Die
Berichterstattung in der lokalen Presse zu der am Dienstag in der
Galerie der Kreissparkasse eröffneten Ausstellung „20 Jahre Lions
in Nordhausen“, war zumindest zum Teil so ausführlich, dass ich
mich eigentlich unter Berufung darauf auf persönlichen Eindrücke
beschränken wollte. Das tat ich schon mit meinem Eintrag „Eine
Rose zum Geburtstag“. Und wollte das in dieser Weise fortsetzen.
Denn einmal empfand ich diese Ausstellung ob ihrer Ausgestaltung und
ihres Programms eher einem Festakt angemessen. Zum anderen war es für
mich ebenso überraschend wie erfreulich, unter den Gästen dem
ehemaligen Nordhäuser Polizeidirektor Wolfgang Ruske mit seiner Frau
zu begegnen, die ich überaus schätze. Wäre dazu auch noch sein
damaliger Stellvertreter Kurt Schroth erschienen, alle gehörten sie
damals zu den Gründungenmitgliedern der Nordhäuser Lions, wäre
meine Freude perfekt gewesen. Im übrigen erhielt ich durch die
ausgestellten Fotos überhaupt erst eine authentische und umfassende
Vorstellung, wer von den Nordhäuser Bürgern diesem Club angehört.
In
den zwischenzeitlich zu diesem Jubiläum geführten Gesprächen ergab
sich nun aber ein Problem, das in einer Passage in der Ansprache von
MP a.D. Bernhard Vogel besteht. Dazu heißt es im Bericht der
„Nordhäuser Allgemeine“(Auszug): „Der Lions-Club und die
Rotarier hätten ein großes Verdienst erworben: "Sie haben
damals Anfang der 90er-Jahre eine bürgerliche Kultur im Osten
Deutschlands wieder möglich gemacht. Es war ein großer Gewinn für
das Land, dass sie seinerzeit die Initiative ergriffen haben",
betonte der frühere Thüringer Ministerpräsident.“ (Ende des
Auszugs). Im Bericht von Georg Backhaus (in nnz) heißt es dazu
(Auszug): „Er
gratulierte den Mitgliedern des Lions-Club zu ihrem Jubiläum und
würdigte deren Verdienste mit den Worten: "Sie haben wieder
bürgerliche Kultur möglich gemacht. Ihr Dienst ist heute wie auch
in Zukunft bitter nötig...“ (Ende des Auszugs). Und diese
Formulierung in der Aussage Bernhard Vogels führte zu empörten
Widersprüchen. Nicht bei der nnz-Kommentierungs-Gemeinde –
(zumindest zunächst nicht), der Widerspruch artikuliert sich wohl
etwas höher mit der Frage, ob der frühere MP wohl der Meinung ist,
es habe bis dahin und in der DDR keine Kultur gegeben?
Man
könnte nun über die von Bernhard Vogel geäußerte Formulierung
„bürgerliche Kultur“ tatsächlich streiten, wenn er es dabei
belassen hätte. Tatsächlich sagte der Thüringer Ministerpräsident
a.D. wörtlich.: „Lions und selbstverständlich auch Rotary haben
ein ganz besonderes Verdienst nach 1989 sich hier in der Mitte
Deutschlands erworben: sie haben wieder bürgerliche Kultur möglich
gemacht. Sie haben es möglich gemacht zu überwinden, dass man sich
in aller Öffentlichkeit treffen kann, politisch nicht irgendwie
gebunden sein muss, sondern dass man sich aus bürgerlicher
Spontaneität zusammenfinden kann, aus verschiedenen beruflichen
Bereichen und verschiedenen beruflichen Hintergründen. Und dass man
gesellschaftlich tätig sein kann. Weil das so lange nicht möglich
war, war es ein so großer Gewinn, dass die, und dass Andere wirklich
Denkende nachdrücklich die Initiative ergriffen haben. Und dass
mancher westdeutsche Lions- und Rotary-Club dabei Unterstützung
gegeben hat.(Auszug aus der Rede Bernhard Vogels nach meinem
Mitschnitt). Damit erhält der Begriff der „bürgerlichen Kultur“
immerhin einen nachvollziehbaren und diskutierfähigen Sinn. (Gibt es
also daneben eine sozialistische, kapitalistische oder sonst geartete
Kultur und wie stellt sie sich jeweils dar?)
Was
sich allerdings aus den geführten Gesprächen ganz allgemein ergab,
war der frühere Thüringer Ministerpräsident selbst. Der bei Teilen
der Thüringer Bürger durchaus nicht so beliebt ist bzw. war, wie
man das nach dem Verlauf der Lions-Veranstaltung am Dienstag hat
annehmen können. Wie ja auch sowohl der Club der Lions, wie auch der
Rotary bei den (ostdeutschen) Bürgern noch nicht so recht angekommen
scheint. (Oder liegt es an den Mitgliedern?) Jedenfalls dürfte es
kaum nur daran liegen, dass die Clubs hauptsächlich im Zusammenhang
mit Spendenaktionen in Erscheinung treten. Mit
denen sie ganz sicher das kulturelle und soziale Leben überall dort
bereichern, wo sie eben als Club in Erscheinung treten. Dass sie
dadurch auch gesellschaftlich wirken, veranschaulicht gerade diese
Ausstellung.
Die
jedenfalls außerordentlich sorgfältig und sinnvoll aufgebaut.ist
Und ein anschauliches Bild über Lions, seine weltweite Verbreitung
bis hinunter auf die jeweils landesweite und hier eben auch lokale
Ebene vermittelt. Und da wiederum Aufschluss über alle Bereiche
offeriert, in denen der Club wirkt und in Erscheinung tritt.
Einschließlich seines „Eigenlebens“. Dazu gehören nicht nur
kulturelle Veranstaltungen, Vorträge und ein reger Austausch mit
benachbarten und befreundeten Clubs, sondern auch Wanderungen und
Geselligkeit. Der Besucher der Ausstellung kann sich durch hunderte
Fotos, die trotzdem unaufdringlich wirken, über 20 Jahre Lions in
Nordhausen ein Urteil bilden. Er hat bis zum 07. März Gelegenheit
dazu.
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