Nun also hat Nordhausen eine neue
Ehrenbürgerin. Eigentlich schon seit Ende des vergangenen Jahres,
denn der Nordhäuser Stadtrat beschloss diese Ehrung schon im
Dezember 2013. Es passte aber wohl erst jetzt, Erika Schirmer im
Rahmen eines Festaktes
im Museum Flohburg ob ihrer Verdienste um
Nordhausen im festlichen Rahmen zu würdigen, ihr die
Ehrenbürgerurkunde zu überreichen und diesen Akt mit dem Eintrag
ins Buch der Nordhäuser Ehrenbürger abzuschließen. Und dazu passte
es, dass gleich im Anschluss an diesen Festakt im Obergeschoss der
Flohburg eine Ausstellung mit Scherenschnitten Erika Schirmers
eröffnet wurde, die durchweg Motive aus Nordhausen zeigt, also auch
inhaltlich zu der Würdigung der Künstlerin im zuvor stattgefundenen
Festakt passen.
Was mir bei diesen beiden
zusammenhängenden feierlichen Vorgängen auffiel, war die
Beteiligung und das Verhalten der Vertreter der lokalen Medien:
während diese nämlich beim Festakt zahlreich vertreten waren und
sich bei der Überreichung der Ehrenbürger-Urkunde an Erika Schirmer
und ihrem Eintrag ins Ehrenbuch geradezu um sie drängten, war bei
der unmittelbar
folgenden Vernissage kein einziger mehr zu sehen. Und
demzufolge finden sich danach in ihren Zeitungen zwar Berichte vom
Festakt, die Eröffnung der Ausstellung aber findet sich in keinem
der bisherigen Berichte. Und das wirft, wie ich meine, ganz
grundsätzlich ein bezeichnendes Licht auf die Einstellung dieser
Medien zu Kultur und Kunst.
Da wird also in einem
gesellschaftspolitisch hoch einzuschätzenden Festakt eine Künstlerin
mit der Ehrenbürgerschaft gewürdigt und die Pressevertreter drängen
sich. An der Kunst dieser neuen Ehrenbürgerin, die fast gleichzeitig
in Auszügen vorgestellt wird, zeigt kein einziger dieser Spezies
Interesse. Und dementsprechend schlägt sich das in der
Berichterstattung nieder. Immerhin aber finden sich in der
Printzeitung im Zusammenhang mit der Ehrenbürgerschaft Erika
Schirmers neben ihrer
gesellschaftlichen Würdigung einige ihrer
Gedichte und eine Vorstellung der bisherigen Nordhäuser Ehrenbürger.
Während sich die Internetzeitung sowohl im Text, als auch mit
Bildern ausgesprochen genügsam gibt, man erlebt da schon mitunter
ganz anderes. Kultur und Kunst also weitgehend Fehlanzeige.
Nun gab es im Rahmen des Festaktes eine
Laudatio, in der der Laudator u.a. bedauernd bemerkte, Erika Schirmer
habe für das von ihr 1948 komponierte und weltweit bekannte Lied
„Kleine weiße Friedenstaube“ damals als Honorar gerade mal 8
Mark erhalten. Und in der Folgezeit hat Schirmer bisher weit über
tausend Gedichte geschrieben und als „Harzer Fingerhut“ in der
Lokalzeitung veröffentlicht. Was in der Öffentlichkeit
verschiedentlich zu der Vermutung Anlass gab, die Dichterin müsse
eigentlich eine steinreiche Frau sein, wie Nordhausens
Oberbürgermeister Klaus Zeh bemerkte,
der den Festakt moderierte.
Was natürlich nicht zutreffe. Wohl aber könnte man sich Gedanken
darüber machen, wie die Lokalzeitung diese Gedichte tatsächlich
honoriert? Und ob dafür der Richtsatz gilt „Gutes Geld für gute
Arbeit“? Ich spekuliere nicht, nur habe ich einige Erfahrungen in
dieser Hinsicht. Und die sind gerade im lokalen Bereich nun wirklich
nicht der Erwähnung wert. Es soll ja aber auch Autoren und Reporter
geben, die schon zufrieden sind und sich freuen, wenn ihr Name unter
ihren Veröffentlichungen erscheint. Und das freut dann auch die
Redaktionen (am meisten). Punkt.
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