Erinnern Sie sich? Es ist noch nicht
lange her, da machte sich eine Baumarktkette auf, um Nordhausen gelb
werden zu lassen. Trotz aller Bemühungen gelang es ihr nicht,
Nordhausen behielt seine Buntheit, während die Baumärkte dieser
Kette verschwanden.
Nun ist demnächst Kommunal- und
Europawahl. Ging man kürzlich durch die Straßen dieser Stadt,
konnte man leicht den Eindruck gewinnen, eine Partei versuche jetzt
auf zwar unspektakuläre Weise, wohl aber durch die Vielzahl ihrer
Wahlplakate, Nordhausen gelb werden zu lassen. Frühzeitig begann die
FDP mit der Wahlwerbung für diese Wahlen am 25. Mai und sicherte
sich erst einmal die Dominanz in dieser Hinsicht, also die besten
Plätze an Laternen- und anderen Pfählen, mitunter gleich mit drei
Posters ihrer Partei übereinander. Ob sie sich damit auch einen
Vorlauf in der Gunst der Wähler sichern konnte, wird sich Sonntag in
einer Woche zeigen.
Inzwischen zogen die anderen Parteien
mit ihrer Plakat- Wahlwerbung nach. Und wenn auch das Gelb der FDP
weiter dominiert, ist das Gesamtbild doch auch da etwas bunter
geworden. Und vielfach haben sich zumindest bildlich die Kandidaten
anderer Parteien zu denen der FDP gesellt. Und alle schauen oder
lächeln mir von ihrem erhöhten Laternenplätzen entgegen. In der
Realität sieht das freilich anders aus und wird sich nach der Wahl
sicher auch fortsetzen. Und mir bleibt die Qual der Wahl, wenn ich
bisher noch unentschlossen bin.
Nun fand ich in meinem Briefkasten
unter anderem die Werbung eines Kandidaten der Freien Wähler für
sich selbst, die ich interessant fand. Weil sich mir damit ein
Kandidat vorstellt, den ich zwar den Namen nach, aber sonst nicht
kenne. Und nachdem er auch mitteilt, für was er sich im Falle seiner
Wahl einsetzen wird, habe ich wenigstens eine Vorstellung von seinem
politischen Engagement..
Ein anderes Beispiel: anlässlich der
Kundgebung am 1. Mai verteilten KandidatInnen der CDU persönliche
Empfehlungen, die ebenfalls wissen lassen „Dafür stehe ich“.
Wahrscheinlich gibt es weitere, mir nicht weiter bekannte Beispiele.
Ich treffe auch sporadisch auf Stände einzelner Parteien an
unterschiedlichen Standorten der Stadt, an denen sich Kandidaten
dieser Partei zu Gesprächen empfehlen. Eine nicht geringe Zahl kenne
ich persönlich von ihrer politischen Arbeit und weiß um ihre
Motivation. Andere kenne ich immerhin vom Sehen oder den Namen nach.
Und dann gibt es da noch den einen oder anderen, dessen Name
gelegentlich in einer der lokalen Zeitungen auftaucht: als
Abfallberater oder -reporter oder auch als Medienschaffender und
Rezensent von Theateraufführungen. Wie ich bei ihnen eine Verbindung
zur Kandidatur für den Stadtrat finden soll, ist mir nicht klar. Und
so wirbt jeder auf seine Weise. Viele aber sind mir überhaupt
unbekannt. Was bei der großen Zahl der Kandidaten nun auch wieder
nicht verwundern kann. Und daran wird sich vermutlich auch bis zum
25. Mai nichts ändern.
Nun hieß es ja zunächst, wer sich
bewirbt, solle sich auch den Wählern vorstellen. Manche tun es –
siehe weiter oben – andere belassen es bei einem Bild auf einem der
vielen Wahlplakate. Und dann gibt es auch noch die Programmplakate,
die sich auf Texte beschränken. Und keine Köpfe zeigen. Wie aber
soll ich wissen, ob die Vertreter dahinter diese Absichten und
Programme wirklich unterstützen? Kürzlich kritisierten die
Jungliberalen die verbalen Angriffe ihrer FDP-Führung gegenüber der
AfD.!?
Und apropos Angriffe: in der
Internetzeitung stieß ich neulich auf eine Karikatur der SPD, die
sie aus dem Netzwerk Facebook herausgefischt hatte. Ich will nicht
weiter darauf eingehen, nur wurde dabei vermerkt, dass sie bei
Facebook wieder gelöscht wurde. Was
aber nützt das schon, wenn sie
in der Internetzeitung erhalten bleibt? Und ihre Nutzer angeregt
werden, diese Karikatur sogar noch zu kommentieren? „Aber bitte
über der Gürtellinie“ hieß es dabei. Bezeichnend genug, dass ein
solcher Hinweis nötig scheint, die Redaktion (der Herausgeber) kennt
seine Nutzer-Klientel. Und versucht mit seiner Bitte, Schlimmes zu
verhindern. Das er zuvor mit der Karikatur selbst angeregt hat. Ein
Beitrag zur Entscheidungsfindung für den einen oder anderen
Kandidaten ist das sicher nicht. Eine gute Woche bleibt mir noch, die
ich zumindest mit seriöser Überlegung nutzen will.
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