Mittwoch, 12. August 2015

Flüchtlingsunterbringung stellt Landkreis vor große Herausforderungen

Aufgrund der steigenden Zahl von Asylsuchenden prüft der Landkreis derzeit Unterbringungsmöglichkeiten in alle Richtungen. „Wir haben gute Erfahrungen gemacht mit der dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen. Wenn wir allerdings Lösungen wie Zeltstädte, die an anderen Orten schon notwendig wurden, vermeiden wollen und die Menschen weiterhin geordnet unterbringen wollen, müssen wir auch über die Schaffung neuer Gemeinschaftsunterkünfte bei uns im Landkreis nachdenken“, sagt Landrat Matthias Jendricke. Dazu prüft die Landkreisverwaltung nun alle größeren Objekte im Landkreis auf deren Verfügbarkeit und die baurechtlichen Voraussetzungen - konkrete Verträge gibt es allerdings noch nicht.

Durch die momentan akute Situation im Asylbereich müsse man reagieren. „Wir bekommen schon jetzt vom Land sehr kurzfristig Ankündigungen, dass wir auch größere Gruppen von Flüchtlingen ad hoc unterbringen sollen. Dafür brauchen wir einfach entsprechend Kapazitäten“, sagt Jendricke. Neben all den Diskussionen profitiere gleichzeitig jedoch auch der hiesige Wohnungsmarkt von der momentanen Situation. Der Landkreis hat im ersten Halbjahr im Schnitt gut 48.000 Euro monatlich an Miete gezahlt, um die Asylsuchenden unterzubringen. Aktuell sind die Mietkosten auf rund 53.000 Euro im Monat angestiegen. Dies bekommt der Kreis zum größten Teil rückerstattet vom Land, das monatlich eine Mietpauschale für jeden Asylbewerber bereitstellt. Die kreiseigene Service Gesellschaft baut bereits das kreisliche Gebäude in der Grimmelallee 27 so um, dass hier in wenigen Wochen 26 Menschen wohnen können. Weiterhin hat der Landrat die Service Gesellschaft beauftragt, das derzeit leerstehende Wohngebäude  neben der Wertherturnhalle in Nordhausen zeitnah so umzubauen, dass auch dort eine Unterbringung in Wohnungen möglich sein kann. Die vertraglichen Grundlagen dafür werden derzeit ausgearbeitet.
     
Die Thematik Asyl setze das Landratsamt auch personell vor neue Herausforderungen, so der Landrat. „Momentan sind wir ähnlich wie Immobilienhändler bzw. Hotelbetreiber unterwegs, suchen nach passenden Mietobjekten und prüfen parallel, welche kreiseigenen Gebäude sich für die Unterbringung eignen könnten“, so Jendricke. „Derzeit suchen wir über eine hausinterne Ausschreibung auch Verstärkung für die Ausländerbehörde. Wenn es uns nicht gelingt, die offenen Stellen so zu besetzen, müssen wir extern ausschreiben.“ Durch den demografischen Wandel, der auch vor der Belegschaft des Landratsamtes nicht Halt mache, steht die Landkreisbehörde insgesamt vor großen personellen Herausforderungen. „In diesem Jahr gehen allein über zehn Mitarbeiter in Rente, bis 2020 sind es rund 60", so der Landrat. „Die Personaldecke im Landratsamt insgesamt ist dünn, da ist es nicht einfach, mit akut steigenden Problemlagen wie jetzt im Asylbereich entsprechend umzugehen. Zusätzlich wird uns ab kommenden Jahr auch das Thema der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge vermehrt beschäftigen.“ Es ist zwar möglich, die Aufgaben durch freie Träger realisieren zu lassen, aber die rein behördlichen Tätigkeiten werden von uns nicht an Private delegiert werden, stellte der Landrat klar. 


Nach aktuellem Stand rechnet der Landkreis Nordhausen in diesem Jahr mit insgesamt 600 neu aufzunehmenden Asylsuchenden. Allerdings kann diese Zahl auch höher ausfallen, da die Zugangszahlen im Herbst erfahrungsgemäß noch einmal ansteigen können. Aktuell leben rund 450 Asylbewerber im Landkreis, davon wohnen etwa Dreiviertel in Wohnungen, rund ein Viertel in der schon bestehenden Gemeinschaftsunterkunft.

Mitteilung des Landratsamtes Nordhausen am 12.08.2015

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