von „Experimenten“, die die Praktiker auf den Stationen meist nicht überzeugten. Beispiel Pflegedienst: Dessen „Entlastung von patientenfernen Aufgaben“ sei „bei weitem noch nicht systematisch und flächendeckend umgesetzt“. Und wenn die Pflegekräfte Aufgaben und Verantwortung von Ärztinnen und Ärzten übernähmen, dann handele es sich oft nur um „Einzeltätigkeiten“ und nicht um zusammenhängende „Aufgabenkomplexe“. Die von Gesundheitsexperten immer wieder geforderte „sachgerechte interdisziplinäre Kooperation der Berufe zur Verbesserung der Patientenversorgung“ komme dadurch kaum voran. Auch werde die Chance nicht genutzt, „die professionelle Rolle der Pflege im Krankenhaus zu stärken“ und damit den Beschäftigten eine Perspektive zu bieten, die auch ihre Arbeitszufriedenheit erhöht. Dazu passt, dass die meisten Befragten angemessene Weiterbildungsmöglichkeiten vermissen: Nur knapp 17 Prozent der Pflegerinnen und Pfleger sind zufrieden damit, wie ihr Arbeitgeber sie in der Fort- und Weiterbildung unterstützt. Und lediglich ein gutes Drittel gibt an, bei Bedarf die nötige Weiterbildung zu erhalten.

- Viele machen sich Sorgen um die Rente - Die Forscher vom IAT attestieren den Krankenhausbeschäftigten hohes Engagement. Trotzdem sehen sie insbesondere den Pflegebereich schlecht für eine Zukunft gerüstet, in der das Personalangebot schon wegen der demografischen Entwicklung zurückgeht und ein gravierender Fachkräftemangel droht. Während die Verantwortung der Beschäftigten wachse, blieben ihnen entsprechende Gestaltungsspielräume und Entscheidungsbefugnisse vorenthalten. In strategische Entscheidungen sehen sich viele Beschäftigte nicht hinreichend eingebunden – auch wenn diese ihren Arbeitsplatz unmittelbar betreffen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Bezahlung: In der IAT-Umfrage sagen knapp zwei Drittel der Pflegekräfte, sie würden nicht ihrer Leistung angemessen bezahlt. Laut WSI-Lohnspiegel verdienen Krankenschwestern bei einer 40-Stunden-Woche brutto durchschnittlich 2.513 Euro im Monat, ihre männlichen Kollegen kommen auf 2.742 Euro. Spezialisierte Operationsschwestern und -pfleger erhalten im Durschnitt 3.247 und 3.533 Euro. Helferinnen und Helfer in der Krankenpflege müssen sich mit weniger als 2.000 Euro im Monat begnügen. Knapp die Hälfte der vom IAT befragten Pflegekräfte macht sich Sorgen, nicht genug zu verdienen, um später einmal eine auskömmliche Rente zu bekommen. 

Rainer Jung Abt. ÖffentlichkeitsarbeitHans-Böckler-Stiftung

(Mitteilung des idw – wissenschaftlichen Dienstes am 28.08.2014)

Kultur macht stark

Dieser Slogan und Programm des Deutschen Bibliotheksverbandes bietet in Nordhausen seit heute mit der neuen Bibliothek „Rudolf Hagelstange“ einen fast beispiellosen Anreiz zur zukünftigen Nutzung. Mein Bibliotheksausweis ist viele Jahre alt und lag lange, sehr lange, ungenutzt in der Schublade. Und nachdem ich gestern erstmals den neuen Bibliotheksbau – das Bürgerhaus - besuchte, und die Ausgestaltung der neuen Bibliothek kennengelernt habe, holte ich ihn hervor, um ihn, jenem Anreiz folgend, erneuern zu lassen und ihn zukünftig wieder vermehrt zu nutzen.


Es ist in den vergangenen Jahren viel geschrieben, diskutiert und gelästert worden über diesen „Betonklotz“. Initiatoren, Architekten und (Bau-) Dezernenten in der Stadtverwaltung mussten viel Kritik einstecken, wurden beschimpft und verunglimpft und fanden in den (Internet-)Zeitungen dafür viel Gelegenheit. Verstummt ist sie noch nicht, und der Umgang mit den Bürgerwünschen zur Namensgebung des nunmehrigen Bürgerhauses durch den Stadtrat gab ja auch viel Anlass, aber ruhiger und zunehmend sachlicher geht man immerhin in der Einschätzung dieses Bauwerkes um. Und wer es nun auch von innen kennenlernte, dürfte seine anfangs vielleicht ablehnende Haltung überdacht haben.


In meinem Blog findet sich bisher kein direkter Eintrag zu diesem Bau oder der Diskussion um dessen Namen. Warum auch? Ich bin kein Stadt- oder Bauplaner, kein Baudezernent und auch nicht kompetent bei der Frage eines passenden Namen für das zunächst als Kulturbibliothek benamte Bauwerk. Wohl aber wunderte ich mich wiederholt, warum sich während der gesamten Entwicklungszeit der schon frühzeitig (im April 2013) gegründete Förderverein „Nikolei in foro“ nicht zu Wort meldete, der doch bei seiner Gründung die Vermutung aufkommen ließ, er strebe die Mitwirkungs- und Gestaltungshoheit bei der zukünftigen Nutzung der Kulturbibliothek an. Und auch beim jetzigen Festakt trat er in keiner Form in Erscheinung. Ich sehe mich jedenfalls bestätigt durch die Ausführungen des Nordhäuser Oberbürgermeisters Dr. Klaus Zeh, die ich hier wiedergebe. Mit denen er das Projekt mit seiner Bestimmung anlässlich der heutigen Eröffnung umfassend und angemessen umreißt. Und die mich an seine Neujahrsansprache 2014 erinnerte, in der er zur Kulturbibliothek ausführte, sie der Öffentlichkeit als „Haus des Buches, des Geistes, und ein Haus der Demokratie und der Begegnung“ näher zu bringen. Heute also führte er aus:


Meine sehr geehrten Damen und Herren,


zur Eröffnung unseres Bürgerhauses und unserer schönen neuen Stadtbibliothek hier in der Mitte unserer Stadt, am Nikolaiplatz, im Herzen Nordhausens, heiße ich Sie alle sehr herzlich willkommen.


Auch wenn der Termin dieses Ereignisses verschoben werden musste, was bei so anspruchsvollen und komplizierten Projekten immer mit einkalkuliert werden muss, ist die Freude am heutigen Tag sehr groß. Es ist schön, dass wir an diesem Tag auch Ehrengäste begrüßen können, die mit uns diese Freude teilen. Ich möchte einige von Ihnen stellvertretend für alle namentlich begrüßen:


Ich freue mich, dass Sie, sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, heute nach Nordhausen gekommen sind. Bibliotheksaufbau ist für Sie kein Fremdwort! Sie haben sich in vielerlei Hinsicht um den Wiederaufbau der „Herzogin Anna Amalia Bibliothek“ in Weimar verdient gemacht. Herzlich willkommen.


Ich freue mich besonders, dass Frau Staatssekretärin Inge Klaan in Vertretung des Bauministers Christian Carius hier ist. Sie sind nicht nur als Vertreter des Hauptfördermittelgebers hier. Sie haben als Baudezernentin dieser Stadt dieses Projekt maßgeblich mit geprägt.


Ich begrüße sehr herzlich Herrn Staatssekretär Prof. Dr. Thomas Deufel, der in Vertretung des Kultusministers Christoph Matschie nach Nordhausen gekommen ist. Als Professor, Wissenschaftsstaatssekretär und Fördermittelgeber haben Sie eine besondere Beziehung zu Büchern. Sie wissen den Wert dieser Bibliothek in besonderem Maße zu schätzen.


Ich begrüße sehr herzlich die Landrätin des Kreises Birgit Keller! Die Stadt gehört zum Landkreis so wie der Kreis zur Stadt. Auch die Menschen des Landkreises sind willkommene Nutzer unserer Bibliothek.


Ich begrüße meine Vorgänger im Amt, Herrn Dr. Manfred Schröter und besonders Frau Barbara Rinke, ohne die dieses Projekt sicher nicht auf den Weg gekommen wäre.
Ich begrüße ganz herzlich meine Stadträte, die auf dem Weg bis zum heutigen Eröffnungstag sehr viel Schelte einstecken mussten. Sehr oft zu Unrecht, wie sich zeigt.


Ein besonderes Willkommen gilt dem Verbandsvorsitzenden des Landesverbandes Thüringen im Deutschen Bibliotheksverband und heutigen Festredner, Herrn Dr. Eberhardt Kusber. Sie sagten unlängst: „Eine Bibliothek kann in ihrer besonderen Atmosphäre magnetisch wirken“. Der Bibliotheksneubau in Nordhausen ist ein gelungenes Beispiel dafür. Wir freuen uns auf Ihre Festrede.


Ich begrüße die Architektin, Frau Dr. Anke Schettler und Ihr Team. Das Werk ist vollbracht! Sie können stolz darauf sein.


Ich begrüße Vertreter der Baufirmen, der Verwaltungen, der Kirchen, der Bildungseinrichtungen, der Vereine, alle Mitarbeiter - insbesondere jene der Bibliothek, die in den letzten Monaten ein großes Arbeitspensum bewältigen mussten.
Ich begrüße ganz herzlich Gäste aus unserer Partnerstadt Ostrów Wielkopolskí, die stellvertretende Präsidentin der Stadt, Frau Marlena Malag und den Sekretär und Verwaltungsdirektor der Stadt, Herrn Andrzej Baraniak. Es ist schön, dass Sie immer wieder Anteil an der Entwicklung dieser Stadt nehmen.


Ich begrüße die Vertreter der Presse!
Ein herzliches Willkommen Ihnen allen!


Der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler sagte bei der Wiedereröffnung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek nach dem verheerenden Brand: „Weniges wird in der kulturellen Welt als eine so große Katastrophe erlebt wie der Brand einer Bibliothek.“ Ich sage in Abwandlung dieses Zitates mit Blick auf das heutige Ereignis: Weniges wird in der kulturellen Welt als ein so großes Geschenk empfunden wie der Neubau einer Bibliothek. Das gilt auch in unserem audiovisuellen und digitalen Zeitalter. Bibliotheken waren und sind immer besondere Orte. Hier noch mehr als ein symbolträchtiger Ort in Kombination mit dem Ratssaal. Er ist künftig der Ort der Demokratie, des Meinungsstreites und der Entscheidungen für unsere Stadt.


Ab heute wird es wieder schlagen, Nordhausens Herz. Hier, wo bis zum Baubeginn ein schnöder Parkplatz Ödnis ausstrahlte, werden Menschen kommen, um sich in der Bibliothek Wissen anzueignen oder bei der Lektüre Ruhe zu finden. Sie werden sich im Café oder auf der sonnigen Terrasse treffen. Oder sie kommen in die Stadtratssitzungen in den neuen Ratssaal.


In den letzten Tagen bei den Testläufen haben sich viele Nordhäuserinnen und Nordhäuser ganz schnell „ihre“ Bibliothek erobert. Das ist wohl das größte Kompliment, das man dem Haus machen kann.


Der Ort, an dem sich unser Bürgerhaus heute erhebt, ist historischer Grund. Mit dem 1. Spatenstich für das Bürgerhaus vor fast genau fünf Jahren, setzte sich die Nordhäuser Stadt-, Bau- und Geistesgeschichte an dieser Stelle fort.
Im 11. Jahrhundert erhob sich hier bereits ein Kirchenbau, am Ende des 14. Jahrhundert wurde daraus die Nikolaikirche. Mit der Reformation wurde St. Nikolai die Hauptkirche der evangelischen Christen der Stadt.
In ihr wurden die Eltern von Justus Jonas begraben. Ebenfalls zu Grabe getragen wurden hier der frühere Nordhäuser Bürgermeister und Arzt Conrad Fromann und seine Frau.


Die tragischsten Tage erlebte die Kirche in den Apriltagen des Jahres 1945: 700 Menschen hatten hier vor den Bomben Schutz gesucht, bevor die Kirche selbst von Bomben getroffen wurde.


Die Symbolik des Ortes sollte sich am Martinstag des Jahres 2008 fortsetzen: An jenem Nachmittag wurde bei Bauarbeiten ein 250 Kilo schwerer Bombenblindgänger gefunden. Die gesamte Innenstadt wurde wegen der Entschärfung der Bombe evakuiert. Die Geschichte hatte sich nachdrücklich zurückgemeldet.


Bei der Arbeit der Archäologen gab der Boden jeden Tag neue Geheimnisse preis. Gräber unserer Vorfahren aus der Gründungszeit Nordhausens, Werkzeuge, Schmuckstücke und Handwerksmittel unserer Vorväter: Nordhäuser Geschichte drang ins Bewusstsein zurück. Viele Bürger drängten sich am Bauzaun, um einen Blick auf die Nordhäuser Geschichte zu werfen.


Das Bürgerhaus hat vom ersten Tag an die Nordhäuserinnen und Nordhäuser bewegt. Wohl niemanden in dieser Stadt hat das Projekt kalt gelassen. Der Meinungsstreit war deutlich vernehmbar. Ich sage: Demokratie ist nicht Harmonie, sondern Streit, Streit um die besten Lösungen. Am Ende hat auch hier der Kompromiss gestanden, wie es sich für eine lebendige Demokratie gehört. Im neuen Ratssaal des Bürgerhauses werden künftig die Debatten um das Beste für Nordhausen zu Hause sein. Ich freue mich darauf genauso, wie sicher die meisten von Ihnen!


Sehr geehrte Damen und Herren, am Ende gilt es Dank zu sagen! Für dieses Haus haben in den letzten zehn Jahren hunderte von Frauen und Männern gearbeitet, haben Zeichnungen aufs Papier gebracht, gemauert, Kabel gezogen, Balken gesägt, Fußböden verlegt, Möbel und Bücher geschleppt, Regale eingeräumt und haben Computer angeschlossen. Ich bin froh und dankbar, dass während der gesamten Bauzeit niemand zu Schaden gekommen ist und danke ausdrücklich allen fleißigen Händen und Köpfen, deren Werk unser Bürgerhaus ist.


Als Mann muss ich etwas neidvoll darauf blicken, dass dieses Haus sehr entscheidend durch „Frauenpower“ gestaltet wurde. Insbesondere steht hier meine Amtsvorgängerin, Frau Barbara Rinke mit ihren Visionen und Ideen für das Projekt. Die Baudezernentin Frau Inge Klaan hat mit ihrem Sach- und Fachverstand den handwerklichen Grundstock gelegt und schließlich hat die Zweite hauptamtliche Beigeordnete, Frau Hannelore Haase das Projekt zu einem guten Ende geführt.


Frau Dr. Schettler, die Architektin, hat der Idee des Bürgerhauses Form verliehen, hat vor Ort für viele Details und das Miteinander der Gewerke gesorgt.


Frau Och vom städtischen Bauamt hat mit der nötigen Ruhe, Umsicht und ihrem Sachverstand das Ziel nie aus den Augen verloren und die tausend Fäden in der Hand behalten.


Frau Spieß musste sich mit ganzer Kraft um die Finanzierung kümmern und hat ganz sicher noch nicht das letzte graue Haar dabei bekommen. Frau Dr. Klose hat ihre Ideen und Impulse eingebracht.
Schließlich war Frau Seidel, unsere Bibliotheksleiterin bei ihrem Amtsantritt in der heißen Phase ein Segen. Sie hat manche Idee geerdet, hat uns mit ihrer Begeisterung befeuert und hat mit Ihrer ordnenden Hand gelenkt.
Sie hat die Bücherkette in Nordhausen initiiert.


Damit ich es mir mit meinen männlichen Mitarbeitern nicht gänzlich verderbe und gleichstellungspolitisch nicht daneben liege: Ich danke natürlich auch allen Amtsleitern vom Stadtplanungsamt, Bauamt, Rechtsamt, Hauptamt und ich danke Herrn Jendricke und seinem Dezernat mit Ordnungsamt, Bauordnungsamt und Feuerwehr für die Begleitung des Projektes. Die ganze Stadtverwaltung war daran beteiligt, deshalb danke ich Ihnen allen.


Last but not least auch ein ganz besonderes Dankeschön an den Projektleiter Herrn Jörg Kopprasch, der gemeinsam mit dem Bauleiter Herrn Müller, die Geschicke der Baustelle immer fest in der Hand hielt.


Die Menschen, nicht die Häuser, machen die Stadt.“, lautet eine Weisheit aus England.


Nun kann ich uns, die Nordhäuserinnen und Nordhäuser dazu einladen: Nehmen wir dieses Haus in Besitz.


Ich kann bestätigen: Ein kurzer Besuch macht neugierig und Appetit auf mehr. Am 20.September ist der Tag der offenen Tür.
Kommen Sie, am besten aber schon eher. In das Haus muss Leben einziehen und das wird es auch!


Vielen Dank!


Soweit die Ansprache des Oberbürgermeisters. Auf den Festakt und die zuvor stattgefundene Kennenlern- Aktion werde ich noch eingehen.

Freitag, 29. August 2014

Galerie in der Burg / Café in der Kemenate – Herzliche Einladung

Am Sonntag, 7.09. wird um 16.00 die Herbstausstellung in der Galerie in der Burg eröffnet. Wir laden herzlich zum Besuch der Ausstellung „Landschaftsbegehungen“ - Werner Löwe: Kleinplastik, Zeichnung, Illustration, Collage, Computergrafik ein.
Der 1950 in Dresden geborene Werner Löwe schloß an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste im Jahr 1980 seine Ausbildung als Diplom-Bildhauer ab und übersiedelte 1981 nach Heiligenstadt. Dort wirkt er seitdem neben seiner freiberuflichen künstlerischen Tätigkeit am Eichsfelder Heimatmuseum. Zahlreiche Ausstellungen des Künstlers fanden u.a. in Dresden, Erfurt, Heiligenstadt, Kassel, Husum u.a. statt. Bekannte Werke Werner Löwes im öffentlichen Raum sind das Eichsfeld Relief, Theodor Storm und Heinrich Heine in Heiligenstadt, „Die Lämmerschwänze“ und Konrad Hentrich in Leinefelde sowie die Bronzereliefs der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in Etzelsbach.
Zur Eröffnung am 7.09., 16.00 Uhr liest der Lyriker und Vorsitzende des Thüringer Schriftstellerverbandes Hans-Jürgen Döring (MdL) aus seinem von Werner Löwe illustrierten Gedichtband „Ins Meer gerufen“.
Die Ausstellung wird dankeswerterweise durch die Stiftung der Kreissparkasse Eichsfeld gefördert. Im Rahmen der Vernissage wird Frank Sondermann (Vorstand der Kreissparkasse Eichsfeld) einen symbolischen Scheck überreichen.
Die Ausstellungseröffnung wird musikalisch begleitet durch den in Leinefelde geborenen Gitarristen Alexander Keppner.
Die Ausstellung ist vom 7.09. bis 9.11.2014 von Mittwoch bis Sonntag, 14.00 bis 18.00 Uhr zu sehen. Für Gruppen sind individuelle Termine vereinbar. Zu den Ausstellungszeiten ist auch das Café in der Kemenate geöffnet.
Infos:
Galerie in der Burg, Dr. Gerlinde Gräfin von Westphalen, Fleckenstr. 41, 37345 Großbodungen, Tel. 036077 18934, kontakt@galerie-in-der-burg.de; www.galerie-in-der-burg.de



Unser Programm zum „Tag des Offenen Denkmals“ am Sonntag, 14.09.2014

Sonntag, 14.09., 11.00 bis 18.00 Uhr Tag des Offenen Denkmals: 11.30 Uhr und 14.30 Uhr Vortrag: „Vor 100 Jahren: Beginn des 1.ten Weltkrieges“ - Prof. Dr. Raban Graf von Westphalen
10.30 Uhr und 13.30 Uhr: Führung durch den Marktflecken anläßlich des 890.ten Dorfjubiläums – Treffpunkt vor der Burg – Dr. Gerlinde Gräfin von Westphalen
Das Café in der Kemenate bietet Köstlichkeiten wie einen herzhaften Kemenatentopf  und fein gewürztes Gemüse mit Kartoffeln nach Art der Bodunger Amtsleute. Pfirsichbowle, leckerer Kuchen und Mövenpick-Eis sind ebenfalls im Angebot.
Wir laden alle Bürgerinnen und Bürger herzlich ein.

Preisgekröntes Berliner Tanztheaterstück eröffnet das Wildwechsel-Festival

„ROSES einsam.gemeinsam.“ zweimal im Theater Nordhausen

Mit einem absoluten Höhepunkt beginnt die erste Ausgabe des Wildwechsel-Festivals für Kinder- und Jugendtheater am Dienstag, 23. September um 18 Uhr im Theater Nordhausen. Nicht nur für Jugendliche geeignet ist das Tanztheaterstück „ROSES einsam.gemeinsam.“ des Berliner Theaters Strahl in Kooperation mit De Dansers Utrecht und der Szene Bunte Wähe aus Horn in Österreich. Eine weitere Vorstellung von „ROSES“ folgt am Mittwoch, 24. September, um 11 Uhr.

Sieben junge Tänzerinnen und Tänzer begeben sich mit den Mitteln des Tanztheaters auf den Pfad des Widerstands. Sie laden die Zuschauer ein, ihren Assoziationen und Bildern zu folgen, die sich durch Bewegungsabfolgen, Live-Musik und Bühnensituationen eröffnen. Die Tänzerinnen und Tänzer machen selbst die Musik, die unter den Szenen liegt, und erzeugen so ein besonderes Theatererlebnis. Die Geschichte könnte sich auf jedem Schulhof abspielen, sie könnte vor vielen Jahren passiert sein oder im Hier und Jetzt.

Die dynamische Choreographie der Niederländerin Wies Merkx ist inspiriert von Tagebucheinträgen und Briefen von den Mitgliedern der „Weißen Rose“, der Studentengruppe, die in Nazi-Deutschland den Mut aufbrachte, sich gegen Hetze und Misstrauen, Verrat und Vergeltung der nationalsozialistischen Gesellschaft zur Wehr zu setzen.

„Sie übertreten eine unsichtbare Linie: Sie wollen nicht mehr schweigen, nicken, mitlaufen. Sie wollen gehört werden! Jetzt, damals, zukünftig. Sie kämpfen für ihre Ideale. Sie verweigern sich der Gleichschaltung und Ignoranz. Sie sind schnell. Sie sind zusammen. Sie sind mutig – oder wahnsinnig?“, schreibt das Theater Strahl zu dem Stück, das 2013 mit dem IKARUS 2013, dem Berliner Theaterpreis für herausragendes Kinder- und Jugendtheater ausgezeichnet wurde.

„ROSES einsam.gemeinsam.“ ist für Jugendliche ab 13 Jahren ebenso geeignet wie für Erwachsene. Karten für die beiden Vorstellungen am 23. September um 18 Uhr und am 24. September um 11 Uhr gibt es an der Theaterkasse (Tel. 0 36 31/98 34 52, im Internet unter www.theater-nordhausen.de und an allen Vorverkaufsstellen der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH. Weitere Informationen bietet die Internetpräsenz des Wildwechsel-Festivals unter www.wildwechsel-festival.de.

„Wildwechsel“ ist ein neues Festival für professionelles Kinder- und Jugendtheater der Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die erste Auflage findet vom 23.–26.09.2014 im Theater Nordhausen statt. Das Festival präsentiert sieben ausgewählte exzellente Theaterproduktionen für Kinder und Jugendliche, die in den Wettbewerb um einen Jury- und einen Jugendjurypreis treten. Ermöglicht wurde „Wildwechsel“ durch die Unterstützung der zuständigen Landesverbände des Deutschen Bühnenvereins, des Dachverbands der Kinder- und Jugendtheater ASSITEJ und durch die Förderung der Kreissparkasse Nordhausen und der Sparkassengruppe Hessen-Thüringen.

Foto: Jörg Metzner

Schmuddelwerbung ohne nachhaltige Wirkung

Helle Aufregung herrschte nach zahlreichen Medienberichten vergangene Woche im Schwarzwald Der Grund: Die Anzeige des Tourismusvereins Ferienland Schwarzwald im Bordmagazin einer Fluggesellschaft. Darin hieß es „Große Berge, feuchte Täler und jede Menge Wald" Und das neben der Silhouette einer sich räkelnden Frau mit Bollenhut. Und die war vom Deutschen Werberat beanstandet worden. Man habe die Firma zu einer Stellungnahme aufgefordert. Ferienland Schwarzwald versprach, diese umgehend zu schicken, so dessen Vize Hans-Peter Weis. Bis dahin werde man die Anzeige vorerst nicht weiterverbreiten. "Sicherlich ist die Anzeige frech, provokant und vielleicht frivol. Aber die Aufmerksamkeit gibt uns doch recht."


Inzwischen ist es zwar um die beanstandete Anzeige ruhig geworden, aber – wie in solchen Fällen üblich – ist sie für die Medien Anlass, die Problematik wieder einmal ganz allgemein in den Focus zu rücken. Und als Anhang eine ganze Liste von werbenden Anzeigen in Erinnerung zu bringen, die vom Deutschen Werberat als sexistisch oder lasziv beanstandet wurden. Weil man zum Beispiel halbnackte Frauen in dusseligen Posen sinnlose Botschaften an den Mann zu bringen versuchte. Zwar sieht das der Deutsche Werberat häufig nicht ganz so kritisch, aber wo er nach einer Anzeige beanstandend tätig wird, ist es wohlbegründet.


Aus der Beschwerdemenge lässt sich einiges ablesen. So nutzt die Bevölkerung in Deutschland diese Institution als Korrektiv. Mehr noch - in 43 Prozent aller zu entscheidenden Vorgänge setzten sich die Beschwerdeführer durch; sie wirken damit als wesentlicher Teil der freiwilligen Reinigungskraft der Werbebranche. Ein gutes (hohes) Drittel Werbekorrektur bescheinigt den Bürgern gleichzeitig ihre Kompetenz als Werbekritiker.


Ebenso bemerkenswert die herausragende Autorität des Werberats. Das Gremium setzt sich fast immer mit seinen Beanstandungen bei den betroffenen Unternehmen durch. Das ist keineswegs selbstverständlich: Es handelt sich bei den meisten Streitfällen um rechtlich einwandfreie Werbung, worauf die Firmen pochen könnten, aber aus werbeselbstdisziplinärer Räson darauf verzichten. Selbst die 4 Prozent Öffentlicher Rügen haben einen meist positiven Effekt: Die derart in öffentliche Debatte gezogenen Firmen werden in der Regel danach nicht mehr werbekritisch auffällig.


Insgesamt 95 Fälle und damit fast 50 Prozent machte der Bereich der geschlechterdiskriminierenden Werbung in den vergangenen Perioden aus. Konstant hoch bleibt danach innerhalb dieses Beschwerdemotivs der Vorwurf der Frauenherabwürdigung, -diskriminierung. Männerdiskriminierung ist dagegen noch ein Randphänomen bei der Verbraucherkritik.


Bei den Branchen vor dem Werberat gab es bezüglich der Eigenwerbung der Medien Konstanz: Sie lagen mit 22 Fällen auf Position 1, gefolgt von Elektronik/Telekommunikation mit 20 Fällen, Handel mit 19, Bekleidung/Mode mit 13, alkoholhaltigen Getränken (12), Lebensmitteln (ebenfalls 12) sowie Kfz und Kfz-Zubehör (11). Die übrigen Branchen waren einstellig.


Ohne hier näher auf die in den Anhängen der Berichte aufgeführten Beispiele einzugehen, werde ich doch an einen Fall erinnert, der sich im vergangenen Jahr in Nordhausen ereignete „Das Dekolleté von Nordhausen“ hieß es da am 12. August 2013 in „Spiegel online“ unter dem Titel „Sexistische Werbung“. Es ging dabei um eine Werbung in der „Kleine NZ“ am 05.Juni 2013, über die der „Spiegel“ schrieb (Auszug): „Zwei Brüste, ein zweideutiger Spruch, eine schlüpfrige Botschaft - fertig ist die erfolgreiche Werbeanzeige. Das denkt man sich offenbar auch beim lokalen Nachrichtenportal "nnz-online" in Nordhausen. Doch dann entdeckt die Gleichstellungsbeauftragte des thüringischen Städtchens das Motiv“ (Ende des Auszugs) Und Stefani Müller, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Nordhausen, schrieb den beiden Herausgebern der "Kleinen Nordhäuser Zeitung" einen Brief (Auszug der nnz), „den wir gern einmal veröffentlichen wollen, weil es eben eine Anzeige der nnz betrifft, auf die sich Frau Müller aus dem Rathaus bezieht.

Sehr geehrte Herren,

ich muss mich über die Gestaltung Ihrer Titelseite beschweren. Sicher müssen Sie solche Großereignisse wie den Auftritt eines DSDS- Sternchens überdimensional bewerben. Ganz sicher müssen Sie den Abstieg im Niveau nicht noch beschleunigen, indem Sie mit einer orangefarbigen Anzeige Ihre Zeitung mit Hilfe frauenfeindlicher und sexistischer Worte und Motive „an den Mann“ bringen wollen.

Ich möchte Sie bitten, demnächst zu achten, keine Frauen herabwürdigende Texte und Bilder zu veröffentlichen.

Freundliche Grüße
Stefani Müller
Gleichstellungsbeauftragte


Darauf antwortete der Herausgeber der nnz wie folgt (Auszug): Sehr geehrte Frau Müller, wer den Sinn der Werbung nicht versteht und keinen Humor hat, der sollte in nächster Zeit vielleicht alle Medien meiden. Wenn Sie jedoch noch mehr lustige Werbung sehen wollen? Kein Problem -
hier gibt es weitere Vorlagen.

Fraglich ist darüber hinaus auch, ob Sie als Gleichstellungsbeauftragte der Stadtverwaltung Ihre Kompetenzen auf die freie Wirtschaft ausdehnen können? Ihre sicher notwendige Verantwortung in dieser sicherlich notwendigen Funktion sollte auf das Rathaus beschränkt bleiben, meint
Peter-Stefan Greiner, nnz-Redaktion (Ende des Auszugs).



Was diesen Vorgang aus der Liste der übrigen Beispielen heraushebt, ist die Reaktion der „Neuen Nordhäuser Zeitung“ auf die Rüge des Werberates: Dort nämlich sah man kein Fehlverhalten und wollte die fragliche Werbung weiterhin auf der Website belassen. Daraufhin sprach der Werberat eine öffentliche Rüge aus, die nicht nur der NNZ zuging, sondern auch der bundesweiten Presse. Im Wortlaut:
“Der Werberat ist zu dem Ergebnis gekommen, dass das Werbemotiv zu beanstanden ist, da es, insbesondere in Verbindung mit dem Slogan, Frauen auf ihre Körperlichkeit reduziere und suggeriere, sie müssten tun, was ein Mann von ihnen verlange. Zudem werde der Körper einer Frau mit einem Produkt (Zeitung) gleichgesetzt. Beides sei in kommerzieller Kommunikation nicht akzeptabel.”
Bei „Schreiben als Beruf“ war dazu am 26. November 2013 zu lesen (Auszug): „Wie sehr sich eine solche Rüge verbreitet, hängt dann einzig von den berichtenden Medien ab. In diesem Fall schrieb überregional nur die taz darüber. Selbst Spiegel Online, der als einziges überregionales Blatt im August über die Beschwerden geschrieben hatte, verfolgte die Geschichte nicht weiter. Ist eine Rüge, bei so wenig Widerhall in der Öffentlichkeit, dann nicht nur ein zahnloser Tiger? Katja von Heinegg vom Deutschen Werberat verneint:
“Die Rüge mit der einhergehenden Prangerwirkung stellt eine empfindliche Sanktion dar, denn [die Unternehmen, Anm. d. Red.] investieren in ihr positives Image nicht unerhebliche Betriebsmittel. Gerügte Unternehmen werden erfahrungsgemäß selten ein zweites Mal werbeauffällig.”

Tatsächlich ist die betreffende Anzeige mittlerweile von der Website der NNZ verschwunden (Ende des Auszugs). Das aber scheint die einzige (stillschweigende) Reaktion in dieser Angelegenheit zu sein. Mein Interesse an dem ganzen Vorgang begründet sich übrigens aus dem Umstand, dass ich die nnz zwei Jahre zuvor für den Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung vorschlug. Die nunmehrige Erinnerung an die danach eingetretene Entwicklung kann mich nicht freuen, scheint aber dem Zeitgeist zu entsprechen. Und das finde ich schade.

Donnerstag, 28. August 2014

Arbeitgeberpräsident Kramer: Benachteiligte Jugendliche bei der Ausbildung stärker fördern

Berlin, 28. August 2014.  Zu den heute veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen erklärt Arbeitgeberpräsident Kramer:

Es ist erfreulich, dass sich die konjunkturelle Eintrübung und die wachsenden weltwirtschaftlichen Risiken bisher nicht auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen. Davon profitieren insbesondere auch junge Menschen. Die Jugendarbeitslosigkeit ist in Deutschland so niedrig wie in keinem anderen Land der EU. Um Fachkräfte für die Zukunft zu sichern, müssen Ausbildungsplätze für benachteiligte Jugendliche aber noch besser erschlossen werden.

Ich unterstütze die aktuellen Bemühungen der Bundesagentur für Arbeit unter dem Motto „Betriebliche Ausbildung hat Vorfahrt“. Insbesondere das Modell einer Assistierten Ausbildung hat sich in vielen Projekten bewährt. Hier werden Jugendliche mit besonderem Förderbedarf aus einer Hand intensiv und umfassend betreut und gleichzeitig Ausbildungsbetriebe organisatorisch unterstützt. Damit die Assistierte Ausbildung künftig allen benachteiligten Jugendlichen, die eine solche besondere Förderung benötigen, offensteht, ist der Gesetzgeber gefordert, die Assistierte Ausbildung zum Regelinstrument der Ausbildungsförderung zu machen.

Selbstständig wählen mit Abstimmhilfen (Wahlschablonen)

Auch zur Landtagswahl 2014 wird es den blinden und sehbehinderten Menschen in 
Thüringen wieder möglich sein, ohne Hilfsperson eigenständig zu wählen. Dazu 
wurden Wahlschablonen als Abstimmhilfen in enger Zusammenarbeit mit dem Blinden- und 
Sehbehindertenverband Thüringen e.V. konzipiert', so der Landeswahlleiter 
Günter Krombholz.
(Mitteilung des Landeswahlleiter Thüringen am 28.08.2014)

Rolandsfestresümee 2014:

Dank großer Sponsorenbeteiligung:
Städtischer Zuschuss bei nur noch 6000 Euro


Nordhausen (psv) Dank des großen Sponsoren-Echos zum jüngsten Rolandsfest konnte der Zuschuss aus der Stadtkasse bei nur noch 6000 Euro gehalten werden. Das sagte jetzt Nordhausens Kulturdezernentin Hannelore Haase beim traditionellen Treffen mit den Sponsoren im Museum „Tabakspeicher“. In den Vorjahren lag der Zuschuss bei 120.000 Euro (2012) bzw. 35.000 im Jahr 2013.


Ca. 30 Vertreter von Unternehmen und Vereinen waren zum Treffen gekommen. Dort wurde das zurückliegende Fest ausgewertet und das kommende besprochen. „Es gab überwiegend positive Rückmeldungen. Und vor allem die große Bereitschaft, auch im kommenden Jahr wieder dabei zu sein“, so Frau Haase. 

ZEW-Studie zur Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa im Auftrag der Robert Bosch Stiftung

Ohne entschlossene Reformen der Bildungssysteme und der Arbeitsmärkte werden viele Jugendliche in Südeuropa auch nach der Finanzkrise arbeitslos bleiben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, die von der Robert Bosch Stiftung in Auftrag gegeben wurde. Nach Einschätzung der Arbeitsmarktforscher verhindern vor allem strukturelle Schwächen, dass Jugendliche in den südeuropäischen Krisenländern in den Arbeitsmarkt integriert werden. Kurzfristig komme es jetzt darauf an, junge Menschen besser über Beschäftigungschancen im Ausland aufzuklären, sie zu motivieren und bei den ersten Schritten zu unterstützen.

Die rechtlichen Voraussetzungen für die berufliche Mobilität innerhalb der EU seien geschaffen. Nach wie vor gebe es aber viele praktische Hürden wie fehlende Sprachkenntnisse, die Jugendliche daran hindern, eine Arbeitsstelle im Ausland anzutreten, so die Experten.

In der Berliner Repräsentanz der Robert Bosch Stiftung übergab deren Geschäftsführerin, Dr. Ingrid Hamm, die Studie heute an Staatssekretär Dr. Rainer Sontowski, der sie kurzfristig in Vertretung für Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel entgegennahm. Minister Gabriel: "Die Bekämpfung der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist für uns ein besonders wichtiges Thema, denn es geht hier um die Zukunft der Jugend Europas und damit letztlich auch ein Stück weit um Europa selbst. Auch die Studie der Bosch Stiftung sieht hier Handlungsbedarf. Wir werden weiterhin auf europäischer Ebene, aber auch in bilateralen Abkommen tatkräftige Unterstützung leisten. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist die duale Ausbildung, mit der wir in Deutschland ausgezeichnete Erfahrungen haben und die in vielen Ländern hohe Anerkennung findet."

In den südeuropäischen Krisenländern Spanien, Italien und Portugal liegt die Jugendarbeitlosigkeit weit über dem EU-Durchschnitt. In der Studie "Youth Unemployment in Europe" analysieren die Autoren die Ursachen, bewerten vorgenommene oder geplante Reformen und zeigen konkrete Handlungsempfehlungen auf. Dabei warnen sie vor schlecht konzipierten arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen. "Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und staatliche Ausbildungsplätze sind erfahrungsgemäß keine starke Brücke in den Arbeitsmarkt. Der derzeitige Ansatz der EU, jedem Jugendlichen innerhalb von vier Monaten mit öffentlichen Mitteln irgendein Angebot zu machen, ist daher problematisch", sagt Professor Dr. Clemens Fuest, Präsident des ZEW. "Die Länder sollten sich auf zielgerichtete Instrumente wie die Nachqualifizierung von Jugendlichen ohne Ausbildungsabschluss konzentrieren. Darüber hinaus muss auch die Qualität der Berufsberatung und Arbeitsvermittlung verbessert werden."

Die Wissenschaftler des ZEW kritisieren zudem Arbeitsmarktregelungen, durch die es in vielen südeuropäischen Ländern zu einer Spaltung des Arbeitsmarktes gekommen sei. Während Festangestellte von starken Kündigungsschutzgesetzen profitieren, seien Berufseinsteiger oft nur befristet beschäftigt. Letztere leiden deshalb am meisten unter wirtschaftlichen Schwankungen. Während in Spanien bereits erste Maßnahmen zur Lockerung des Kündigungsschutzes greifen, seien in Italien und Portugal vergleichbare Schritte bisher nicht geglückt, mahnen die Experten.

Die Studie zeigt auch, dass Jugendliche in Südeuropa unter Defiziten in den Bildungssystemen leiden. Berufseinsteigern fehle es an Qualifikation, wodurch sich das Risiko der Arbeitslosigkeit erhöhe. Alarmierend sei zudem eine hohe Dropout-Rate: Im Vergleich zum EU-Durchschnitt geht ein deutlich größerer Teil der Jugendlichen frühzeitig aus Schule und Ausbildung ab. Außerdem werde an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes vorbei ausgebildet. Da die Bildungssysteme sehr stark akademisch ausgerichtet sind, fehle es vor allem in den Ausbildungsberufen an Nachwuchs. Deshalb müsse jetzt die berufliche Bildung verbessert werden. Hierfür seien duale Ausbildungssysteme entscheidend, in denen Unternehmen eine starke Rolle spielen und zentrale Vorgaben für verlässliche Qualitätsstandards sorgen, so das Urteil der ZEW-Experten.

Rund 7,5 Millionen junge Europäer befinden sich derzeit weder in einer Beschäftigung noch in einer Ausbildung. Angesichts dieser alarmierenden Zahl wollen die Robert Bosch Stiftung und die Robert Bosch GmbH einen Beitrag zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit leisten. In einem ersten Schritt hat die Stiftung das ZEW mit der vorliegenden Studie beauftragt. Auf Grundlage der von den Autoren identifizierten Ansatzpunkte werden Stiftung und Unternehmen in den kommenden Monaten weitere Projekte planen.

"Wer ohne Perspektiven ist, verliert das Vertrauen in die Politik, in seine Zukunft und in die Zukunft eines gemeinsamen Europas", sagt Dr. Ingrid Hamm, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung. "Die aussichtslose Lage von Millionen arbeitslosen Jugendlichen muss daher auch Wirtschaft und Zivilgesellschaft alarmieren. Wenn wir es nicht schaffen diese Generation gemeinsam aufzufangen, wird die Jugendarbeitslosigkeit weitere Folgen für die EU und unsere Demokratie haben. Befürchtet wird der Zulauf zu Rechtspopulisten. Hinzu kommt, dass Menschen, die auf Dauer in prekären Verhältnissen leben, keine Familie gründen und versorgen können und sich soziale Risikolagen verstetigen, unter Umständen über Generationen hinweg."

"Wenn wir die Förderexpertise der Stiftung und unsere jahrelange Erfahrung in der Ausbildung junger Menschen bündeln, kann uns ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa gelingen", erklärt Christoph Kübel, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH, das gemeinsame Engagement. "Eine qualifzierte Berufsausbildung verbessert nachweislich die Beschäftigungschancen junger Menschen. Deshalb sollten Unternehmen in Deutschland und den Krisenländern im engen Schulterschluss mit Zivilgesellschaft und Politik beherzt die Vorschläge der Studie aufgreifen." 

Gunter Grittmann Information und Kommunikation
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW)

(Mitteilung des idw – wissenschaftlichen Dienstes am 26.08.2014)

Ärztliche Versorgung im ländlichen Raum weiter angespannt

Hummitzsch fordert Rückkehr der Gemeindeschwestern

Es ist keine DDR-Romantik die DIE LINKE dazu treibt, offen die Rückkehr der Gemeindeschwestern zu fordern. „Wenn man sich auf den Weg in die Vergangenheit macht, landet man dabei immer in der Gegenwart.“ sagt Angela Hummitzsch (Linke), Direktkandidatin für den Thüringer Landtag.

Hummitzsch bereiste in den vergangenen Jahren und insbesondere den zurückliegenden Wochen den Landkreis Nordhausen. Im Gespräch mit den Menschen, sowohl in den Dörfern, als auch in Bleicherode, Heringen oder Ellrich, sei immer wieder die Rede von mangelnder
ärztlicher Versorgung, stundenlangen Wartezeiten und Ärztinnen und Ärzten die einem nur leid tun können, da aufgrund überlaufender Wartezimmer kaum Zeit für Gespräche und eine soziale Betreuung bleibt.

„Eine Gemeindeschwester kann weder Haus- noch Fachärzte ersetzen. Aber eine gut ausgebildete Gemeindeschwester ist eine Persönlichkeit für die kleinen und großen Wehwehchen, entlastet die Wartezimmer und würde fehlenden Hausbesuchen und zu kurz geratenen persönlichen Gesprächen Abhilfe schaffen. Eine Gemeindeschwester wäre eine medizinische und soziale Instanz in einem, egal ob sie Moped oder Auto fährt.“ sagt Angela Hummitzsch.

Zurück in der Gegenwart hat die Direktkandidatin mit Augenzwinkern jedoch einen
Verbesserungswunsch am bereits gelebten Modell. „Aus verschiedenen Gründen wäre es sicher nur gerecht, wenn es auch Gemeindepfleger gäbe.“

Womit bezahlte der Nordhäuser? - Geld im Wandel der Zeit

Neue Sonderausstellung vom 4. September bis 9. November im Tabakspeicher:

 Nordhausen (psv) Das geflügelte Wort „Geld regiert die Welt“ kennt jeder - zumindest in seiner umgangssprachlichen Fassung: „Ohne Moos nix los!“. Geld begleitet den Menschen von der Wiege bis zur Bahre. Am Donnerstag, 4. September 2014 um 18.00 Uhr eröffnet Oberbürgermeister, Dr. Klaus Zeh eine neue Sonderschau zu diesem Thema im Tabakspeicher. Die musikalische Umrahmung übernimmt der Musiker Gerd Franzke.

Zahlungsmittel entstanden im Prozess der Arbeitsteilung der Menschheit. Zuerst sind es wertvolle Alltagsgegenstände wie Vieh, Pelze, wertvolle Metallgeräte und Waffen. Vor knapp drei Jahrtausenden bildet sich die Münzform im vorderasiatischen und Mittelmeerraum in Form geprägter Metallstücke aus Gold, Silber und Kupfer heraus.
962 erhält das in Nordhausen ansässige Frauenstift das Münzrecht. Im Mittelalter ist in unserer Stadt, als dominierendem Wirtschaftszentrum in Nordthüringen, eine rege Münztätigkeit zu verzeichnen.

Schwerpunkte der Ausstellung sind mittelalterliches und neuzeitliches Geld, die Inflationszeit, DDR- und BRD-Geld, der Euro und moderne Geldformen. Gezeigt werden unter anderem Münzen und Geldscheine, das Arbeitsgerät eines Kaufmanns, der Arbeitsplatz eines Münzstempelschneiders und vieles mehr. Ausstellungshighlight ist eine Münze, die Friedrich I. (genannt Barbarossa) anlässlich seines Aufenthaltes in Nordhausen prägen ließ. Ein keltisches Regenbogenschüsselchen ist eine weitere Besonderheit. Beide Münzen werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert! Besucher haben darüber hinaus die einmalige Möglichkeit, Souvenirmünzen selbst zu prägen. Ein umfangreiches Begleitprogramm, Vorträge und museumspädagogische Angebote komplettieren die Ausstellung.

Die Deutsche Bundesbank, Filiale Erfurt, die Kreissparkasse Nordhausen, das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, das Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt/Stiftung Moritzburg Halle (Saale), das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt/Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) und das Museum Alte Münze Stolberg/Südharz konnten als wichtige Leihgeber gewonnen werden.

Die Nordhäuser Historiker Paul Lauerwald und Hans-Jürgen Grönke haben die Ausstellung kuratiert. Besonderer Dank gilt der Kreissparkasse Nordhausen, der Nordthüringer Volksbank und an vorderster Stelle dem Förderverein Tabakspeicher, mit deren finanzieller Unterstützung diese Ausstellung erst möglich wurde.


(Jürgen Rennebach, Museumsleiter)

Verabschiedung von Gedenkstättenleiter Dr. Jens-Christian Wagner:

 OB: „Um Zukunft zu gewinnen braucht es der ehrlichen Rückversicherung in der Vergangenheit. Dabei hat Dr. Wagner unserer Stadt geholfen“

Nordhausen (psv) Mit Blick auf das Ende der Dienstzeit von Dr. Jens-Christian Wagner als Leiter der KZ-Gedenkstätte „Mittelbau-Dora“ hat Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh diesem für sein Wirken gedankt.

„An Dr. Wagner habe ich, trotz partiell unterschiedlicher Sichtweisen, insbesondere geschätzt, dass er stets mit großer Klarheit und Vehemenz – oft entgegen einiger Widerstände – uns Nordhäuserinnen und Nordhäusern immer wieder klar gemacht hat, wo die Ursachen für den Untergang Nordhausens in den Apriltagen des Jahres 1945 lagen. Nämlich in der Entfesselung eines furchtbaren Kriegs, der am 3. und 4. April 1945 nach Nordhausen zurückkehrte.“

Ebenso wichtig sei gewesen, dass Dr. Wagner immer klar ausgesprochen habe, dass Nordhausen mit und von einem Konzentrationslager gelebt hat, dessen Opfer im Stadtbild täglich präsent gewesen seien. „Um Zukunft zu gewinnen, bedarf es der ehrlichen Rückversicherung mit der Vergangenheit. Dies trifft insbesondere auf Nordhausen zu. Dabei hat Dr. Wagner unserer Stadt und ihren Menschen geholfen.“

Respekt gelte dem scheidenden Gedenkstättenleiter auch für seinen herzlichen, aufrichtigen und von großem Einfühlungsvermögen getragenen Umgang und der Zusammenarbeit mit den ehemaligen Häftlingen.

Als Wissenschaftler habe Dr. Wagner mit Blick auf die Stadt und das Lager für die dringend nötige Objektivität gesorgt. „Auf den ersten Blick kann diese Objektivität dem moralisch und menschlich unerhörtem Geschehen oben im Kohnstein nicht gerecht werden. Dies gilt aber nur bei erster Betrachtung. Es bedarf der Versicherung bei den Fakten und kalten Zahlen, um annähernd zu fassen, was geschehen ist. So schmerzhaft dies auch sein mag. Auch darin liegt Dr. Wagners Verdienst.


„Herr Dr. Wagner hat Nordhausen in mehrfacher Hinsicht gut getan. Wir wünschen ihm Freude und Erfüllung bei dessen neuen Aufgabe und hoffen, dass er ein Stück Nordhausen auch künftig mit sich tragen wird“, so der Oberbürgermeister. 

LIBOR FIŠER · GITARRE SOLO

Sonntag, 31.8.2014, 18.00 Uhr - St. Marien Bleicherode
 
Mit  dem Programm  „Gitarre im Wandel der Zeit“ erleben die Zuschauer  eine musikalische Reise  durch Jahrhunderte, verschiedene Stimmungen und Musikstile. Neben dem Ständchen von Schubert, einem Choral von J.S. Bach oder  einer Melodie von Martin Luther, erklingen im Programm auch spanische Klänge. Mit Besa me Mucho oder Guantanamera besuchen die Gäste Lateinamerika. Instrumentale Stücke wechseln mit gesungenen Beiträgen und versprechen eine lebendige Dynamik. 
Als  Berufsmusiker und Diplom-Gitarrist garantiert LIBOR FIŠER eine anspruchsvolle und professionelle Darbietung. Seit mehr als 15 Jahren spiele er regelmäßig in Kur-Einrichtungen und Kurorten in Thüringen und Hessen, wie zum Beispiel in der Fachklinik in Bad Liebenstein, Bad Langensalza, Tabarz, Bad Kösen oder Bad Soden-Allendorf.
Jedes Jahr bespielt LIBOR FIŠER auch verschiedenste Kirchen in ganz Deutschland. Der Eintritt zu dem Konzert ist frei. Eine Spende wird erbeten.