Als vor Jahren die Medien –
und vor allem die Zeitungsverlage und -redaktionen ins Internet
drängten und den Nutzern ihre Berichte, Kommentare und Bilder
kostenlos offerierten, verlor mich u.a. die Bahnhofsbuchhandlung in
Nordhausen als guten Kunden. Warum sollte ich weiter täglich Geld
ausgeben für Zeitungen, deren Inhalte ich nun kostenlos in ihren
Internetangeboten finden konnte?
Ohne hier weiter auf die
Problematik einzugehen, die sich für die Redaktionen von
Printzeitungen durch ihre Internetangebote irgendwann ergeben
mussten, freute ich mich jedenfalls über die nun kostenlose
Möglichkeit, die Berichte und Kommentare aus einer ganzen Anzahl von
Zeitungen lesen und abwägen zu können, um mir daraus eine eigene
Meinung bilden zu können.
Dass nun seit einiger Zeit
Verlage und Redaktionen bemüht sind, die Entwicklung in Bahnen zu
lenken, in denen sie auch für die Internet-Angebote ihrer
Redaktionen und Journalisten auch bezahlt werden, ist zwar sehr
verständlich, dürfte aber bei den Nutzern – wenn überhaupt –
nur zögerlich ein positives Echo finden. Umso mehr, als man als
aufmerksamer Leser einen Trend bei den Medien und vor allen der
Presse feststellt, der gekennzeichnet ist von Flüchtigkeit,
Oberflächlichkeit und vom „Versagen beim Deuten großer
Zusammenhänge und geringer Lust am Einmischen“ (Sonja Seymour
Mikich, Chefin des WDR). Die Medien sind in eine
Glaubwürdigkeitskrise geraten und ähneln meines Erachtens in ihrem
Bemühen, sie zu überwinden, einem Nichtschwimmer, der ins tiefere
Wasser geraten ist und nun wild um sich schlägt in dem Bemühen,
dadurch wieder festen Untergrund zu erreichen.
Und dafür sollte ich Geld
ausgeben? Dabei bin ich durchaus der Auffassung, dass gute
(journalistische) Arbeit entsprechend honoriert gehört. Jedenfalls
aber nicht von Bürgerreportern und Hobbyfotografen, wie sie vielfach
und vor allem im lokalen Bereich zu finden sind. Was nicht heißt,
dass nicht auch sie mitunter gute Ergebnisse zu offerieren vermögen.
Im übrigen verstehe ich nicht, warum in vielen Zeitungen und von
Autoren angeregt wird, ihnen auf Facebook oder Twitter zu folgen.
Warum nur? Ich bin weder bei Facebook Mitglied, noch twittere ich.
Und was ich darüber zu lesen bekomme, wirkt alles andere als
einladend. Und ich finde mich dabei bestätigt durch einen immerhin seriös scheinenden Bericht am 17.08. in der „WELT“ (Auszüge): „Das
Internet ist ein hohler, grässlicher, langweiliger Ort geworden. Es
tummeln sich dort Monster, narzisstische Ich-Kondensationen,
unsouveräne Aufmerksamkeitsfratzen, die wir uns über Jahre hinweg
zurechtgeschnitzt haben...Wild gewordene Journalisten führen
Scheindebatten über Trivialitäten oder gießen ihre
aufmerksamkeitsheischende Kulturkritik in facebooktaugliche Zeilen,
posten Fotos von sich beim Wandern und gieren nach Likes.Twitter war
bisher eine Ausnahme. Denn der Zwang zur Kürze schärfte die
Gedanken. Ist es damit jetzt vorbei?
Damit soll es hier sein
Bewenden haben. Wobei ich die Gelegenheit wieder einmal wahrnehme zu
betonen, dass die Inhalte meiner Einträge vornehmlich dem Erhalt
meiner geistigen Flexibilität dienen. Und ich niemanden eine Meinung
vermitteln oder gar aufdrängen will. Und auch nicht den Anspruch
erhebe, dass meine Überlegungen überhaupt
von Bedeutung sind.
Das trifft natürlich auch
und besonders auf meine Überlegungen zu den jetzt so aktuellen
Flüchtlingsbewegungen zu, die seit Monaten die Medien beherrschen.
Und obwohl, oder gerade weil ich in keiner Weise engagiert bin und
auch keine bestimmte Auffassung vertrete, kann ich mich doch nicht
ganz dem Geschehen entziehen, über das die Medien in
unterschiedlichster Weise berichten. Oder auch nicht berichten. Und
wenn es da heißt, „es
werden die Syrer nicht in Syrien bleiben, solange dort der Tod
regiert und es werden die Eritreer nicht in Eritrea bleiben, solange
die Staatsgewalt dort die nackte Gewalt ist“ (SZ vom 17.08.), dann
ersteht bei mir immer wieder die Frage nach dem Schicksal der
zurückbleibenden alten Menschen? Haben die Flüchtlinge ihre Väter
und Mütter einfach sich selbst überlassen? Wo bleibt denn da die
Menschlichkeit? Und kein Journalist oder Moderator eines Senders oder
einer Zeitung hat meines Wissens bisher dazu recherchiert. Ist das
Schicksal der in den Kriegs- und Terrorgebieten zurückbleibenden
alten Menschen nicht wichtig oder nicht aktuell genug? Solange ich
darauf keine Antwort bekomme oder finde, kann ich für die
Flüchtlinge, die scheinbar ihre Eltern und Großeltern einfach
zurückließen, kein großes Mitgefühl aufbringen (siehe dazu meinen
Eintrag vom 30.07.:“Flüchtlinge,
Asylanten, Migranten, Ein- und Zuwanderer: wer kennt sich da noch
aus?“)
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