Dienstag, 21. Januar 2014

Großes Lamento um „Gefallenen gelben Engel“

Es ist noch nicht lange her, dass ich mich hier – im Zusammenhang mit der Adventausstellung in der  Nordhäuser Traditionsbrennerei – mit Schutzengeln befasste. Und nach einigen Vorfällen (z.B. dem Unfall des Michael Schuhmacher) zögerte, dieses Thema auf weltanschaulicher Ebene weiter zu behandeln. Und heute sind Engel sogar ins Gerede gekommen. Die „gelben Engel“ des ADAC nämlich. Nicht jene Gott sei Dank, die tagtäglich auf deutschen Straße Autofahrern im Falle des Bedarfs Hilfe leisten, sondern jenen, die im Zusammenhang mit dem ADAC-Preis „Gelber Engel“ unversehens flügellahm geworden sind.

Man hat sich gerade in letzter Zeit – und auch dabei im Zusammenhang mit dem Unfall Michael Schuhmachers – an das Getöse gewöhnt, das die Medien veranstalten, wenn es um Vorgänge geht, die medial „etwas hergeben“ das in spektakulärer Weise verwertbar ist. Auch wenn Umfang und Folgen des Vorgangs noch gar nicht absehbar sind, wie jetzt im Falle des ADAC.
Ich halte mich insoweit für zu unmusikalisch, um in den medialen Chor einzustimmen, der jetzt ein Klagelied über den ADAC und seine bröckelnde Glaubwürdigkeit angestimmt hat. Ich nehme auch hin, dass es da Leute gibt, die mir zum Vorwurf machen, jede passende Gelegenheit zu nutzen, um die Medien zu kritisieren. Ich kann dem immer nur entgegen halten, dass Journalismus in früheren Zeiten sehr viel seriöser und qualifizierter verstanden und ausgeübt wurde. Und auf jüngste Beispiele verweisen: Im Zusammenhang mit dem Unfall Schuhmachers bedurfte es der Einschaltung des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), dessen Vorsitzender Michael Konken erst auf den Kodex des Deutschen Presserates hinweisen musste, um die Medien zu einer „angemessenen“ Verhaltensweise und einer seriösen Berichterstattung zu mahnen
Und nun ist es wieder Konken, der im Falle des ADAC ein Glaubwürdigkeitsproblem der Pressebranche sieht. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der DJV-Chef (Zitat):: „Es ist ein ernstes Problem. Als seriöse Berichterstatter sind wir Journalisten auf seriöse Partner angewiesen, die uns mit Informationen versorgen. Bisher war der ADAC einer dieser glaubwürdigen Partner. Dieses Vertrauen ist nun erschüttert, und der Bürger fragt sich, wem er noch glauben kann?" Es drehe sich eine "unselige Spirale nach unten" (Ende des Zitats). Und das bedeutet meines Erachtens, dass die „seriösen Berichterstatter“ eben blind den Informationen des ADAC vertrauten. Und dabei im wesentlichen einer Einzelperson, nämlich Michael Ramstetter, bisher Leiter der Unternehmenskommunikation und Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift „Motorwelt“ mit einer monatlichen Auflage von immerhin etwa 13,8 Millionen. Er hatte sich offenbar seit seinem Amtsantritt vor 15 Jahren so etwas wie ein kleines Machtimperium geschaffen, in dem er schalten und walten konnte, wie er wollte. Man traute und vertraute ihm. Und das kann eben immer dann zum Problem werden, wenn dieser Einzelne die Geschicke der Kommunikation einer Institution oder einer Zeitung – hier der „Motorwelt“ - verantwortet, keiner Kontrolle unterliegt und auf Kritiken, die es ja gab, sehr persönlich und wenig sachlich reagierte. Und nun im Falle des Eklats - wie groß der auch sein mag - nichts anderes zu sagen hat als „Ich habe Scheiße gebaut“. Mehr als die Stellung wird es ihm kaum kosten. Und weil er im Grunde doch ein guter Fachmann in Sachen Medien und Kommunikation ist – er hätte sonst nicht die gesamte deutsche Medienbranche zu täuschen vermocht - dürfte er nicht lange ohne „neue Aufgaben“ bleiben.

Das Beispiel Ramstetter zeigt damit allerdings auch, wohin es führen kann, wenn ein Einzelner die Geschicke eines Mediums (hier der „Motorwelt“) lenkt und das in zunehmend selbstherrlicher und eigenwilliger Weise („Süddeutsche“ vom 19.01,: „Majestät haben betrogen“). Deshalb kann die Lehre aus diesem Vorgang eigentlich nur sein, überall dort, wo ein einzelner „Experte“dabei ist, in selbstherrlicher Art Einfluss auf seine mediale Welt und seine Umgebung zu nehmen, diesen Einfluss wachsam und kritisch zu begleiten. Auch wenn er darauf in sehr persönlicher Weise reagiert. Und – im Jargon Ramstetters – auch zu mahnen: „Lass' den Scheiß“ Im Falle Ramstetter und des ADAC ist es allerdings zu spät.

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