Mittwoch, 1. Februar 2012

Kultstatus für's Dschungelcamp?

Die sechste Staffel des RTL-Dschungelcamps „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ ist neulich zu Ende gegangen, lese ich in einer Betrachtung zu dieser Sendung. Und. Die 16 Dschungeltage seien wieder mal bestes Unterhaltungs-Fernsehen mit Niveau gewesen.

Dazu muss ich zunächst – immer für mich selbst – feststellen, dass ich noch nie eine Folge dieser Sendung gesehen habe, also aus eigener Sicht nichts dazu sagen kann. Demgegenüber stelle ich fest, dass diese Sendung in den Medien zunehmende Aufmerksamkeit findet (gefunden hat). Und auch jetzt danach in einer Weise gewürdigt wird, die mich überlegen lässt, ob damit mehr der hohen Einschaltquote Rechnung getragen wird (man will sie ja „im Griff“ behalten) oder ob die Medien dieser Sendung inhaltlich wirklich soviel Bedeutung beimessen, dass sie in einer Weise darüber berichten, als hand'le es sich wirklich um ein herausragende gesellschaftliches Ereignis. Mit kulturellem Anspruch sogar?

Überrascht bin ich vor allem über die Betrachtung eines Stefan Winterbauer – dessen Beiträge ich im Internet übrigens mit Interesse lese – und mehr noch über die Kommentare, die seine Betrachtung auslöste. Weil sie durchweg von einer Sachlichkeit zeugen, die ich gerade in diesem Zusammenhang eigentlich nicht erwartet hätte. Und vermuten lassen, dass der Anteil auch wirklich kritisch urteilender Zuschauer dieser Dschungelcamp-Folgen nicht gering ist.

Winterbauer also meint, dass diese Dschungeltage bestes Unterhaltungs-Fernsehen mit Niveau gewesen sein sollen. Und er begründet das auch mit den zum Abschluss verbliebenen Mitwirkenden „Allen vier war gemein, dass sie die einzigen waren, die während der Zeit im Camp nicht - oder fast nicht - gejammert haben. Stattdessen haben sie sich für die Gruppe eingesetzt und sich nicht an Intrigen oder Lästereien hinter dem Rücken anderer beteiligt. Und alle vier haben in den Dschungelprüfungen mutig ihre Ängste besiegt.“

Für Winterbauer war das Dschungelcamp ein kleines Refugium, in dem sich für eine begrenzte Zeit recht unterschiedliche Menschen zusammengefunden hatten, um darin zu leben und sich mit allen ihren Stärken und Schwächen zu outen, Prüfungen der merkwüdigsten Art zu bestehen und sich das Leben gegenseitig leicht oder auch schwer (oder überhaupt unerträglich) zu machen.

In der Betrachtung Winterbauers heißt es schließlich, wenn die Dschungelshow verdammt wird, dann meist mit pauschalen Vorurteilen - sehr oft ohne die Sendung überhaupt gesehen zu haben. “Die Show sei einfach widerlich”, “unwürdig”, “Hartz-IV-TV” usw. ist dann in Kommentaren zu lesen. Dabei ist vor allem die Aussage, bei der Dschungelshow handle es sich um ein Programm für bildungsferne Schichten nachgewiesenermaßen Quatsch. In der Tat hat die Dschungelshow einen höheren Marktanteil bei Zuschauern mit hohem Bildungsabschluss (also mindestens Abitur), als beispielsweise die ach so seriösen “Tagesthemen”.

Das sympathischste am Dschungelcamp aber ist, dass die Show trotz all dieser Vorzüge nichts weiter ist und nichts weiter sein will, als pure, gut gemachte und, ja, intelligente Unterhaltung.

Nun mag das alles ja richtig sein, nur kann ich Winterbauers Betrachtung nicht entnehmen, was eigentlich der tiefere Sinn dieses ganzen Dschungelcamps ist: für die Mitwirkenden ebenso wie für die Zuschauer. „Intelligente“ Unterhaltung erhoffe ich mir nicht von einem „Dschungelcamp“. Ich verstehe auch nicht, warum in diesem Zusammenhang die „Tagesthemen“ erwähnt werden, mit denen sich ja wenigstens ein informierendes Anliegen verbindet. Über deren Niveau man natürlich unterschiedlicher Meinung sein kann. Wollte man die Fernsehprogramme wirklich unter dem Gesichtspunkt „intelligente“ Unterhaltung unter die Lupe nehmen, bliebe wohl nicht (mehr) allzu viel übrig. Will das aber wenigstens das Fernsehvolk „mit hohem Bildungsabschluss“? Oder will es nach den Anforderungen des täglichen Berufs- oder Geschäftslebens lediglich - und ohne hohem Anspruch - unterhalten und abgelenkt werden?

Mein Interessenspektrum mag, gemessen an den gebotenen Fernsehprogrammen, begrenzt sein.Ich habe trotzdem nicht das Gefühl, angesichts einer so wohlwollenden Kritik etwas versäumt zu haben.

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