Seit 2004 gibt es Ballett-Tage am
Theater Nordhausen und seitdem besuche ich sie, um beeindruckt nach
Hause zu gehen, das Gesehene zu verarbeiten und in meinem Archiv
(Blog) festzuhalten. Es war am Samstag nicht anders. Und ich frage
mich angesichts der Berichte in den Lokalzeitungen, ob man der
Bedeutung dieser Tage gerecht wird, wenn man einen mehr oder weniger
ausführlichen Bericht, tunlichst mit vielen Bildern offeriert, bei
dem keinerlei qualitative Differenzierung der Choreographien und
Präsentationen gemacht sind. Für die Ansprüche der Leser scheinbar
ausreichend.
Intendant Lars Tietje eröffnete die
Gala am Samstag und wies in seiner kurzen Ansprache darauf hin, dass
Nordhausen eines der wenigen Theater ist, die noch über eine eigene
Ballett-Kompanie in Thüringen verfügt. Und er bedankte sich einmal
bei den Ballettmitgliedern anderer Theaterhäuser, die ohne
Gageansprüche gekommen waren um diese Ballett-Tage zu einem Fest
werden zu lassen. Und andererseits bei allen, die durch finanzielle
Zuwendungen und Sponsoring diese Teilnahmen ermöglichten.
Ballett-Direktorin Jutta Ebnother
moderierte die Gala in einem, gemessen an der Bedeutung dieser
Veranstaltung recht schlicht wirkendem Outfit und kündigte zur
Einführung ihre eigene Kompanie mit einer Uraufführung an, deren
Choreographie von ihr selbst stammt. Und Tage zuvor schon im
Kammertanzabend „Ereignisse getanzter Art“ zu erleben war. Ihr
folgten Ballett-Demonstrationen von Mitgliedern und Ensembles der
verschiedensten bzw. unterschiedlichsten deutschen und europäischen
Bühnen.
Und jede dieser Präsentationen war
meines Erachtens hervorragend in Choreographie und tänzerischer,
teils geradezu akrobatisch anmutender Darstellungskunst. Ob in
künstlerischen Solis- partnerschaftlichen (pas de deux) oder
Ausdrucksformen im Ensemble, die von Modern(Ballettkompanie
Nordhausen) bis Klassik eine große Bandbreite boten, es war alles zu
sehen, zu erleben und zu bestaunen. Und vom Thüringer Staatsballett,
vom Theater Luzern (Schweiz), dem Ballett Koblenz, dem Nederlands
Dans Theater 2 oder auch dem Mecklenburger Staatstheater Schwerin:
die Vielfalt der Teilnehmerbühnen war groß, die sich neben der
Ballettkompanie des Theaters Nordhausen vorstellten und Proben ihres
Leistungsvermögens boten. Wobei mir übrigens die Art, wie auf einem
Dorf ein Rendezvous zustande kommen könnte – dargestellt vom pas
de deux des Mecklenburger Staatstheaters -
ob der derben und doch so
amüsanten Annäherung nicht weniger gut gefiel wie die
Veranschaulichung „The Dream and the nightmare“ aus den achtziger
Jahren durch die Ballettkompanie des Theaters Nordhausen. Und alles,
was dazwischen geboten wurde, begeisterte mich.
Spätestens hier aber muss einräumen,
dass mein Wissen und Beurteilungsvermögen von Ballettkunst begrenzt
ist: und so empfand ich jede der Präsentationen oder auch
Demonstrationen einfach emotional und damit hervorragend. Ein
Fachmann mag Unterschiede in Niveau und Darstellung von
Choreographien und deren Umsetzung erkannt haben, mir reichte die
„Anmutung“, die diese Gala auf mich ausübte. Samt der Musik aus
den Lautsprechern, an dem sich das Geschehen auf der Bühne
orientierte. Und alles verschmolz zu einem nachhaltigen
Gesamteindruck. Der Applaus nach jedem Auftritt, der sich am Ende
geradezu orkanartig verstärkte steht dafür, dass es den meisten
Besuchern im großen Saal des Theaters nicht anders gegangen sein
dürfte.
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