Sonntag, 2. August 2015

Auch in Nordhausen wurde demonstriert

Als ich am Freitag in meiner Mail-Box eine gemeinsame Erklärung der Nordhäuser Stadtratfraktionen fand, in der sie sich zu zwei angemeldeten Demonstrationen am Samstag positionierten, war ich zunächst verunsichert. Einfach deshalb, weil ich kurz zuvor auf gleiche Weise für Samstag die Ankündigung bundesweiter Demonstrationen erhalten hatte, deren Anliegen die Pressefreiheit in Deutschland sein würde. Und die als eine Konsequenz einer Anzeige des BND gegen zwei Journalisten des Blogs Netzpolitik.org. wegen des Verdachts des Landesverrats. Die Presse berichteten überaus ausführlich und verband diese Berichte gleich mit einer geradezu überwältigenden Protestwelle, weil sie durch diese Anzeige die Pressefreiheit in Deutschland schwer gefährdet sahen.


Mir fiel bei diesen Protesten einerseits ein, dass ja zumindest Teile der Medien erst kürzlich die Pressefreiheit schon deshalb in Gefahr sahen, weil der Filialleiter eines Supermarktes in Chemnitz die „Bild“-Zeitung aus seinem Angebotssortiment nehmen wollte. Mir fielen aber gleichzeitig auch Berichte aus der Türkei und Saudi-Arabien ein, in denen es wirklich um die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit ging mit Konsequenzen, die in Deutschland außerhalb jeder Diskussion stehen. Eine Überlegung zur Verhältnismäßigkeit aber drängt sich da schon auf. Einfach deshalb, weil eine Anzeige und auch ein Ermittlungsverfahren noch nichts über Schuld oder Unschuld besagt. Und unstreitig steht auch kein Journalist außerhalb des Rechtssystems der Bundesrepublik. Wird seine Unschuld festgestellt, ist er umso mehr in der Seriosität seiner Arbeit bestätigt. In einer Anzeige den Versuch einer Einschüchterung zu sehen, wie das vielfach behauptet wurde, halte ich schlichtweg für vorgeschützt.


Nun war diese gemeinsame Erklärung der Nordhäuser Stadtratfraktionen also gar nicht in Zusammenhang mit Pressefreiheit oder ähnlichem zu sehen, sondern richtete sich auf Vorgänge am Samstag in NDH-Ost und in der Innenstadt von überschaubarer personeller Beteiligung und wohl auch Bedeutung. Die im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsbewegungen zu sehen ist (die TA wird sicher noch berichten.) Und in keiner Weise vergleichbar zu sein scheint mit Vorgängen in den vergangenen Tage in Suhl, Dresden und anderen Städten zur gleichen Problematik.


Richtig ist wohl, dass Flüchtlinge aus Syrien und anderen Fluchtländern hier bisher noch kaum in Erscheinung getreten sind. „Was aber passiert, wenn die Not der Anderen im Wortsinne ganz nah an mich heranrückt, wenn mich das einschränkt, wenn es Angst macht? Das wird uns alle herausfordern und unsere Menschlichkeit auf eine harte Probe stellen. Wie groß und vorbildlich unsere Nation ist, wird in den kommenden Wochen und Monaten klarer werden“, schrieb sinngemäß die WAZ am 31.07. Das ist die eine, die den Flüchtlingen zugewandte Seite. Ganz anders dagegen die Einstellung der Regierung in der Tschechischen Republik: „Der tschechische Präsident Milos Zeman hat nach einer Revolte von Flüchtlingen in einem Abschiebezentrum einen harten Ton gegenüber illegal einreisenden Migranten angeschlagen. "Niemand hat euch hierher eingeladen", sagte Zeman in einem Interview, das am Sonntag in der Online-Ausgabe der Zeitung "Blesk" veröffentlicht wurde. "Wenn ihr schon hier seid, müsst ihr unsere Regeln respektieren, so wie wir die Regeln respektieren,wenn wir in euren Ländern sind", fügte Zeman hinzu.“ (Auszug aus der „Frankfurter Rundschau“ am 02.08.15). Lese ich die im Internet angebotenen renommierten Zeitungen, scheint man in Deutschland noch duldsam und aufnahmebereit zu sein. Interessant wäre die Reaktion der Bürger, würde die Politik angesichts der weiter zunehmenden finanziellen Belastungen durch die Flüchtlinge eine Solidaritätsabgabe ins Gespräch bringen.

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