Sonntag, 31. August 2014

Den literarischen Höhepunkt bot Ryo Takeda im Kunsthaus

Nordhausen hat mit der Eröffnung des Bürgerhauses am Samstag mit der neuen Stadtbibliothek „Rudolf Hagelstange“ ein modernes, kulturelles Zentrum geschaffen, das in Thüringen seinesgleichen sucht. Und entsprechend bezeichnete Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht in ihrem Grußwort im Festakt am Freitag im Ratssaal die neue Bibliothek als Leuchtturm in der großen Bibliothekslandschaft in Thüringen. Die interessierte Bürgerschaft hatte am Samstag anlässlich der offiziellen Eröffnung dieses Bürgerhauses erste Gelegenheit, sich in der neuen, großzügig gestalteten Bibliothek umzusehen. Die Zukunft wird zeigen, wie sich das kulturelle Leben in der Bibliothek gestalten und von den Bürgern genutzt werden wird.

Es mag Zufall sein, dass es genau auch an diesem Samstag im
Kunsthaus Meyenburg in literarischer Hinsicht mit der Lesung durch den Sänger und Künstler des Erfurter Zughafens Ryo Takeda einen absoluten Höhepunkt gab. Wem der Name Ryo Takeda in Nordhausen bisher kein Begriff war, dürfte schon eine Vorstellung bekommen, wenn er erfährt, dass in der Terminliste des Künstlers unter dem Motto: „Takeda liest“ Städte wie Kassel, Köln, München, Basel oder auch Rostock stehen. Sein Auftritt im Kunsthaus nicht nur als beiläufiger Abstecher, spricht für das kulturelle Image der Stadt Nordhausen. Die Ankündigung dieser Veranstaltung war aber auch so umfangreich und anschaulich, dass Ryo Takeda von einem informierten Publikum im Kunsthaus empfangen und von der Leiterin des Kunsthauses, Susanne Hinsching, begrüßt und eingeführt wurde. Zugleich stellte die Veranstaltung die Finissage der Sonderausstellung „tiefgrün bis zartbitter“ von Gerd Mackensen dar.

Entsprechend der Ankündigung legte sich Ryo Takeda Bücher des japanischen Autors Haruki Murakami zurecht, aus denen er die besten Kurzgeschichten las, darunter seine wohl bekannteste Erzählung "Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah". Und er zeigte sich souverän: fremden Texten beim Vorlesen Leben einzuhauchen, vor und für seine Zuhörer. In einer einfühl- und mitteilsam Art, die gleichermaßen unterhaltend wie spannend wirkt. Selbst da, wo die Handlung gar keine Spannung in sich birgt. Damit vermag er seine Zuhörer sehr schnell und zunehmend auf sich zu fixieren. Wobei er sein Metier so gut
beherrscht, dass er darüber auch die Wirkung seines Vortrags auf seine Zuhörer einzuschätzen vermag. Und die Inhalte einiger der vorgelesenen Kurzgeschichten bedurften schon eines Interpreten wie Takeda, um auch da noch spannend zu wirken, wo die Handlung verflacht oder in keine Pointe mündet. Wie etwa in der Geschichte über das systematische Abbrennen von Scheunen. Oder dem unspektakulären Ausklingen zwischenmenschlicher Beziehungen. Und offenbar hatte er einen Autor gewählt, bei dem diese, seine Vortragskunst besonders gut zum Ausdruck kam. Haruki Murakami eben, einen japanischen Autor, dem er sich
offensichtlich besonders verbunden fühlt. Keiner wäre wohl deshalb als Interpret prädestinierter als Takeda, sagt er doch von sich selbst, dass er als Halbjapaner ein Stück japanische Identität in sich trägt (seine Mutter ist Japanerin, Pianistin, und begleitet des öfteren ihren Sohn musikalisch am Klavier.) Und dazu gehört wohl auch seine Art natürlicher duldsamer Höflichkeit, die er gegenüber Spätankömmlingen oder auch einer Zuhörerin gegenüber zeigte, deren Handyklingeln durchaus unpassend wirkte. Ohne sich darüber aus seinem Konzept bringen zu lassen. Er beherrscht einfach die Szenerie und gefiel in seiner Art des Vorlesens ebenso wie in der Kommunikation nach Ende des offiziellen Teiles, etwa mit AutogramminteressentInnen. Als Vorlesekapazität, aber auch als sympathischer Mensch und Künstler wird Ryo Takeda sicher nicht nur mir in bester und nachhaltiger Erinnerung bleiben.






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