Verstoß gegen die Gerechtigkeit
Bischof
Dr. Stephan Ackermann (Trier), Vorsitzender der Deutschen Kommission
Justitia et Pax und Delegierter der Deutschen Bischofskonferenz bei den
jährlichen Internationalen Bischofstreffen im Heiligen Land, hat zu den
aktuellen Auseinandersetzungen über den israelisch-palästinensischen
Grenzverlauf im Cremisan-Tal Stellung genommen. Er verurteilt den Beginn
der Bauarbeiten an einem Teilstück der Sperrmauer bei Beit Jala unweit
von Bethlehem und fordert die Verantwortlichen auf, den Bau auf privatem
Land einzustellen. „Es verstößt gegen die Gerechtigkeit, wenn hier 58
christliche Familien ihres Landes und ihres Lebensunterhalts beraubt
werden und keinen Zugang mehr zu ihren landwirtschaftlichen Flächen
haben“, kritisiert Bischof Ackermann das Vorgehen der israelischen
Armee. Auch die Arbeit von zwei christlichen Klöstern werde durch den
Mauerverlauf beeinträchtigt.
Die
seit Jahren umstrittene Planung für den Verlauf der Grenzmauer im
Cremisan-Tal war im April 2015 durch ein Urteil des israelischen
Obersten Gerichtshofs teilweise korrigiert worden; auch hatte das
Gericht alternative Verlaufspläne eingefordert. Anfang Juli gestatteten
die Richter jedoch den Bau der Mauer in bestimmten Teilstücken und
veränderten damit ihr eigenes Urteil. Daraufhin wurde Anfang August
unmittelbar mit den Arbeiten begonnen; zahlreiche Olivenbäume auf der
Bautrasse sind bereits der Rodung zum Opfer gefallen. Gegen das zuletzt
ergangene Urteil hat die Menschenrechtsorganisation „Saint Yves Society“
Einspruch beim Obersten Gerichtshof erhoben.
„Es
ist besonders zu beanstanden, dass die Armee nun mit den
Rodungsarbeiten begonnen hat, ohne eine abschließende gerichtliche
Entscheidung in dieser Sache abzuwarten“, erklärt Bischof Ackermann. Das
Vorgehen im Cremisan-Tal schüre weiter Unmut und Misstrauen und sei
symptomatisch für die desolate Situation im Heiligen Land. „Es ist
unheilvoll für beide Völker, wenn durch die Fortsetzung dieser Art von
Siedlungspolitik eine Zwei-Staaten-Lösung unmöglich gemacht wird.“
Die
neue Entwicklung im Cremisan-Tal hat auch den Lateinischen Patriarchen
von Jerusalem, Erzbischof Fouad Twal, und mehrere Bischofskonferenzen
weltweit zu deutlicher Kritik veranlasst. Auch die Vertretungen der
Europäischen Union in Jerusalem und Ramallah haben die Vorgänge zum
Thema gemacht.
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