Kardinal Marx: „Der synodale Weg geht weiter!“
Zum
Abschluss der Bischofssynode in Rom zum Thema „Die pastoralen
Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“ hat der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx,
eine positive Bilanz gezogen. „Wir haben eine spannende Synode erlebt
mit einer offenen und freimütigen Diskussion. Dabei sind
unterschiedliche Positionen hervorgetreten und Schwierigkeiten gerade im
weltkirchlichen Kontext wurden nicht verschwiegen. Gleichzeitig konnten
aber auch Chancen und Herausforderungen debattiert werden. Das hat auch
das Abschlussdokument der Bischofssynode gezeigt. Am Ende steht für
mich fest: Der synodale Weg geht weiter!“
Die
Synode habe gezeigt, dass die Kirche mit den Menschen und was sie
bewege im Gespräch bleiben müsse: „Dabei haben wir die Verpflichtung,
das Evangelium zu verkünden und nicht uns selbst zu zitieren. In den
Monaten nach der jetzigen Synode bis zur Bischofssynode im kommenden
Jahr wird es darum gehen, welche Wege wir in den Ortskirchen entwickeln
können, die die Lehre der Kirche und die pastorale und familiäre
Situation der Menschen zusammenbringen. Es geht darum – wie es im
Abschlussdokument der Synode heißt – ‚neue Wege‘ zu finden in Theorie
und Praxis. Wir sind als Bischöfe dazu im Dialog bereit. Da gibt es
keine Denk- und Sprechverbote. Ich hoffe auf eine intensive Debatte in
unseren Bistümern, Pfarreien und Verbänden“, so Kardinal Marx. Die
Bischofskonferenz habe auf ihrer Herbst-Vollversammlung einen
entsprechenden Weg beschlossen, der die Familienpastoral stärken soll:
„Dieser Prozess dient zur Vorbereitung eines bischöflichen Wortes zu Ehe
und Familie der Deutschen Bischofskonferenz. Es soll beispielsweise mit
einem Hearing und weiteren Impulsen zu einer vertieften
Auseinandersetzung der Thematik führen.“
Kardinal
Marx hob noch einmal hervor, dass sich die deutschen Bischöfe seit
langem mit der Frage befassen, auf welche Weise die Ehe- und
Familienpastoral in Treue zur kirchlichen Lehre gestaltet werden und die
Zeichen der Zeit aufnehmen kann: „Wir stellen eine nach wie vor
ungebrochene, teilweise sogar gestiegene Wertschätzung des Lebens in
verbindlicher Partnerschaft und Familie fest. Andererseits begegnen wir
selbst im engeren Kreis der engagierten Katholiken großem Unverständnis
gegenüber kirchlichen Lehraussagen mit Blick auf die Familie. Auch das
ist auf der Bischofssynode in vielfachen Facetten deutlich geworden. Wir
müssen jetzt in dem vor uns liegenden Jahr an diesen Themen
weiterarbeiten, um noch konkretere Antworten zu entwickeln, die der
Papst in seiner Schlussansprache erbeten hat.“ Kardinal Marx betonte,
dass es notwendig sei – und das habe die Synode gezeigt –, „in den
Fragen von Sexualität, Ehe und Familie wieder sprachfähig zu werden. Wir
haben als Bischofskonferenz bereits Initiativen zur Ehepastoral ins
Leben gerufen, die das bislang schon starke Engagement in diesem Bereich
profilieren soll. Die Bischofssynode in Rom hat den Blick geweitet auf
das ganze Feld der Pastoral im Bereich von Ehe und Familie“.
Die
Deutsche Bischofskonferenz wolle deshalb die pastorale Begleitung von
Gläubigen, deren Ehe zerbrochen ist und die eine neue Verbindung
eingegangen sind, intensivieren. „Wie alle Gläubigen müssen auch sie die
Kirche als Heimat erfahren und aktiv an ihrem Leben teilnehmen können.
Sie dürfen sich nicht als Christen zweiter Klasse fühlen! Eine wichtige
Aufgabe ist es, ihnen zu helfen, das Zerbrechen ihrer ehelichen
Lebensgemeinschaft psychologisch und theologisch zu verarbeiten, sie zu
ermutigen, weiterhin oder erneut am Leben der Kirche aktiv teilzunehmen,
und sie in ihrem Bemühen zu unterstützen, ein Leben nach dem Glauben zu
führen“, so Kardinal Marx.
Ute
Eberl, die deutsche Auditorin während der Bischofssynode in Rom,
betonte zum Abschluss der Beratungen: „Für mich standen die zwei
Synodenwochen unter der Überschrift: Raus aus der Komfortzone! In der
ersten Woche hieß das: hören auf die Lebenswirklichkeiten von Familien
aus der Weltkirche. Die Bischöfe aus aller Welt haben sehr plastisch und
mit Herzblut berichtet. Hinter jedem Statement steht eine konkrete
politische, kulturelle und ökonomische Situation, manchmal auch Krieg
und Verfolgung. Und: Die Synodenväter haben frei und offen gesprochen.“
In der zweiten Woche hätte hingegen nicht mehr die Lebenswirklichkeit
der Menschen im Vordergrund gestanden, sondern „eine eher bewahrende
Haltung, eine Vorsicht, vielleicht auch eine Sorge. Vor und zurück,
Schleifen drehen, wieder vor und zurück: So geht Prozess – der Plan von
Papst Franziskus geht auf. Von außen gesehen ganz normal, wenn man
mittendrin sitzt, kann man schon mal ungeduldig werden“, so Ute Eberl.
Jetzt sei die Zeit der Ortskirchen dran, um das Jahr bis zur nächsten
Bischofssynode in guter Weise vorzubereiten. Ermutigt zeigte sie sich
durch den Papst, der in seinen Abschlussworten vom Dienen gesprochen
habe: „Eine Kirche, die für die Menschen da sein will, die bückt sich.
Die bückt sich, um die Lebenswirklichkeiten wahrzunehmen – und schaut
nicht zuerst mit der Brille des Kirchenrechts. Das hat nichts damit zu
tun, ‚die Melodie der Welt‘ nachzupfeifen, das hat damit zu tun, bei den
Menschen zu sein. Vielleicht macht eine Kirche, die dient, manchmal
auch Fehler in ihrem pastoralen Engagement. Aber wer dient, der hat auch
keine weiße Weste an, sondern der trägt eine Schürze. Das kann man
nachlesen im Evangelium von der Fußwaschung, da hat Jesus auch eine
Schürze getragen.“
Mit
dem Verlauf und den Ergebnissen der Bischofssynode wird sich der
Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz bei seiner nächsten
Zusammenkunft Ende November befassen.
Hinweise:
Die Schlussbotschaft der Synodenväter finden Sie als aktuelle Meldung unter www.dbk.de. Dort ist auch die Schlussansprache von Papst Franziskus nachzulesen. Außerdem informiert das Dossier „Bischofssynode“
über die wichtigsten Hintergründe zur Synode und deren Verlauf. Dort
finden Sie auch alle Links zu wichtigen Dokumenten zur Synode.
Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz am19.10.2014
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen