Freitag, 24. Oktober 2014

Familien-Geschichtswerkstatt über Tettenborn und Mackenrode

Ausstellungseröffnung am neunten November 2014 in der Flohburg in Nordhausen


Am neunten November 2014 eröffnet in der Flohburg in Nordhausen (ab 16 Uhr, Barfüßerstraße 6) die Ausstellung „Zwei Dörfer - ein Datum“ von der Geschichtswerkstatt Aufbruch ´89, die sich im Rahmen der Akademie für Ost-West-Begegnungen e.V. gegründet hat.


Fünf Tage lang haben die Jugendlichen und Erwachsenen der Geschichtswerkstatt Aufbruch ´89 die große deutsch-deutsche Geschichte anhand von den zwei grenznahen Dörfern Tettenborn in Niedersachsen und Mackenrode in Thüringen erkundet. Dabei war die Idee, eine Miniatur der großen deutsch-deutschen Geschichte zu betrachten: zwei Dörfer, die in unmittelbarer Nachbarschaft liegen– jedoch über Jahrzehnte getrennt waren.
Die Teilnehmer der Geschichtswerkstatt begaben sich auf Spurensuche auf dem alten Grenzweg und forschten in Archiven nach den Dorfchroniken beider Orte.
Vor allem aber entstanden vier junge Reporterteams, welche DorfbewohnerInnen interviewten. Die Menschen erzählten von ihren persönlichen Lebensgeschichten und ihren Erinnerungen zur Zeit der ehemaligen DDR. Viel wurde über Gefühle und erste Eindrücke während und nach der Grenzöffnung gesprochen. „Die Menschen haben auf eindrückliche Weise von ihren Erinnerungen zur Wende erzählt, sodass eine Zeit, die für mich Geschichte ist, ganz lebendig wurde!“, so Bettina Kupke von der Akademie für Ost-West-Begegnungen e.V. „Mein Geburtsjahr ist 1989. Durch die Erzählungen der ZeitzeugInnen ist mir dieses Jahr noch einmal auf neue Weise nahe gekommen.“
Es ging in den Interviews darum, aus ganz persönlicher Perspektive zu erfahren: Was hat sich durch den Bau der Mauer bzw. des Grenzzauns verändert? Und dann später nach 1989: was hat die Grenzöffnung bewirkt? Diese Gespräche wurden auf Video aufgezeichnet und werden später gewissermaßen zum Herzstück der Ausstellung.


Die Ausstellung wird vom 9. bis 30.11.2014 in der Flohburg, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen sein. Außerdem ist sie von da an unter www.aufbruch-89.de auch online zu sehen.


Foto: Rüdiger Spott
Bildunterschrift: Die TeilnehmerInnen der Geschichtswerkstatt im Jugend- und Bildungshaus Tettenborn e.V.


Wer ist die Akademie für Ost-West-Begegnungen?


Vor der Wende: Die Gründung der Akademie für Ost-West-Begegnungen e.V. baute auf eine intensive, langjährige Ost-West-Partnerarbeit auf. Ausgangspunkt dafür waren Kontakte eines kirchlichen Arbeitskreises aus Nordhausen (DDR) mit Mitgliedern der autonomen evangelischen StudentInnengemeinde Marburgs. Maßgeblich für die seit Mitte der 80er Jahre kontinuierlich durchgeführte Bildungsarbeit war das Interesse an der jeweils anders strukturierten Gesellschaft im benachbarten deutschen Staat. In der Auseinandersetzung stellte sich heraus, wie befruchtend die jeweils andere Lebensperspektive war. An Themen für die drei- bis viertägigen Treffen, die Ost- wie Westdeutsche interessierten, bestand kein Mangel.
So wurden insbesondere Theorien von Denkerinnen und Denkern betrachtet, die in beiden Gesellschaften jeweils unterschiedlich rezipiert wurden. Ein Schwerpunkt der Seminare waren theologische und philosophische Themen. Weiterhin wurden Fragen von Erziehung und Bildung sowie Demokratie behandelt. Ein anderes Interessengebiet waren gesellschaftliche Wirkungen unterschiedlicher Sprachgewohnheiten. Weitere Seminare beleuchteten den musikalisch-künstlerischen Bereich.
Nach der Wende:
Es waren zwei Momente, die zu dem Entschluss führten, die eigene Arbeit zu intensivieren und einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen:
Im Zuge des deutschen Einigungsprozesses trat ein gegenseitiges Unverständnis von "Ost" und "West" ungeahnten Ausmaßes zu Tage.
Im Jahr 1992 eskalierten Rassismus und Fremdenhass in unvergleichlicher Weise.
Um diese Tendenzen nicht schweigend hinnehmen zu müssen, wurde die Akademie für Ost-West-Begegnungen gegründet. Damit wurde ein organisatorischer Rahmen für die bildungspolitische und kulturelle Arbeit geschaffen, um den begonnenen interkulturellen Dialog auch für breitere Bevölkerungsschichten zu öffnen. Dieser konnte durch die Bildungsarbeit insbesondere deshalb entstehen, weil die Mitarbeiterinnen aus Ost und West schon seit vor der Wende kontinuierlich zusammenarbeiten.
Ein großes Projekt war die Tagung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit anlässlich der Gründung der Akademie für Ost-West-Begegnungen, die vom 19.-23. Mai 1993 in Niederkaufungen stattfand.
Seit 1993 ist der Verein als offizieller Träger der Erwachsenenbildung von der Bundeszentrale für politische Bildung anerkannt. Dieses war aufgrund des positiven Gutachtens eines von der Bundeszentrale bestellten Gutachters möglich, der unsere Tagung besuchte.
In den folgenden Jahren wurde die Arbeit erfolgreich fortgesetzt. Dabei konnte die Qualität der Bildungsarbeit dank eines extrem engagiert arbeitendem ehrenamtlichen Mitarbeiterteams aus Ost und West immer weiter gesteigert werden. Das wurde auch durch Betreuer der Bundeszentrale für politische Bildung bestätigt, die regelmäßig Veranstaltungen besuchen.
Als ein Schwerpunkt der Bildungsarbeit haben sich nach und nach Familienseminare herauskristallisiert. Dabei werden Kinder nicht einfach nur betreut, sondern aktiv in den thematischen Prozess mit einbezogen. Mit unserer Bildungsarbeit versuchen wir - selbst bei komplexen Themen - Kindern eigene Zugänge zu eröffnen.


Akademie für Ost-West-Begetgnungen e.V.
Bettina Kupke
Henricistraße 3
D - 04177 Leipzig
mobil: + 49-(0)176 – 70 35 16 52

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