Donnerstag, 30. Januar 2014

20 Jahre Lions Club Nordhausen

Die Berichterstattung in der lokalen Presse zu der am Dienstag in der Galerie der Kreissparkasse eröffneten Ausstellung „20 Jahre Lions in Nordhausen“, war zumindest zum Teil so ausführlich, dass ich mich eigentlich unter Berufung darauf auf persönlichen Eindrücke beschränken wollte. Das tat ich schon mit meinem Eintrag „Eine Rose zum Geburtstag“. Und wollte das in dieser Weise fortsetzen. Denn einmal empfand ich diese Ausstellung ob ihrer Ausgestaltung und ihres Programms eher einem Festakt angemessen. Zum anderen war es für mich ebenso überraschend wie erfreulich, unter den Gästen dem ehemaligen Nordhäuser Polizeidirektor Wolfgang Ruske mit seiner Frau zu begegnen, die ich überaus schätze. Wäre dazu auch noch sein damaliger Stellvertreter Kurt Schroth erschienen, alle gehörten sie damals zu den Gründungenmitgliedern der Nordhäuser Lions, wäre meine Freude perfekt gewesen. Im übrigen erhielt ich durch die ausgestellten Fotos überhaupt erst eine authentische und umfassende Vorstellung, wer von den Nordhäuser Bürgern diesem Club angehört.

In den zwischenzeitlich zu diesem Jubiläum geführten Gesprächen ergab sich nun aber ein Problem, das in einer Passage in der Ansprache von MP a.D. Bernhard Vogel besteht. Dazu heißt es im Bericht der „Nordhäuser Allgemeine“(Auszug): „Der Lions-Club und die Rotarier hätten ein großes Verdienst erworben: "Sie haben damals Anfang der 90er-Jahre eine bürgerliche Kultur im Osten Deutschlands wieder möglich gemacht. Es war ein großer Gewinn für das Land, dass sie seinerzeit die Initiative ergriffen haben", betonte der frühere Thüringer Ministerpräsident.“ (Ende des Auszugs). Im Bericht von Georg Backhaus (in nnz) heißt es dazu (Auszug): „Er gratulierte den Mitgliedern des Lions-Club zu ihrem Jubiläum und würdigte deren Verdienste mit den Worten: "Sie haben wieder bürgerliche Kultur möglich gemacht. Ihr Dienst ist heute wie auch in Zukunft bitter nötig...“ (Ende des Auszugs). Und diese Formulierung in der Aussage Bernhard Vogels führte zu empörten Widersprüchen. Nicht bei der nnz-Kommentierungs-Gemeinde – (zumindest zunächst nicht), der Widerspruch artikuliert sich wohl etwas höher mit der Frage, ob der frühere MP wohl der Meinung ist, es habe bis dahin und in der DDR keine Kultur gegeben?

Man könnte nun über die von Bernhard Vogel geäußerte Formulierung „bürgerliche Kultur“ tatsächlich streiten, wenn er es dabei belassen hätte. Tatsächlich sagte der Thüringer Ministerpräsident a.D. wörtlich.: „Lions und selbstverständlich auch Rotary haben ein ganz besonderes Verdienst nach 1989 sich hier in der Mitte Deutschlands erworben: sie haben wieder bürgerliche Kultur möglich gemacht. Sie haben es möglich gemacht zu überwinden, dass man sich in aller Öffentlichkeit treffen kann, politisch nicht irgendwie gebunden sein muss, sondern dass man sich aus bürgerlicher Spontaneität zusammenfinden kann, aus verschiedenen beruflichen Bereichen und verschiedenen beruflichen Hintergründen. Und dass man gesellschaftlich tätig sein kann. Weil das so lange nicht möglich war, war es ein so großer Gewinn, dass die, und dass Andere wirklich Denkende nachdrücklich die Initiative ergriffen haben. Und dass mancher westdeutsche Lions- und Rotary-Club dabei Unterstützung gegeben hat.(Auszug aus der Rede Bernhard Vogels nach meinem Mitschnitt). Damit erhält der Begriff der „bürgerlichen Kultur“ immerhin einen nachvollziehbaren und diskutierfähigen Sinn. (Gibt es also daneben eine sozialistische, kapitalistische oder sonst geartete Kultur und wie stellt sie sich jeweils dar?)

Was sich allerdings aus den geführten Gesprächen ganz allgemein ergab, war der frühere Thüringer Ministerpräsident selbst. Der bei Teilen der Thüringer Bürger durchaus nicht so beliebt ist bzw. war, wie man das nach dem Verlauf der Lions-Veranstaltung am Dienstag hat annehmen können. Wie ja auch sowohl der Club der Lions, wie auch der Rotary bei den (ostdeutschen) Bürgern noch nicht so recht angekommen scheint. (Oder liegt es an den Mitgliedern?) Jedenfalls dürfte es kaum nur daran liegen, dass die Clubs hauptsächlich im Zusammenhang mit Spendenaktionen in Erscheinung treten. Mit denen sie ganz sicher das kulturelle und soziale Leben überall dort bereichern, wo sie eben als Club in Erscheinung treten. Dass sie dadurch auch gesellschaftlich wirken, veranschaulicht gerade diese Ausstellung.

Die jedenfalls außerordentlich sorgfältig und sinnvoll aufgebaut.ist Und ein anschauliches Bild über Lions, seine weltweite Verbreitung bis hinunter auf die jeweils landesweite und hier eben auch lokale Ebene vermittelt. Und da wiederum Aufschluss über alle Bereiche offeriert, in denen der Club wirkt und in Erscheinung tritt. Einschließlich seines „Eigenlebens“. Dazu gehören nicht nur kulturelle Veranstaltungen, Vorträge und ein reger Austausch mit benachbarten und befreundeten Clubs, sondern auch Wanderungen und Geselligkeit. Der Besucher der Ausstellung kann sich durch hunderte Fotos, die trotzdem unaufdringlich wirken, über 20 Jahre Lions in Nordhausen ein Urteil bilden. Er hat bis zum 07. März Gelegenheit dazu.  

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