Dienstag, 28. Oktober 2014

Thüringer Wirtschaft setzt auf Kontinuität

Das Oktoberheft des „Wirtschaftsmagazin“ der IHK Erfurt befasst sich im Editorial mit den sich abzeichnenden Folgen der Thüringenwahl im September. Also mit der Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer rot-rot-grünen Regierungsbildung kommen kann. Dieter Bauhaus, Präsident der Erfurter IHK führt darin aus (Auszug): „Für mich persönlich ist es schon eine Ironie der Geschichte, wenn gerade in diesen Tagen – 25 Jahre nach der friedlichen Revolution und dem historischen Mauerfall – darüber diskutiert wird,, ob die Nachfolgepartei der SED den Ministerpräsidenten in Thüringen stellen soll.“ (Ende des Auszugs).


Die Ausführungen des IHK-Präsidenten haben zu einer außerordentlich starken Reaktion seitens der Gewerkschaft geführt, zu der auch eine Beschwerde an das Thüringer Wirtschaftsministerium gehörte. Und von dort prompt zu einer Rüge an Dieter Bauhaus wegen Verletzung der Neutralitätspflicht der IHK als Kammer des öffentlichen Rechts führte. Die Problematik wird in der Internetausgabe der TA recht ausführlich wiedergegeben.


Bauhaus hatte in diesem Editorial aber auch darauf hingewiesen, dass die IHK im Vorfeld der Landtagswahl eine Vielzahl regionaler Wahlpodien organisierte, auf denen die Unternehmer eine rot-rote Koalition überdeutlich ablehnten. Und das erinnerte mich wieder an die Podiumsdiskussion des „Nordhäuser Unternehmerverbandes“ (NUV) mit den Lantagskandidaten des Landkreises im Juli in der „Friedenseiche“. Ich will nicht näher auf die Berichte dazu eingehen und es dabei belassen, dass   „von beiden Seiten ein vitales Interesse am gegenseitigen Kennenlernen (bestand) - die Unternehmer wollen wissen, wer ihre Interessen am besten vertreten kann und die Landtagsmitglieder in spe wissen, mit wem sie es in Zukunft zu tun haben werden, wenn es um die wirtschaftliche Entwicklung in Nordthüringen geht. Es wurde nach den Berichten der nnz „munter diskutiert“, über Radwege und mangelnde Planungssicherheit am Beispiel „Rüdigsdorfer Weg“ in Nordhausen gesprochen, aber jedenfalls nicht über Landespolitik und eine mögliche rot-rote Koalition und deren vorsorgliche Ablehnung. Am Schluss, so konnte man lesen, stand der Tourismus und man merkte, das die Lust am diskutieren sowohl Unternehmer wie auch Politiker langsam verließ. Im Garten der Friedenseiche wartete schon das Buffet.


Nun kann ich zwar verstehen, warum man im Juli noch nicht an die Wahrscheinlichkeit einer rot-roten Koalition in Thüringen dachte, nur bewegte sich die ganze damalige Themenführung unter dem Vereinsmoderator Peter Stefan Greiner doch eher auf lokalem Niveau (ich schrieb damals darüber). Aber gerade unter diesem Gesichtspunkt kann ich nicht nachvollziehen, dass der Tourismus an letzter Stelle stand und man des Diskutierens überdrüssig war, wenn doch eben auch aktuell die Aufgabe der Geschäftsführung des Tourismusverbandes durch Uta Reinholz in der „Nordhäuser Allgemeine“ dazu genutzt wird, angeblich längst bestandene Mängel und Schwachpunkte aufzuzeigen. Weiß oder wusste der NUV nichts davon? Oder misst er dem Tourismus als Wirtschaftszweig keine Bedeutung bei um ihm Aufmerksamkeit zu schenken? Damals wäre Gelegenheit gewesen, das zumindest erkennen zu lassen. Das Buffet schien wichtiger.


Auch dem Tourismus wird im Oktoberheft des „Wirtschaftsmagazin“ der IHK Erfurt mit mehreren Beiträgen ausgesprochen große Bedeutung zugestanden. Und aufgezeigt, was getan werden muss, um ihn florieren zu lassen. Zwar bewegen sich einige dieser Artikel auf sehr theoretischen, geradezu akademischen Niveau, aber da gilt meines Erachtens tatsächlich, wie Kristin Müller ihren Morgenkommentar am 23.10. in der „Nordhäuser Allgemeine“ überschrieb „Pragmatismus ist gefragt“. Und ich stimme ihr auch zu, wenn sie diesen Morgenkommentar mit dem Satz schließt (Auszug): „Es geht einzig darum, den Südharzer Tourismus voranzubringen – was möglicherweise auch der Harzer Tourismusverband allein erledigen könnte, sofern dort auch eine starke Südharzer Lobby wirkt.“(Ende des Auszugs) Mit den NUV scheint er dabei nicht rechnen zu können. Man sitzt offenbar nicht in einem gemeinsamen Boot.

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