Freitag, 21. August 2015

THEATERNATUR2015 – ein Rückblick mit Vorausblick

Das erste überregionale, länderübergreifende Festival der darstellenden Künste im Harz ist letzten Sonntag offiziell zu Ende gegangen und der Verein hat bewiesen, dass er die Waldbühne in
Benneckenstein mit einem ambitionierten, hochkarätigen Programm praktisch aus dem Dornröschenschlaf gerissen hat.


Zehn Tage lang war die seit vielen Jahrzehnten verschlafene und bei vielen fast in Vergessenheit geratene Waldbühne im Oberharzer Ortsteil Benneckenstein Schauplatz für darstellende Kunst der Spitzenklasse. Knapp 30 Programmpunkte aller Couleurs der darstellenden Künste präsentierte der Kulturrevier Harz e.V. während der ersten Auflage des THEATERNATUR. „Künstlerisch und organisationstechnisch bin ich hochgradig zufrieden,“
gibt Festivalleiter Janek Liebetruth an. „Auch das Wetter hat unwahrscheinlich gut gepasst – denn von den Endproben Anfang August fast bis zum letzten Tag an hatten wir ideales Sommerwetter.“ Selbst das Abschlusskonzert des Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode wurde trotz des dann einsetzenden Regens ein Erfolg.


Glanzlichter gab es zahlreiche. Allen voran ist Liebetruths Inszenierung von Der Besuch der alten Dame zu nennen. Diese Produktion war laut Angaben des Vereins von den Besucherzahlen die Erfolgreichste, obwohl „es natürlich gewagt war, so ein Stück mit ernstem Hintergrund und Fragen nach Geld und Moral auf eine Waldbühne zu bringen.“ sagt der in Benneckenstein aufgewachsen und in Berlin lebende junge Regisseur. „Es wurde als Unterhaltung und Anregung aufgenommen, genau das sollte es sein.“ Auch die zweite Produktion, die musik-theatrale Uraufführung Harz/Heimat/Megacities kam beim Publikum gut an, obwohl viele Besucher mit mehr Fragen zurückgelassen wurden, als Antworten. „Aber auch das ist zeitgenössisches Theater.“ führt Liebetruth weiter aus. Ebenfalls das Gastspiel des Deutschen Nationaltheaters  Weimar Tschick ist auf viel Interesse
und Begeisterung gestoßen und Liebetruth hofft, dass diese Verbindung nach Weimar weiter ausgebaut werden kann.  


Die Vielfalt bot für jeden etwas, um über die engere Region hinaus Besucher in die Region zu holen. Die Besucher kamen zu etwa zwei Dritteln nicht aus Benneckenstein, sondern aus allen Teilen des Harzes und darüber hinaus. Aus Magdeburg, Halberstadt, Wernigerode, Nordhausen, Bad Harzburg, sogar einige Besucher aus Weimar und Berlin waren darunter. Ebenso der Oberbürgermeister aus Goslar Dr. Oliver Junk. „Der Verein hat gezeigt, dass so ein
Festival mit eigenem Profil gut auf diese Bühne und in die Region passt,“ bestätigt Junk, der ebenfalls Begründer Initiative Ein Harz und Präsidenten des Harzklubs ist. „Benneckenstein liegt im Zentrum des Harzes, wenn man die  Landesgrenzen überwindet, können wir überall hin ausstrahlen.“ Sein Amtskollege aus Nordhausen, Dr. Klaus Zeh, war ebenfalls in den kleinen Harzort gekommen, um sich die Vorstellung Besuch der alten Dame anzuschauen und anschließend an einer Podiumsdiskussion „Harzer Städte im Wandel“ über die Möglichkeiten, Chancen und Herausforderungen der Stadtentwicklung im Harz teilzunehmen. „Das ehrenamtliche Engagement der Organisatoren, Mitwirkenden und Unterstützer des Festivals ist ein wunderbares Beispiel länderübergreifender Kooperation. Dies ist ganz im Sinne unserer Initiative Ein Harz,“ sagte der Nordhäuser Oberbürgermeister. „Ich könnte mir vorstellen, dass sich aus den THEATERNATUR ein Format für den ganzen Harz entwickeln könnte.“


Eine mehrtägige Veranstaltung von diesem Anspruch verursacht natürlich hohe Kosten. Gewinn wird der Verein, nach eigenen Angaben, dieses Jahr keinen machen. Mit dem kalkulierten Budget von rund
100.000 EURO werde man gerade auskommen. Viele Institutionen, wie das Land Sachsen-Anhalt oder Lotto-Toto, Stiftungen, wie die der Harzsparkasse und private Unternehmer wie Frank Toepel aus Magdeburg sowie Hans-Dieter Otto aus Benneckenstein und David Büschlepp aus Tanne, haben das THEATERNATUR Festival in diesem Jahr materiell und immateriell unterstützt, wofür sich der Vorsitzende Liebetruth im Namen des Vereins herzlich bedanken möchte. 


Leider blieben bisweilen etliche Sitzreihen leer wie Liebetruth ebenfalls bestätigte „Wir bleiben leider unter unseren eigenen Erwartungen zurück. Fünf Tausend Tickets hätten wir für die Veranstaltungen insgesamt verkaufen können, Tausendeinhundert haben wir nur verkauft.“ Aber so ein komplexes Theaterangebot gab es auch erstmalig auf der Waldbühne Benneckenstein. Verglichen mit dem Theatersommerfest im letzten Jahr, waren es in diesem Jahr laut Liebetruth schon deutlich mehr Besucher. „Aber so ein Angebot muss sich erst rumsprechen. Aller Anfang ist bekanntlich schwer.“ 

Alles hänge nun vom endgültigen finanziellen Ergebnis diesen Sommers sowie der wiederholten Unterstützung von Förderern und Sponsoren ab,
einige Förderanträge müssen bereits im September fertig werden. Auf jeden Fall arbeiten Liebetruth und sein Team bereits jetzt an den Plänen fürs nächste Jahr. Vom 5. bis 14. August 2016 soll es dann die Fortsetzung, das THEATERNATUR2016, auf der Waldbühne geben. 

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