Sonntag, 15. Oktober 2017

Kunsthaus im FEININGER-Fieber?

Förderverein überreicht Radierung im Stil Lyonel Feiningers

Fast könnte man meinen, die Überschrift trifft bejahend zu: Nach einer atemberaubenden Sammelaktion, die zu einem Ankauf einer Originalskizze mit dem Motiv der Blasii-Kirche führte nun am vergangenen Donnerstag ein Vortrag über das ‚Verliebtsein‘ von Lyonel Feininger zu besagter Julia Berg, aus deren Nachlass eben diese Skizze rührt. Feininger nannte diese Wochen ‚Findetage‘ – ein schönes Wort für diese Phase, die in eine lebenslange Bindung führte, die alle Hemmnisse überstand: die anfänglich finanziell schwierige Situation vor der Berufung zum Bauhausmeister, den Umzug des Bauhauses von Weimar nach Dessau, weil in Weimar schon der Geist des Nationalsozialismus die Oberhand gewonnen hatte, die Emigration in die USA – Julia war Jüdin! – und schließlich den erneut schweren Anfang in den Staaten. Über diese glückliche Zeit der ersten, anfänglich noch stillen Liebe wurde berichtet – und zwar im wahrsten Sinne „in Wort und Bild“, denn aus einer Vielzahl von zärtlichen Briefen der Beiden wurde gelesen, parallel die Bilder gezeigt, die in Ribnitz und Graal-Müritz entstanden. Losgelassen hatten diese Motive Feininger nie. Noch in den fünfziger Jahren tauchen Mühle und das „Tor der Sehnsucht“ in seinem Spätwerk auf. Die Gäste im gut besuchten „Kunsthaus-Keller“ hatten ihre Freude und dankten dem Ehepaar Pientka mit Applaus, vor allem für den Rechercheaufwand, der diesen Vortrag erst möglich machte. Von der Hotelrechnung, wo die beiden Liebenden in Nachbarzimmern wohnten, bis hin zu der Düne, von der sie berichteten, dass sie dort braun gebrannt wie „Indianer“ seien, all das war nachzuvollziehen. Doch damit nicht genug! Die NATURskizze mit der Blasii-Kirche liegt noch im Stahlschrank des Museums und es wird ein geeigneter Termin für die feierliche Übergabe gesucht. Dass es aber vom KUNSTHAUS MEYENBURG keine Radierung von Feininger, doch wenigstens eine im Stil Feiningers gibt, das ließ den Vorsitzenden des Vereins keine Ruhe. Und es wäre nicht typisch für den KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein, wenn dieser Gedanke nicht in die Wirklichkeit umzusetzen wäre. Also ließ sich Gerd Mackensen von diesem Manko überzeugen und schuf eine Radierung, von der man meinen könnte, Lyonel Feininger hätte die Hand geführt. Sie wurde dem Publikum vorgestellt und wird demnächst, wenn Passepartout geschnitten und die Rahmung erfolgt ist, vom Förderverein dem Kunsthaus übergeben. Mit der beigefügten Abbildung hat sie gewissenmaßen für die Öffentlichkeit eine virtuelle Premiere.

Dr. Wolfgang R. Pientka Vorsitzender des KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein

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