Veröffentlichung der ersten Forschungsergebnisse
Parallel
zur Außerordentlichen Bischofssynode im Vatikan zum Thema „Die
pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“
hat heute der Bundesverband Katholischer Ehe-, Familien- und
Lebensberaterinnen und -berater erste Ergebnisse einer Studie
vorgestellt, die den Titel „Vergeben und Verzeihen in Paarbeziehungen“
trägt. In der Studie, die vom Bundesverband herausgegeben wird und auch
vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, dem Psychologischen
Institut der TU Braunschweig der Katholischen Hochschule Mainz
unterstützt wurde, wird deutlich: Christlich-religiöse Bindung
beeinflusst die Vergebungsbereitschaft positiv.
In
Ehen und Partnerschaften sind Konflikte und Enttäuschungen
unvermeidlich. Daher bedarf es immer wieder der Bereitschaft,
verletzende Äußerungen und kränkende Verhaltensweisen zu vergeben.
Längerfristig kann ein befriedigendes Zusammenleben in der Partnerschaft
nur gelingen, wenn sich Gefühle wie Enttäuschung und Ärger wieder in
Wohlwollen für und Annäherung an den Partner wandeln. Wo Verzeihen
gelingt, erleben sich die Partner als zugewandt.
Bisher
hat es nur wenig Beachtung für die Frage nach Vergebung und Verzeihen
in Paarbeziehungen innerhalb der Wissenschaft gegeben. Dazu liegen jetzt
erste Ergebnisse der aktuellen Forschungsarbeit vor, die der
Bundesverband bei TNS EMNID deutschlandweit und repräsentativ in Auftrag
gegeben hat.
An
der Befragung nahmen 1.400 Frauen und Männer teil. Diejenigen, die
ihren christlichen Glauben im Alltag miteinander leben, berichten von
einem guten psychischen Wohlbefinden und von einem ausgeprägten
Wohlwollen ihrem Partner gegenüber. Die Ergebnisse legen nahe, dass
diese Personengruppe offensichtlich leichter verzeihen kann, weil sie
„Vergeben und Verzeihen“ als Element ihres partnerschaftlichen
Lebensstils und zugleich Teil ihres Glaubens umsetzen kann.
Außerdem
wurden zum gleichen Thema insgesamt 350 Paare befragt, die Klienten
einer Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle waren und zusätzliche
Paare, die religiös gebunden, aber nicht Klienten waren. Erste
Ergebnisse aus diesen Befragungen zeigen, dass psychisches Wohlbefinden
und Wohlwollen dem Partner gegenüber es leichter machen, einander zu
verzeihen. Bestehen hingegen Groll und Ärger, stockt der Prozess des
Vergebens und die Paare bleiben unzufrieden. Religiosität hat bei den
Paaren, die eine Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle aufsuchen,
nur geringen Einfluss auf die Zufriedenheit in der Partnerschaft. Wie
religiös orientierte Praxis helfen kann, mit Kränkungen und Verletzungen
im konkreten Leben besser umzugehen, stellt sich daher als Aufgabe für
die Kirchen und religiösen Gemeinschaften, aber auch für die
Gesellschaft: Paare sollen befähigt werden, nach Kränkungen,
herablassender Kritik oder sexueller Untreue in der Partnerschaft das
verloren gegangene Wohlwollen wieder aufzubauen, die emotionale Bindung
wiederherzustellen und Groll bzw. Ärger angemessen auszudrücken. Die
Ergebnisse der Befragungen können in die Diagnostik und Beratung der
Paare einfließen.
Die
Studie macht deutlich, dass eine Form von Vergebungskompetenz zu einem
„Allgemeingut“ im Sinne von Wissen und Handlungskompetenz werden sollte.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist es nach Meinung des Bundesverbandes
nötig, das Thema „Vergeben und Verzeihen“ in Unterricht,
Erwachsenenbildung, Ehevorbereitung sowie in kirchlicher Verkündigung
ausdrücklich und praxisnäher einzubringen, als dies bisher geschieht.
Der Bundesverband wird sich in Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem
Psychologischen Institut der TU Braunschweig und der Katholischen
Hochschule Mainz um die weitere Auswertung der Daten und den Transfer
der Ergebnisse in die beraterisch-therapeutische Praxis und in die
verschiedenen Tätigkeitsfelder der Kirche bemühen. Darüber hinaus sollen
Handreichungen für Seelsorge, Erwachsenenbildung und Schulen entwickelt
werden, die helfen können, stärker auf das Thema „Vergeben und
Verzeihen“ einzugehen.
Hinweis:
Der
Bundesverband veranstaltet am 5. Februar 2015 in Köln in Zusammenarbeit
mit dem Familienbund der Katholiken und der Katholischen
Bundeskonferenz für Ehe-, Familien und Lebensberatung eine Tagung zum
Thema. Dort werden die Ergebnisse der Befragung ausführlich vorgestellt
und pastorale Konsequenzen aus den Ergebnissen diskutiert. Einen
Einladungsflyer finden Sie als pdf-Datei unter www.dbk.de. Weitere Informationen sind auf der Internetseite des Bundesverbandes unter www.bv-efl.de verfügbar.
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