Internetdossier zur Seligsprechung von Papst Paul VI.
Papst
Franziskus spricht am kommenden Sonntag, 19. Oktober 2014, auf dem
Petersplatz in Rom Papst Paul VI. selig, der von 1963 bis 1978 im Amt
war. Zum Anlass der Seligsprechung gibt es auf der Homepage der
Deutschen Bischofskonferenz ab sofort online ein Internetdossier, in dem
sich Kardinal Karl Lehmann (Mainz) als Zeitzeuge mit der Person Papst
Paul VI. auseinandersetzt.
Kardinal
Lehmann schreibt, er sei überzeugt, dass der Papst, der bis heute für
viele als der sogenannte „Pillenpapst“ gelte, bisher verkannt worden
sei. Papst Paul VI. habe mit großer Entschlossenheit das Zweite
Vatikanische Konzil fortgesetzt, das sein Vorgänger Papst Johannes
XXIII. einberufen hatte. „Dies gilt nicht nur für seine (Papst Pauls
VI.) große Aufmerksamkeit für das Konzilsgeschehen, sondern besonders
auch für die Verwirklichung der nachkonziliaren Reformen“, so Kardinal
Lehmann. „Er hat als Papst die für die Kirche schwierigen, aufgestauten
Probleme der Moderne erkannt und die ‚Zeichen der Zeit‘ nüchtern zur
Kenntnis genommen. Er bereiste als erster Papst die Welt, baute Brücken
zur Orthodoxie, zum Judentum und galt rasch durch seinen Einsatz für
Evangelisierung, Frieden, Entwicklung und Gerechtigkeit als der erste
moderne Papst.“
Papst
Paul VI. sei bewusst gewesen, dass die Enzyklika „Humanae vitae – zu
den Fragen von Ehe und Familie heute“ großes Gewicht habe. Kardinal
Lehmann zitiert den Papst mit den Worten: „Schweigen können wir nicht.
Reden ist problematisch. Solche Fragen hat die Kirche seit Jahrhunderten
nicht lösen müssen.“ Die Äußerungen zur Empfängnisverhütung und
Geburtenregelung in der Enzyklika „Humane vitae“ seien nur wenige Zeilen
in einer lehrreichen Enzyklika zu Ehe und Familie, was leider bis heute
nicht genügend beachtet werde. Als Errungenschaften unter dem
Pontifikat von Papst Paul VI. hebt Kardinal Lehmann die Schaffung des
erneuerten Messbuches 1969, der Weltfriedenstage, der Abteilung für
Moderne Kunst in den Vatikanischen Museen, der Bischofssynode sowie die
Äußerungen zum Frieden und zur Entwicklung der Völker in der Enzyklika
„Populorum progressio“ von 1967 hervor. Kardinal Lehmann erinnert auch
daran, dass es Papst Paul VI. war, der die Tiara, die dreifache Krone
des Papstes, für immer absetzte und zugunsten der Armen verkaufte.
Die
Seligsprechung von Papst Paul VI. wird Papst Franziskus zum Abschluss
der dritten Außerordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode
vornehmen.

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