Montag, 19. Mai 2014

Klangvolle musikalische Verabschiedung des Museumstages

Ein erlebnisreiches, teils begeisterndes kulturelles Wochenende liegt hinter den dafür aufgeschlossenen Bürgern in Nordhausen. Das begann am Freitag mit der Oper „Rigoletto“, im Theater der Rolandstadt, die zu stürmischen Applaus des Publikums führte (siehe meinen Eintrag „Rigoletto“: Lust und Frust auf Nordhäuser Theaterbühne) und setzte sich mit der „Ballett-Gala“ am Samstag ebenso im Theater Nordhausen fort (auf die ich noch näher eingehen
werde), und fand seinen musikalischen Abschluss durch den Theaterchor im Kunsthaus Meyenburg. Dessen Auftritt gleichzeitig den Abschluss des Museumstages in Nordhausen bildete.

Und dieser Auftritt in den Räumlichkeiten des Kunsthauses bestand in einem organisatorischen Arrangement, das ebenso ungewöhnlich wie effektvoll war: Die Chormitglieder kamen von oben, nämlich dem oberen Stockwerk des Kunsthauses, verteilten sich über den gesamten Stufenaufgang, von dem aus sie gesanglich der Leitung von Chordirektorin Elena Pierini folgten, um danach nach unten in den Kunsthauskeller zu entschwinden. Um von dort zurückkehrend, den begeistert einsetzenden Applaus der Zuhörer entgegen zu nehmen. Und
der war verdient.

Begonnen hatte das Konzert mit der Begrüßung durch die Leiterin des Kunsthauses, Susanne Hinsching, zunächst ganz konzentriert wirkende Gastgeberin. Um den gekommenen Gästen zunächst die inhaltlich-künstlerische Verbindung ihres Hauses mit dem Nordhäuser Theater zu darzulegen. Die ja inzwischen sehr konkret durch Ballett-, Kammermusik- und Solistenauftritte als auch durch Lesungen Ausdruck fand. Dem sich nun das Chorkonzert mit Benjamin Brittens „A Ceremony of Carols“ Op. 28 anschloss. Zu dem Hinsching einführend darauf hinwies, dass es deshalb ausgewählt worden sei, weil es auf besonders faszinierende Weise den Facettenreichtum und die eindringliche emotionale Wirkung
der Musik zeigt, etwas, das die Musik mit der Bildenden Kunst verbindet.

Dass diese Verbindung hier auch optisch augenfällig wurde, ergab der Umstand, dass das Stück (ursprünglich jedenfalls) für hohe Stimmen und Harfe (gespielt von Cecilia Domuncu) konzipiert ist, die Besetzung – einschließlich der Leiterin - also ausschließlich weiblich war. Und also bestens zur derzeit laufenden Ausstellung „Die Kunst ist weiblich“ passte.

Und so, wie dieses aus 12 Sätzen bestehende Stück die Vielseitigkeit der Musik demonstriert– die von gregorianischen Melodien bis zu
modernen Elementen mit harfenähnlichen Effekten im Kanon reichen – übt sie eine geradezu magische Wirkung auf den Menschen aus. Der Chor meisterte in beeindruckender Weise diese Faszination der 'Carols', die eine wirkliche Herausforderung für den Chor ist. Und die Gegensätzlichkeit von zarten, zerbrechlichen Passagen zu kraftvoll strahlenden Sätzen und dem Wechsel lyrischer Melodien mit heiteren oder bisweilen archaischen Tonfolgen meines Erachtens in hervorragender Weise zum Ausdruck brachte. Man weiß – und Susanne Hinsching hatte in ihrer Einführung auch darauf aufmerksam gemacht, dass Britten zunächst eine Reihe einzelner Lieder geplant hatte, diese dann aber zu einem zusammenhängenden Werk gestaltete. Das Harfensolo verbindet dabei bzw. verschmelzt die Gesänge. Sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass Ceremony of Carolseigentlich für Weihnachten geschrieben wurde, und die Weihnachtsgeschichte in neun Liedern mit Texten aus dem 14. bis 16. Jahrhundert mit Harfenbegleitung erzählt wird, bevor das Werk mit dem Auszug endet. Ganz sicher aber gehört es nicht zu der vor Weihnachten gewohnten musikalischen Kost.


Dass der Vortrag des Theaterchores mit viel und langanhaltendem Applaus belohnt wurde, war – wie schon bemerkt - vollauf verdient. Wirkung und Eindruck des eingangs erwähnten Arrangement des Chores auf den Stufen (Treppe?) zum Aufgang sicher effektvoll, zumindest für die Gäste, die freie Sicht hatten. Jene anderen aber durch die, wie ich meine, gute Akustik in den ungeteilten Hörgenuss dieses musikalischen Erlebnisses kamen.  

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