Das
erste überregionale, länderübergreifende Festival der
darstellenden Künste im Harz ist letzten Sonntag offiziell zu Ende
gegangen und der Verein hat bewiesen, dass er die Waldbühne in
Benneckenstein mit einem ambitionierten, hochkarätigen Programm
praktisch aus dem Dornröschenschlaf gerissen hat.
Zehn
Tage lang war die seit vielen Jahrzehnten verschlafene und bei vielen
fast in Vergessenheit geratene Waldbühne im Oberharzer Ortsteil
Benneckenstein Schauplatz für darstellende Kunst der Spitzenklasse.
Knapp 30 Programmpunkte aller Couleurs der darstellenden Künste
präsentierte der Kulturrevier Harz e.V. während der ersten Auflage
des THEATERNATUR. „Künstlerisch und organisationstechnisch bin
ich hochgradig zufrieden,“
gibt Festivalleiter Janek Liebetruth an.
„Auch das Wetter hat unwahrscheinlich gut gepasst – denn von den
Endproben Anfang August fast bis zum letzten Tag an hatten wir
ideales Sommerwetter.“ Selbst das Abschlusskonzert des
Philharmonischen Kammerorchesters Wernigerode wurde trotz des dann
einsetzenden Regens ein Erfolg.
Glanzlichter
gab es zahlreiche. Allen voran ist Liebetruths Inszenierung von Der
Besuch der alten Dame
zu nennen. Diese Produktion war laut Angaben des Vereins von den
Besucherzahlen die Erfolgreichste, obwohl „es natürlich gewagt
war, so ein Stück mit ernstem Hintergrund und Fragen nach Geld und
Moral auf eine Waldbühne zu bringen.“ sagt der in Benneckenstein
aufgewachsen und in Berlin lebende junge Regisseur. „Es wurde als
Unterhaltung und Anregung aufgenommen, genau das sollte es sein.“
Auch die zweite Produktion, die musik-theatrale
Uraufführung Harz/Heimat/Megacities
kam beim Publikum gut an, obwohl viele Besucher mit mehr Fragen
zurückgelassen wurden, als Antworten. „Aber auch das
ist zeitgenössisches Theater.“ führt Liebetruth weiter aus.
Ebenfalls das Gastspiel des Deutschen Nationaltheaters Weimar
Tschick
ist auf viel Interesse
und Begeisterung gestoßen und Liebetruth
hofft, dass diese Verbindung nach Weimar weiter ausgebaut werden
kann.
Die
Vielfalt bot für jeden etwas, um über die engere Region hinaus
Besucher in die Region zu holen. Die Besucher kamen zu etwa zwei
Dritteln nicht aus Benneckenstein, sondern aus allen Teilen des
Harzes und darüber hinaus. Aus Magdeburg, Halberstadt, Wernigerode,
Nordhausen, Bad Harzburg, sogar einige Besucher aus Weimar und Berlin
waren darunter. Ebenso der Oberbürgermeister aus Goslar Dr. Oliver
Junk. „Der Verein hat gezeigt, dass so ein
Festival mit eigenem
Profil gut auf diese Bühne und in die Region passt,“ bestätigt
Junk, der ebenfalls Begründer Initiative Ein Harz und Präsidenten
des Harzklubs ist. „Benneckenstein liegt im Zentrum des Harzes,
wenn man die Landesgrenzen überwindet, können wir überall
hin ausstrahlen.“ Sein Amtskollege aus Nordhausen, Dr. Klaus Zeh,
war ebenfalls in den kleinen Harzort gekommen, um sich die
Vorstellung Besuch
der alten Dame
anzuschauen und anschließend an einer Podiumsdiskussion „Harzer
Städte im Wandel“ über die Möglichkeiten, Chancen und
Herausforderungen der Stadtentwicklung im Harz teilzunehmen. „Das
ehrenamtliche Engagement der Organisatoren, Mitwirkenden und
Unterstützer des Festivals ist ein wunderbares Beispiel
länderübergreifender Kooperation. Dies ist ganz im Sinne unserer
Initiative Ein Harz,“ sagte der Nordhäuser Oberbürgermeister.
„Ich könnte mir vorstellen, dass sich aus den THEATERNATUR ein
Format für den ganzen Harz entwickeln könnte.“
Eine
mehrtägige Veranstaltung von diesem Anspruch verursacht natürlich
hohe Kosten. Gewinn wird der Verein, nach eigenen Angaben, dieses
Jahr keinen machen. Mit dem kalkulierten Budget von rund
100.000 EURO
werde man gerade auskommen. Viele Institutionen, wie das Land
Sachsen-Anhalt oder Lotto-Toto, Stiftungen, wie die der Harzsparkasse
und private Unternehmer wie Frank Toepel aus Magdeburg sowie
Hans-Dieter Otto aus Benneckenstein und David Büschlepp aus Tanne,
haben das THEATERNATUR Festival in diesem Jahr materiell und
immateriell unterstützt, wofür sich der Vorsitzende Liebetruth im
Namen des Vereins herzlich bedanken möchte.
Leider
blieben bisweilen etliche Sitzreihen leer wie Liebetruth ebenfalls
bestätigte „Wir bleiben leider unter unseren eigenen Erwartungen
zurück. Fünf Tausend Tickets hätten wir für die Veranstaltungen
insgesamt verkaufen können, Tausendeinhundert haben wir nur
verkauft.“ Aber so ein komplexes Theaterangebot gab es auch
erstmalig auf der Waldbühne Benneckenstein. Verglichen mit dem
Theatersommerfest im letzten Jahr, waren es in diesem Jahr laut
Liebetruth schon deutlich mehr Besucher. „Aber so ein Angebot muss
sich erst rumsprechen. Aller Anfang ist bekanntlich schwer.“
Alles
hänge nun vom endgültigen finanziellen Ergebnis diesen
Sommers sowie der wiederholten Unterstützung von Förderern und
Sponsoren ab,
einige Förderanträge müssen bereits im
September fertig werden. Auf jeden Fall arbeiten Liebetruth und sein
Team bereits jetzt an den Plänen fürs nächste Jahr. Vom 5. bis 14.
August 2016 soll es dann die Fortsetzung, das THEATERNATUR2016,
auf der Waldbühne geben.
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