50 Jahre Justitia et Pax
„Handeln am Weltgemeinwohl ausrichten“
Mit
einem Festakt ist heute (19. Oktober 2017) in Berlin an die Gründung
der Deutschen Kommission Justitia et Pax vor 50 Jahren erinnert worden.
Der Vorsitzende von
Justitia et Pax, Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier), erinnerte an
die Enzyklika von Papst Paul VI., die 1967 zur Gründung von Justitia et
Pax-Kommissionen weltweit führte. „Dieses Dokument war damals ein
aufrüttelndes Schreiben gegen Ungerechtigkeit und
für eine solidarische Entwicklung der Menschheit, die sich am globalen
Gemeinwohl orientiert. Diesem Programm fühlt sich unsere Kommission bis
heute verpflichtet. Dazu bringen wir Gesprächspartner aus dem Raum der
Kirche und darüber hinaus zusammen“, so Bischof
Ackermann. Im gegenseitigen Austausch stelle man sich den
Herausforderungen der Zeit und entwickle Perspektiven für eine
gerechtere und friedlichere Welt. „Eine Voraussetzung für das Gelingen
einer integralen Entwicklung, so wie sie die Enzyklika
Laudato siʼ von Papst Franziskus und die Agenda 2030 der
Vereinten Nationen verstehen, ist ein kohärentes Vorgehen in der Politik
und in der Zivilgesellschaft, aber auch in unserer Kirche. Dazu kann
Justitia et Pax Impulse geben, weil in ihr die Beschäftigung
mit den Menschenrechten, der Entwicklungszusammenarbeit und der
Friedensethik zusammenkommt“, betonte Bischof Ackermann.
Der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx,
würdigte den Einsatz von Justitia et Pax weltweit und besonders in
Europa: „Mit konzertierten
Aktionen ist es immer wieder gelungen, sich gegen wachsende
Ungleichheit, Nationalismus und Rechtsextremismus, aber für Solidarität
und Offenheit gegenüber Migranten und Flüchtlingen, für Ausbildung und
Arbeit für Jugendliche sowie für Steuergerechtigkeit
zu engagieren. Nicht, dass es einfach wäre: Im Austausch zwischen Ost
und West erfahren wir, wie wir manchmal nur mühsam aus unseren
nationalen Kulturen und Denkweisen herausfinden. Aber wir gehören
zusammen, sind Teil der Menschheitsfamilie und haben eine
gemeinsame Sendung“, so Kardinal Marx. Das Wort von Papst Johannes
XXIII. von der Weltgemeinschaft sei heute aktueller denn je. Es bedeute
ein Arbeiten in Verantwortung für den globalen Horizont. „Autoritäre und
nationalistische Bewegungen haben in Europa
an Boden gewonnen. In den Bevölkerungen zeigen sich tiefe
Verunsicherung, Verängstigung und manchmal wohl auch Überforderung. Wir
haben die Auswirkungen der Finanz- und Schuldenkrise 2008 noch lange
nicht verarbeitet. In der sogenannten Flüchtlingskrise mehren
sich die Stimmen in Europa, die den Sinn für Solidarität gegenüber
Hilfesuchenden und gegenüber anderen Ländern vermissen lassen. Dem
müssen wir unsere Botschaft entgegenhalten“, hob Kardinal Marx hervor.
Dazu trage der Einsatz von Justitia et Pax bei, „von
dem ich mir wünsche, dass er noch stärker in der Öffentlichkeit
wahrgenommen wird“. Kardinal Marx dankte Justitia et Pax, dass in den
vergangenen Jahren vor allem die Themen Religionsfreiheit,
Friedensarbeit und integrale Entwicklung nach vorne gebracht worden
seien. „Bleibt streitbar und seid weiterhin ein gut sichtbares Zeichen
des kirchlichen Einsatzes für Gerechtigkeit und Frieden weltweit“,
ermutigte Kardinal Marx beim Festakt.
Die
Deutsche Kommission Justitia et Pax wird getragen von der Deutschen
Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
Dessen Präsident, Dr.
Thomas Sternberg, würdigte während des Festaktes Justitia et Pax als
ein für das ZdK unverzichtbares Instrument kirchlichen Handelns. „Die
Aufgabenstellung und die Schwerpunkte der Arbeit in der
Entwicklungszusammenarbeit, den Menschenrechten und der
Friedenssicherung
bzw. Friedensförderung von Justitia et Pax haben nichts an Aktualität
eingebüßt. Mit großer Fachexpertise und auf Basis vielfältigen
Erfahrungswissens erarbeitet Justitia et Pax zu diesen Themenfeldern
Analysen und Konzepte und bringt sie nach innerkirchlicher
Meinungsbildung in das gesellschaftliche und politische Gespräch ein“,
so Prof. Sternberg. Das geschehe seit Jahren zunehmend oft in guter
ökumenischer Tradition über die Gemeinsame Konferenz „Kirche und
Entwicklung“, sodass die Kirchen in den genannten Fragen
zu Themen wie zum Beispiel Rüstungsexport weitgehend mit einer Stimme
sprechen. Prof. Sternberg fügte hinzu: „Unser Handeln muss sich am
Weltgemeinwohl ausrichten, dieser Maßstab ist der Kompass, um nach Wegen
und Lösungen für konkrete Probleme und Herausforderungen
zu suchen.“
Beim
Festakt stellte der Bundesminister der Finanzen, Dr. Wolfgang Schäuble,
ein Sonderpostwertzeichen „50 Jahre Justitia et Pax“ vor. Es wurde von
Prof. Peter Krüll (Kranzberg) gestaltet und hat einen Wert von 1,45 Euro.
Hintergrund
Am
18. Dezember 1967 erfolgte die Gründung der heutigen Deutschen
Kommission Justitia et Pax. 1991 fand die Vereinigung der Kommissionen
aus Ost- und Westdeutschland
statt. Seit 2008 ist Bischof Dr. Stephan Ackermann Präsident der
Deutschen Kommission Justitia et Pax, die von der Deutschen
Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)
getragen wird. Als Teil eines internationalen Netzwerkes kann
die Deutsche Kommission Justitia et Pax mit gleichgesinnten
Partnerkommissionen zusammenarbeiten. Die Themenvielfalt reicht von
Agrarpolitik, Versöhnungsarbeit, dem Friedensprojekt Europa bis hin zum
Menschenrechtsdialog mit Afrika. 50 Jahre nach der Gründung
sind die Globalisierung der Solidarität und eine regelbasierte
internationale Zusammenarbeit notwendige Voraussetzung auf dem Weg zu
einem umfassenden und dauerhaften Leben in Gerechtigkeit und Frieden.
Hinweise:
Das Grußwort von Prof. Dr. Thomas Sternberg beim Festakt 50 Jahre Justitia et Pax ist als pdf-Datei im Anhang sowie unter
www.dbk.de verfügbar.
Das Programm der Veranstaltung sowie weitere Informationen sind auf der Internetseite von Justitia et Pax
www.justitia-et-pax.de zu finden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen