Fördermittel für Heimkehr der historischen Kirchenbibliothek St. Blasii-Himmelgarten
eingeworben: Reemtsma-Stiftung gibt größere Summe
Nordhausen (psv)
„Die professionell begleitete Rückkehr der Himmelgarten-Bibliothek
von Wittenberg nach Nordhausen ist gesichert!“ Das sagte jetzt
Nordhausens Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh. „Wie vom Stadtrat und dem
Eigentümer der Bibliothek, der ev. Kirchengemeinde St. Blasii-Altendorf,
zuletzt im Herbst 2013 beschlossen, kann der Bestand
im Oktober im Museum `Flohburg´ aufgestellt- und vom Stadtarchiv
verwaltet werden.“
Die
Himmelgartenbibliothek – eine Sammlung von rund 300 historisch
wertvollen Büchern - ist seit 1989 im Predigerseminar in Wittenberg
untergebracht. Eigentümerin ist die Nordhäuser Blasii-Kirchgemeinde. Im
Februar 2011 hatten die damalige Oberbürgermeisterin Barbara Rinke und
die Kirchgemeinde St. Blasii einen Verwahrvertrag geschlossen. Dort war
ursprünglich die Unterbringung der Bibliothek
im Bürgerhaus vereinbart. Aus Kostengründen wurde die „Flohburg“ neuer
Verwahrort.
„Möglich
ist der Umzug im Herbst vor allem dank einer großzügigen Förderung
durch zahlreiche Mäzenen: Zunächst hatte die Stiftung Kreissparkasse
Nordhausen 2012 die Finanzierung des professionellen Buchtransportes
mit 3.000 Euro zugesagt und jetzt noch einmal 1.700 Euro für die
verbesserte IT-Infrastruktur bewilligt. Ein sichtbares Merkzeichen für
ihr Engagement zugunsten der Nordhäuser Stadtgeschichte
und –kultur. Eigenmittel der Kirchengemeinde St. Blasii-Altendorf sind
angesichts deren verständlichen drückenden Sorgen wie z.B. der seit
Jahren ausstehenden Innensanierung der St. Blasii-Kirche nicht
verfügbar“, so der Oberbürgermeister weiter.
„Aktuell hat sich jetzt auch die
Hermann-Reemtsma-Stiftung in Hamburg
auf Antrag des Stadtarchivs hin
entschlossen, die anvisierte Magazinschrankkombination für die
wertvollen Inkunabeln und Drucke des Reformationszeitalters mit 27.000
Euro zu unterstützen“, so Zeh weiter. „Darüber freuen wir uns sehr.
Mein herzlicher Dank geht an unseren Stadtarchivar Dr. Wolfram
Theilemann und seine Kolleginnen und Kollegen. Sie haben wesentlichen
Anteil daran, dass der aufwändige Umzug der Bibliothek nach Nordhausen
geschultert und vor allem finanziert werden kann.“
„Zeitgemäße
Bestandserhaltung von Kulturgut bedeutet mehr als blanke Vitrinen und
Designermöbel. Den Fokus auf zeitgemäße Bestandserhaltung
zu legen, kostet überall Geld, aber dafür braucht man eben Geduld,
engagierte Partner und überzeugende Drittmittelanträge, gerade in
schwierigen Haushaltszeiten. Dank der außerordentlich großzügigen
Unterstützung der Hamburger Stiftung steht das anspruchsvolle
Rückkehrprojekt `St. Blasii-Himmelgarten´ jetzt endlich auf finanziell
stabilen Füßen“, sagte Dr. Theilemann.
Derzeit
liefen noch Anträge für Entschimmelungs-Maßnahmen, deren Umsetzung in
wenigen Monaten bis voraussichtlich zum Reformationstag
2014 gestemmt werden müsse. „Aber die Aussichten sind günstiger denn
je“, so der Stadtarchivar weiter.
Nachdem
2012 ein Schadensgutachten aus Bundes- und Länderstiftungsmitteln
finanziert worden war, und 2013 passgenaue Schuber für die wertvollsten
ca. 280 Bände eingekauft werden konnten, habe die Stadt dank der
Fördermittelzusagen die aus der städtischen Kasse bereitgestellten
13.000 Euro für die vertragsgemäß nötige Optimierung der Klimaanlage der
„Flohburg“ flankiert werden.
Die
Erfurter Staatskanzlei und Fachministerium könnten die Stadt in dieser
Sache zwar aktuell nicht unterstützen, „doch bestehen seriöse
Optionen für eine ansehnliche Flankierung des Projektes im Herbst 2014.
Eine direkte Förderung des Gesamtvorhabens durch die Berliner
Bundesbeauftragte für Kultur und Medien im Rahmen des
Reformationsjubiläums 2017 war im Frühjahr abgelehnt worden“, sagte
Dr. Theilemann weiter.
Den
Grundstock der Kirchenbibliothek St. Blasii bildet die Bibliothek des
ehemaligen Servitenklosters Himmelgarten, das sich vor den Toren
der Stadt Nordhausen befand. Obwohl
das Kloster im Bauernkrieg zerstört wurde, konnte die Bibliothek
gerettet werden und gelangte 1552 in die St. Blasii-Kirche zu
Nordhausen.
Zum Bild: Beispiel einer Inkunbabel.
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