Sonntag, 19. Oktober 2014

Sind Kurden nicht gleich Kurden?

Als die Medien unlängst von teils gewalttätigen Kurdendemonstrationen in einigen deutschen Städten berichteten, wurde mir bewusst, dass diese Problematik, für die Deutschland ja offenbar selbst vor längerer oder kürzerer Zeit Türen und Tore öffnete, nun quasi vor der eigenen Haustür angekommen ist. Und gleichermaßen wurde mir bewusst, dass mein Wissen um die Problematik der Kurden ja auch in deren Herkunftsländern bisher denkbar dürftig war. Und mir immerhin einfiel, im Kindesalter mal Karl May's „Durch's wilde Kurdistan“ gelesen zu haben. Das mir aber jetzt zur Auffrischung und Erweiterung meines Wissens ungeeignet schien. Umso interessierter surfte ich durch die Zeitungen und durchs Internet, um zu einem aktuellen Bild zu kommen. Dabei erhielt ich zwar Kenntnis von teils schlimmen Vorgängen und dadurch hervorgerufene Flüchtlingsströme, ausgelöst vornehmlich durch den IS und dessen Aggressionen in Syrien. Und der Untätigkeit der Türkei angesichts der Kämpfe um Kobane.

Dass diese Problematik aber viel breitere und tiefergehende Ursachen hat, deren Auswirkungen nun bis nach Deutschland reichen, wurde und wird durch nahezu alle Berichte zwar offenkundig, aber ein zusammenhängendes Bild über Ursachen und Auswirkungen gibt es trotzdem nicht. Setzt man demzufolge in den Redaktionen das geografische und politische Wissen voraus? Oder weiß man es selber nicht so genau?

Die Untätigkeit der Türkei an deren Grenze zu Syrien im Kampf um Kobane muss Gründe haben!? Man überlässt dort die Kurden im Kampf gegen den IS scheinbar ihrem Schicksal. Gleichzeitig hält die Türkei die Gefahr durch die Kurden als größer als die durch den IS. Meint damit aber offenbar jene aus der nordirakischen Autonomieregion. Und die kurdische Arbeiterpartei PKK mit ihrem Führer Abdullah Öcalan. An der irakisch-türkischen Grenze bekriegen sich Kurden und Türken, an der syrischen Grenze sollen die Türken den Kurden helfen. Wie geht das zusammen?


Kürzlich konnte ich in der „ZEIT“ lesen (Auszug): „Den Kurden in Nordsyrien droht ein Massaker wie zuvor den Kurden im Irak. Aber die stehen erstens unter der falschen Führung und zweitens auf falschem Boden. Die Bundesregierung hatte in der Diskussion um die Bewaffnung irakischer Kurden mantrahaft wiederholt: "Keine Waffen für die PKK." Die größte Sorge war, dass am Ende deutsche Waffen in den Händen der als Terrororganisation gelisteten kurdischen Arbeiterpartei landen könnten. Und die in Syrien gegen den IS kämpfende kurdische YPG gilt als PKK-nah.“ (Ende des Auszugs). Nun lese ich im „Handelsblatt (Auszug): „Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) schließt im Kampf gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) eine Unterstützung der kurdischen Arbeiterpartei PKK nicht mehr aus.“(Ende des Auszugs). Wer soll sich da noch auskennen? Kürzlich machte Klaus von Dohnanyi eine lapidare Feststellung: „In der Politik sind die Dinge so, wie sie sind.“. Und damit muss man sich wohl abfinden.

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