Samstag, 10. Mai 2014

Kultur und Kunst – Stiefkinder lokaler Medien!?

Nun also hat Nordhausen eine neue Ehrenbürgerin. Eigentlich schon seit Ende des vergangenen Jahres, denn der Nordhäuser Stadtrat beschloss diese Ehrung schon im Dezember 2013. Es passte aber wohl erst jetzt, Erika Schirmer im Rahmen eines Festaktes
im Museum Flohburg ob ihrer Verdienste um Nordhausen im festlichen Rahmen zu würdigen, ihr die Ehrenbürgerurkunde zu überreichen und diesen Akt mit dem Eintrag ins Buch der Nordhäuser Ehrenbürger abzuschließen. Und dazu passte es, dass gleich im Anschluss an diesen Festakt im Obergeschoss der Flohburg eine Ausstellung mit Scherenschnitten Erika Schirmers eröffnet wurde, die durchweg Motive aus Nordhausen zeigt, also auch inhaltlich zu der Würdigung der Künstlerin im zuvor stattgefundenen Festakt passen.

Was mir bei diesen beiden zusammenhängenden feierlichen Vorgängen auffiel, war die Beteiligung und das Verhalten der Vertreter der lokalen Medien: während diese nämlich beim Festakt zahlreich vertreten waren und sich bei der Überreichung der Ehrenbürger-Urkunde an Erika Schirmer und ihrem Eintrag ins Ehrenbuch geradezu um sie drängten, war bei der unmittelbar
folgenden Vernissage kein einziger mehr zu sehen. Und demzufolge finden sich danach in ihren Zeitungen zwar Berichte vom Festakt, die Eröffnung der Ausstellung aber findet sich in keinem der bisherigen Berichte. Und das wirft, wie ich meine, ganz grundsätzlich ein bezeichnendes Licht auf die Einstellung dieser Medien zu Kultur und Kunst.

Da wird also in einem gesellschaftspolitisch hoch einzuschätzenden Festakt eine Künstlerin mit der Ehrenbürgerschaft gewürdigt und die Pressevertreter drängen sich. An der Kunst dieser neuen Ehrenbürgerin, die fast gleichzeitig in Auszügen vorgestellt wird, zeigt kein einziger dieser Spezies Interesse. Und dementsprechend schlägt sich das in der Berichterstattung nieder. Immerhin aber finden sich in der Printzeitung im Zusammenhang mit der Ehrenbürgerschaft Erika Schirmers neben ihrer
gesellschaftlichen Würdigung einige ihrer Gedichte und eine Vorstellung der bisherigen Nordhäuser Ehrenbürger. Während sich die Internetzeitung sowohl im Text, als auch mit Bildern ausgesprochen genügsam gibt, man erlebt da schon mitunter ganz anderes. Kultur und Kunst also weitgehend Fehlanzeige.


Nun gab es im Rahmen des Festaktes eine Laudatio, in der der Laudator u.a. bedauernd bemerkte, Erika Schirmer habe für das von ihr 1948 komponierte und weltweit bekannte Lied „Kleine weiße Friedenstaube“ damals als Honorar gerade mal 8 Mark erhalten. Und in der Folgezeit hat Schirmer bisher weit über tausend Gedichte geschrieben und als „Harzer Fingerhut“ in der Lokalzeitung veröffentlicht. Was in der Öffentlichkeit verschiedentlich zu der Vermutung Anlass gab, die Dichterin müsse eigentlich eine steinreiche Frau sein, wie Nordhausens Oberbürgermeister Klaus Zeh bemerkte,
der den Festakt moderierte. Was natürlich nicht zutreffe. Wohl aber könnte man sich Gedanken darüber machen, wie die Lokalzeitung diese Gedichte tatsächlich honoriert? Und ob dafür der Richtsatz gilt „Gutes Geld für gute Arbeit“? Ich spekuliere nicht, nur habe ich einige Erfahrungen in dieser Hinsicht. Und die sind gerade im lokalen Bereich nun wirklich nicht der Erwähnung wert. Es soll ja aber auch Autoren und Reporter geben, die schon zufrieden sind und sich freuen, wenn ihr Name unter ihren Veröffentlichungen erscheint. Und das freut dann auch die Redaktionen (am meisten). Punkt.

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