Donnerstag, 23. Oktober 2014

Rollatorbedürftigkeit: Ende der gesellschaftlichen Teilhabe?

Die „Thüringer Allgemeine“ berichtete in den vergangenen Tagen in mehreren Beiträgen über Menschen, die aus Gründen des Alters oder ihrer Behinderung auf einen Rollator angewiesen sind. Die Gehhilfe ist zum „Trend-Mobil der Generation 70plus““ geworden, heißt es in einem dieser Beiträge „Wurde die Gehhilfe auf vier Rädern lange Zeit verschmäht, weil sich viele Menschen nicht damit auf die Straße trauten, hat sich die Einstellung inzwischen geändert“, las ich gerade in der „Nordhäuser Allgemeine“ unter Berufung auf Peter Eicke von der Nordhäuser Orthopädietechnik GmbH.


Das ist wohl richtig, und die weiter abnehmenden, oft psychisch bedingten Vorbehalte führten ja auch inzwischen dazu, dass Rollatoren nicht nur in Sanitätshäusern und Orthopädiewerkstätten auf Rezept angeboten werden, sondern sogar in Supermärkten, wie etwa Aldi. Also längst im Trend liegen und Nutzer in der öffentlichen Wahrnehmung längst keine Besonderheit mehr sind.
Und was man im Umfeld von Senioren- oder Pflegeheimen und sogar in der Straßenbahn beobachten kann, macht verständlich, dass inzwischen schon Kurse zur Erlangung eines Rollator-Führerscheins angeboten werden. In denen nicht nur die Nutzung unter physischen und technischen Gesichtspunkten vermittelt wird, sondern auch die verkehrsgerechte Beteiligung am öffentlichen Straßenverkehr. Die Notwendigkeit wird offensichtlich bei der Begegnung mit Rollatornutzern etwa im Umfeld eines Altersheimes und überall da, wo sie vermehrt in Erscheinung treten.



Auffällig angesichts dieser Rollatornutzer-Zunahme ist allerdings nach meinen Beobachtungen, dass man kaum auf einen solchen Nutzer (Nutzerin) bei gesellschaftlichen oder kulturellen Veranstaltungen trifft. Gemeint sind hier Veranstaltungen außerhalb von Senioren-Begegnungszentren und entsprechend geschlossenen Veranstaltungen. Ich kenne Menschen, die stets an öffentlichen kulturellen Veranstaltungen teilnahmen, irgendwann aber plötzlich wegblieben. In Gesprächen erfuhr ich dann gelegentlich, dass sie inzwischen auf einen Rollator angewiesen sind und sich deshalb zurückzogen. Aus Scham? Aus Rücksicht auf gesund scheinende Menschen? Zunehmend werden im öffentlichen Umgang barrierefreie Zugänge offeriert und geboten, an denen kann es also nicht liegen. Ist es etwa auch eine psychologisch bedingte Schwelle, die erst einmal überwunden werden muss? Die Zukunft könnte es zeigen.

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