Dienstag, 19. August 2014

Wer im Glashaus sitzt . . .

Der Spruch ist uralt und doch immer wieder aktuell, wie sich gerade jetzt wieder beim Thema Geheimdienste und Spionage zeigt. War nach den Enthüllungen eines Edward Snowden über das Abhören deutscher Politiker und anderer interessant scheinender Personen aus Wirtschaft und Gesellschaft durch den amerikanischen NSA die Empörung bei deutschen (Oppositions-)Politikern und Zeitungskommentatoren aus Überzeugung oder gekünstelt recht groß, dürften jetzt zumindest die damals empörten Politiker angesichts der „Auftragsprofile“ deutscher Geheimdienste recht kleinlaut geworden sein. Während sich die Kommentatoren der Zeitungen der neuen Situation offenbar ohne größere Probleme anzupassen vermochten und nun eben mit veränderten „Vorzeichen“ erneut forsch zu Werke gehen.


Dazu bleibt mir anzumerken, dass ich schon den massenhaften Anfall an Berichten und Kommentaren über die Enthüllungen des Edward Snowden und die dadurch entstandene NSA-Affäre ohne größeres Interesse verfolgte und auch jetzt – angesichts des Bekanntwerdens deutscher Abhöraktivitäten – eher verwundert bin über die Reaktion und Forderungen deutscher Oppositionspolitiker nach Aufklärung. Die ich – falls sie nicht auf Naivität oder Einfalt beruhen – für Getöse halte.


Nach meiner ganz unmaßgeblichen Auffassung hat Edward Snowden mit seinen Enthüllungen Niemanden einen Gefallen getan, schon gar nicht sich selber. Falls alle seine Geschichten überhaupt eine Nachprüfung standhalten würden, kann eigentlich nur wundern, dass sich ein einzelner Mensch im Gefüge eines Geheimdienstes überhaupt derart umfassende Kenntnisse über Internas verschaffen konnte, die er seit nunmehr zwei Jahren so nach und nach von sich gibt.


Unabhängig davon lehrt die Geschichte, dass jeder Staat seinen eigenen Nachrichtendienst hat, der alsbald nach seiner Einsetzung eigenen Gesetzen folgt, also quasi ein Staat im Staate wird. Und als solcher nicht nur nach außen, sondern auch nach innen wirkt. Und Informationen über Vorgänge und Menschen sammelt, deren Gründe oder Notwendigkeiten in vielen Fällen wohl nur die Verantwortlichen innerhalb dieser Dienste kennen. Das dürfte jeder wissen, der sich emotionslos allein schon mit der Geschichte der deutschen Geheimdienste befasste. Und ganz gleich, ob das im Dritten Reich ein Admiral Wilhelm Canaris, nach dem Krieg in der Bundesrepublik ein Reinhard Gehlen oder in der DDR ein Markus Wolf war. Und es ist ganz sicher heute nicht anders, wenn man auch die jeweiligen Leiter von BND oder MAD längst nicht mehr kennt.Und es wird ganz sicher auch so bleiben. Die Enthüllungen eines Snowden oder jüngst die Veröffentlichungen durch den „Spiegel“ werden höchstens dazu führen, dass das, was bisher im Geheimen geschah, zukünftig noch geheimer getan wird. Und solange die Politik eines Staates von Interessen bestimmt wird und nicht von Ethik oder gar Moral, wird es so bleiben (müssen). Warum sich dann darüber aufregen?

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