Aufgrund der steigenden Zahl von Asylsuchenden
prüft der Landkreis derzeit Unterbringungsmöglichkeiten in alle
Richtungen. „Wir haben gute Erfahrungen gemacht mit der dezentralen
Unterbringung von Flüchtlingen. Wenn wir allerdings Lösungen
wie Zeltstädte, die an anderen Orten schon notwendig wurden, vermeiden
wollen und die Menschen weiterhin geordnet unterbringen wollen, müssen
wir auch über die Schaffung neuer Gemeinschaftsunterkünfte bei uns im
Landkreis nachdenken“, sagt Landrat Matthias
Jendricke. Dazu prüft die Landkreisverwaltung nun alle größeren Objekte
im Landkreis auf deren Verfügbarkeit und die baurechtlichen
Voraussetzungen - konkrete Verträge gibt es allerdings noch nicht.
Durch die momentan akute Situation im Asylbereich
müsse man reagieren. „Wir bekommen schon jetzt vom Land sehr kurzfristig
Ankündigungen, dass wir auch größere Gruppen von Flüchtlingen ad hoc
unterbringen sollen. Dafür brauchen wir einfach
entsprechend Kapazitäten“, sagt Jendricke. Neben all den Diskussionen
profitiere gleichzeitig jedoch auch der hiesige Wohnungsmarkt von der
momentanen Situation. Der Landkreis hat im ersten Halbjahr im Schnitt gut 48.000 Euro monatlich
an Miete gezahlt, um die Asylsuchenden unterzubringen.
Aktuell sind die Mietkosten auf rund 53.000 Euro im Monat angestiegen. Dies
bekommt der Kreis zum größten Teil rückerstattet vom Land, das monatlich eine Mietpauschale für jeden Asylbewerber bereitstellt.
Die kreiseigene Service Gesellschaft baut
bereits das kreisliche Gebäude in der Grimmelallee 27 so um, dass hier
in wenigen Wochen 26 Menschen wohnen können. Weiterhin hat der Landrat
die Service Gesellschaft beauftragt, das derzeit
leerstehende Wohngebäude neben der Wertherturnhalle in Nordhausen
zeitnah so umzubauen, dass auch dort eine Unterbringung in Wohnungen
möglich sein kann. Die vertraglichen Grundlagen dafür werden derzeit
ausgearbeitet.
Die Thematik Asyl setze das Landratsamt auch
personell vor neue Herausforderungen, so der Landrat. „Momentan sind wir
ähnlich wie Immobilienhändler bzw. Hotelbetreiber unterwegs, suchen
nach passenden Mietobjekten und prüfen parallel, welche
kreiseigenen Gebäude sich für die Unterbringung eignen könnten“, so
Jendricke. „Derzeit suchen wir über eine hausinterne Ausschreibung auch
Verstärkung für die Ausländerbehörde. Wenn es uns nicht gelingt, die
offenen Stellen so zu besetzen, müssen wir extern
ausschreiben.“ Durch den demografischen Wandel, der auch vor der
Belegschaft des Landratsamtes nicht Halt mache, steht die
Landkreisbehörde insgesamt vor großen personellen Herausforderungen. „In
diesem Jahr gehen allein über zehn Mitarbeiter in Rente, bis
2020 sind es rund 60", so der Landrat. „Die Personaldecke im
Landratsamt insgesamt ist dünn, da ist es nicht einfach, mit akut
steigenden Problemlagen wie jetzt im Asylbereich entsprechend umzugehen.
Zusätzlich wird uns ab kommenden Jahr auch das Thema der
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge vermehrt beschäftigen.“ Es ist
zwar möglich, die Aufgaben durch freie Träger realisieren zu lassen,
aber die rein behördlichen Tätigkeiten werden von uns nicht an
Private delegiert werden, stellte der Landrat klar.
Nach aktuellem Stand rechnet der Landkreis
Nordhausen in diesem Jahr mit insgesamt 600 neu aufzunehmenden
Asylsuchenden. Allerdings kann diese Zahl auch höher ausfallen, da die
Zugangszahlen im Herbst erfahrungsgemäß noch einmal ansteigen
können. Aktuell leben
rund 450 Asylbewerber im Landkreis, davon wohnen
etwa Dreiviertel in Wohnungen, rund ein Viertel in der schon bestehenden Gemeinschaftsunterkunft.
Mitteilung des Landratsamtes Nordhausen am 12.08.2015
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