Das Oktoberheft des „Wirtschaftsmagazin“ der IHK Erfurt
befasst sich im Editorial mit den sich abzeichnenden Folgen der
Thüringenwahl im September. Also mit der Wahrscheinlichkeit, dass es
zu einer rot-rot-grünen Regierungsbildung kommen kann. Dieter
Bauhaus, Präsident der Erfurter IHK führt darin aus (Auszug): „Für
mich persönlich ist es schon eine Ironie der Geschichte, wenn gerade
in diesen Tagen – 25 Jahre nach der friedlichen Revolution und dem
historischen Mauerfall – darüber diskutiert wird,, ob die
Nachfolgepartei der SED den Ministerpräsidenten in Thüringen
stellen soll.“ (Ende des Auszugs).
Die Ausführungen des IHK-Präsidenten haben zu einer
außerordentlich starken Reaktion seitens der Gewerkschaft geführt,
zu der auch eine Beschwerde an das Thüringer Wirtschaftsministerium
gehörte. Und von dort prompt zu einer Rüge an Dieter Bauhaus wegen
Verletzung der Neutralitätspflicht der IHK als Kammer des
öffentlichen Rechts führte. Die Problematik wird in der
Internetausgabe der TA recht ausführlich wiedergegeben.
Bauhaus hatte in diesem Editorial aber auch darauf hingewiesen,
dass die IHK im Vorfeld der Landtagswahl eine Vielzahl regionaler
Wahlpodien organisierte, auf denen die Unternehmer eine rot-rote
Koalition überdeutlich ablehnten. Und das erinnerte mich wieder an die
Podiumsdiskussion des „Nordhäuser Unternehmerverbandes“ (NUV) mit den Lantagskandidaten des Landkreises im
Juli in der „Friedenseiche“. Ich will nicht näher auf die
Berichte dazu eingehen und es dabei belassen, dass „von beiden
Seiten ein vitales Interesse am gegenseitigen Kennenlernen (bestand)
- die Unternehmer wollen wissen, wer ihre Interessen am besten
vertreten kann und die Landtagsmitglieder in spe wissen, mit wem sie
es in Zukunft zu tun haben werden, wenn es um die wirtschaftliche
Entwicklung in Nordthüringen geht. Es wurde nach den Berichten der
nnz „munter diskutiert“, über Radwege und mangelnde
Planungssicherheit am Beispiel „Rüdigsdorfer Weg“ in Nordhausen
gesprochen, aber jedenfalls nicht über Landespolitik und eine mögliche rot-rote
Koalition und deren vorsorgliche Ablehnung. Am Schluss, so konnte man
lesen, stand der Tourismus und man merkte, das die Lust am
diskutieren sowohl Unternehmer wie auch Politiker langsam verließ.
Im Garten der Friedenseiche wartete schon das Buffet.
Nun kann ich zwar verstehen, warum man im Juli noch nicht an die
Wahrscheinlichkeit einer rot-roten Koalition in Thüringen dachte,
nur bewegte sich die ganze damalige Themenführung unter dem
Vereinsmoderator Peter Stefan Greiner doch eher auf lokalem Niveau (ich schrieb damals darüber).
Aber gerade unter diesem Gesichtspunkt kann ich nicht nachvollziehen,
dass der Tourismus an letzter Stelle stand und man des Diskutierens
überdrüssig war, wenn doch eben auch aktuell die Aufgabe der
Geschäftsführung des Tourismusverbandes durch Uta Reinholz in der
„Nordhäuser Allgemeine“ dazu genutzt wird, angeblich längst
bestandene Mängel und Schwachpunkte aufzuzeigen. Weiß oder wusste
der NUV nichts davon? Oder misst er dem Tourismus als
Wirtschaftszweig keine Bedeutung bei um ihm Aufmerksamkeit zu
schenken? Damals wäre Gelegenheit gewesen, das zumindest erkennen zu
lassen. Das Buffet schien wichtiger.
Auch dem Tourismus wird im Oktoberheft des „Wirtschaftsmagazin“
der IHK Erfurt mit mehreren Beiträgen ausgesprochen große Bedeutung
zugestanden. Und aufgezeigt, was getan werden muss, um ihn florieren
zu lassen. Zwar bewegen sich einige dieser Artikel auf sehr
theoretischen, geradezu akademischen Niveau, aber da gilt meines
Erachtens tatsächlich, wie Kristin Müller ihren Morgenkommentar am
23.10. in der „Nordhäuser Allgemeine“ überschrieb „Pragmatismus
ist gefragt“. Und ich stimme ihr auch zu, wenn sie diesen
Morgenkommentar mit dem Satz schließt (Auszug): „Es geht einzig
darum, den Südharzer Tourismus voranzubringen – was möglicherweise
auch der Harzer Tourismusverband allein erledigen könnte, sofern
dort auch eine starke Südharzer Lobby wirkt.“(Ende des Auszugs)
Mit den NUV scheint er dabei nicht rechnen zu können. Man sitzt
offenbar nicht in einem gemeinsamen Boot.
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