Freitag, 2. Mai 2014

Noch gibt es den „Tag der Arbeit“ . . .

. . . doch ausgerechnet die Linkspartei stellt diesen Begriff bereits in Frage und fordert einen neuen Namen. „Wir sollten darüber nachdenken, ob >Tag der Arbeit< noch der richtige Name für diesen Tag ist", sagte Parteichefin Katja Kipping der „Welt" (Zitat): „Viele Menschen würden sich inzwischen nicht mehr vor allem über ihre Arbeit definieren. Sie würden zwar immer noch gern demonstrieren gehen, aber „für vergnüglichere Dinge als Arbeit" (Ende des Zitats). Und wenn ich mir die Kundgebungsverläufe der vergangenen Jahre in Nordhausen vergegenwärtige, könnte ich der Chefin der LINKEN bei ihrem ersten Argument zustimmen, beim zweiten – nämlich der Freude am Demonstrieren – aber nicht.

Und dabei sehe ich mich bei der gestrigen Mai-Kundgebung vor dem Nordhäuser Rathaus bestätigt: es war nur noch ein Häuflein gegenüber früheren Jahren, die sich eingefunden hatten, um sich mit ihrer Teilnahme zur Arbeiterklasse und den Zielen der Gewerkschaft zu bekennen.
Und waren es früher Bundes- und Landesvertreter der Parteien – etwa Steffen Lemme von der SPD – oder auch mal die frühere Nordhäuser Oberbürgermeisterin, war es diesmal „gerade mal“ die Betriebsratchefin von Marktkauf, Gabriele Quensel, die sich bemühte, die gewerkschaftlichen Forderungen unters teilnehmende Volk zu bringen.

Nichts gegen die Verdi-Frau, sie gab sich redlich Mühe, wenn auch ihre Ansprache etwas kürzer (geraffter)hätte sein können. Nur passte man sich mit ihr als Betriebsrätin eben im Teilnehmerniveau der immer weiter zurückgehenden Zahl an. Und was sie sagte – zu Betriebsratswahlen, Erwartungen an die Koalition zu Mindestlohn ohne Ausnahmeregeln, Zeitarbeit und zur Europawahl – waren bekannte Forderungen und Erwartungen, die man längst kennt. Im übrigen kam zumindest den größeren Parteien – CDU, SPD, LINKE – diese Kundgebung gerade recht, um sie vermehrt für
ihre Werbung zur Kommunalwahl am 25. Mai zu nutzen. Darüber trat fast der eigentliche Sinn dieser gewerkschaftlichen Veranstaltung unter dem Motto «Gute Arbeit - Soziales Europa» in den Hintergrund.


Nicht überall allerdings war die Teilnehmerzahl an den Kundgebungen im Lande so dürftig wie in Nordhausen: 400.000 Menschen haben in Deutschland die Kundgebungen der Gewerkschaften zum 1. Mai besucht. In Berlin und Hamburg kam es dabei in fast schon gewohnter Weise am Rande linksautonomer Veranstaltungen zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Auch im Ausland gab es Mai-Kundgebungen: In Moskau marschierten mehr als 100.000 Menschen auf der größten Mai-Parade seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. In Istanbul ging die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Demonstranten vor, wie der MDR berichtete. Dann lieber doch ein
beschaulicher Verlauf wie hier in Nordhausen. Der nach der Ansprache der Verdi-Frau musikalisch fortgesetzt wurde. Den aber erlebte ich schon nicht mehr, mir war es nur um Inhalte gegangen.

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