Zu schnell denkt man beim Thema „Mallorca“ an Ballermann und Trinkorgien, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Sofern man nicht selbst schon mal dort war und das dortige Treiben vor Ort erlebte. Dass Mallorca damit eigentlich nichts zu tun hat und bemüht ist, sich von diesem Image zu befreien, offenbart sich schnell, wenn man die Baleareninsel aus dem Merianheft oder dem Baedeker kennenlernt.
Oder wenn man am Mittwoch am Themennachmittag „Wo Miro 27 Jahre wohnte“ in „Kunst & Kaffee“ im Kunshaus Meyenburg teilnahm. Den die Dres. Wolfgang und Hannelore Pientka mallorkinisch behütet gestalteten. Und das in einer Weise, die nicht nur in einer nüchternen Beschreibung der dortigen Gegebenheiten bestand, sondern ebenso informativ wie unterhaltend war. Wie man das inzwischen von „den Pientkas“ gewohnt
ist. In eher vergnüglicher Art führte denn auch Hannelore Pientka ins Thema ein, um dann „den Ball“ ihrem Mann zuzuspielen.
Zugestanden: es war ein Ausschnitt von Land, Leuten und der Kunst, auf die man als aufgeschlossener Mensch mit angemessenen Ansprüchen bei einem Besuch der Insel trifft. Und nimmt man das Gehörte und in Bildern Veranschaulichte als Anregung, um dann erst zu Merian und Baedeker zu greifen – sofern man nicht gleich eine Reise bucht – kann sich Alles zu einem Bild formen, das durch die erhaltenen Vortragseindrücke sogar sehr lebendig wirkt.
Das trifft auf die Beschreibung der malerischen Landschaft, bereichert durch Orangen- Oliven- und Zitrusplantagen ebenso zu, wie auf das bis zu 1400 Meter hohe Gebirge mit geradezu abenteuerlich anmutenden Serpentinenstraßen. Nicht weniger eindrucksvoll aber
auch das, was die Insel umgibt: das Meer mit dem Bootshafen samt Badestrand.
Nach dieser allgemeinen anschaulichen Beschreibung der Landschaft erfuhren die Zuhörer am Beispiel von Sóller, der zweitgrößten Inselstadt, 34 Kilometer von Palma, in der die Dres. Quartier bezogen hatten, eine Menge über Infrastruktur, Verkehr,
urbanes Leben und Sehenswürdigkeiten wie Kirchen, Klöster, aber auch über Hafen und Leuchttürme. Dass dabei Dr. Pientka das Museum (Bild in der Vorschau) Can Prunera Sóller mit seinem beeindruckenden Kunstbestand (z.B. Picasso, Joan Miró, Munch, Juan Gris) besonders hervorhob, kann nicht überraschen, liegt es doch im Anspruch der Vortragenden begründet. Nicht weniger das Kloster Lluc, wohl eines der beliebtesten Besucherstätten der Insel. Ihm ist ein Museum angeschlossen, in dem man viel zur Geschichte des Klosters
erfahren kann. Es werden Exponate zur Talyotkultur, verschiedene Musikinstrumente, Keramiken, Gemälde und andere Alltagsgegenstände gezeigt. Und natürlich ist auch dort Joan Miró vertreten.
Dann vermittelte Dr. Pientka in sehr anschaulicher Weise seinen Zuhörern einen Eindruck von einer durch 14 Tunnel führenden Bahnfahrt von Sóller nach Palma. Um in der Hauptstadt Mallorcas zunächst das Leben der Großstadt zu beschreiben, auf die Sehenswürdigkeiten hinzuweisen und sich
allmählich und systematisch dem eigentlichen Thema des illustrierten Vortrags, dem Wirken des Künstlers Joan Miro während seiner 27 Jahre auf Mallorca zu nähern. Der 1956 nach Palma gezogen war, um das künstlerische Leben in der Folgezeit zunehmend zu beeinflussen und es dadurch bereicherte. An zahlreichen Stätten begegnet man Exponaten des Künstlers im Stadtbild Palmas. Und schließlich erreichte man unter Dr. Pientkas Vortragsführung
die Stiftungen Mirós an die Stadt, bestehend aus Schenkungen von Teilen seines Besitzes z.B. der Fundació Pilar i Joan Miró, seine Werkstätten, in denen er von 1956 bis zu seinem Tod arbeitete. Das dadurch als lebendiges und international ausgerichtetes Kulturzentrum der Öffentlichkeit zugänglich blieb. In denen seine Werke hauptsächlich zu sehen sind.
den Grundsätzen des Surrealismus. Er ließ seine Bilder nicht spontan und frei von begleitenden Überlegungen auf der Leinwand entstehen, wie das vielen der Surrealisten eigen war. Miro fertigte demgegenüber viele Vorstudien von seinen Bilder an Staffeleien und sogar den Wänden seiner großen Werkstatt an. In den Folgejahren setzte sich Miró wie Pablo Picasso und Franz Marc auch mit Grafiken auseinander. Primär konzentrierte er sich dabei auf Radierungen und Lithografie, die er dann in großen Auflagen produzierte, um sie an die Masse zu verkaufen. Damit auch jeder Interessent die Möglichkeit bekam, sich eine Grafik von Miro zu leisten. Der Museumsbestand fügt sich harmonisch in die Bauten in ganz unterschiedlichen Stilrichtungen ein. Er umfasst etwa 6000 Werke aus dem Nachlass Mirós – Gemälde, Zeichnungen und graphische Werke, aber auch Skulpturen und Objekte. Dr. Pientka bemerkte aber auch in seiner aufgeschlossenen Art, dass es dazu temporär auch Ausstellungen anderer Künstler gibt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen