Was tut man wohl, wenn man als Patient im Wartebereich einer Krankenhausklinik sitzt – hier der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie des Südharzkrankenhauses Nordhausen – um sich behandeln zu lassen, und in der mitgebrachten Zeitung vom Ärztepfusch an deutschen Krankenhäusern liest? Dem allein im Jahr 2010 rund 1700 Patienten zum Opfer gefallen sein sollen. Ist das ein Grund, aufzustehen m nachhause zu gehen? Aber was dann?
Mit meiner Kenntnis über moderne Medien-Berichterstattung weiß ich allein schon durch die Formulierung „...pfusch“, dass hier wieder einmal tatsächliche Gegebenheiten spektakulär verbrämt wurden, um möglichst sensationell zu wirken. Nachdem ich aber zu meinem behandelnden Arzt absolutes Vertrauen habe, lasse ich mir das durch das durch so hochgepushte Berichte nicht erschüttert. Ich könnte also nur bedauern, dass selbst in diesem sensiblen Gesundheitsbereich in einer Weise berichtet wird, die geeignet ist, Misstrauen gegenüber Klinikärzten in ihrer Gesamtheit zu erzeugen.
Nicht viel anders wie die ebenfalls gestern groß aufgemachte Meldung, nach der die „Sucht im Alter“ - also die Alkoholsucht - so zugenommen haben soll, dass ein Aktionsplan erarbeitet werden bzw. in Kraft treten soll, um diesem zunehmenden „Trost im Alter“ verursacht durch Vereinsamung oder ähnlichem zu begegnen. Wenn man als Senior von derartigen Bedrohungen liest, überlegt man unwillkürlich, ob man betroffen ist bzw. wie man dem vorbeugen kann.
Um mich also nicht noch weiter mit solchen und ähnlichen auf Ängstigung angelegten Berichten konfrontiert sehen zu müssen, legte ich die Zeitung zur Seite und griff nach dem ebenfalls mitgebrachten Buch „Meines Großvaters Geschichten“ von Martin Höfer, das am Dienstag in der Galerie der Kreissparkasse im Rahmen einer Ausstellung Höfers vorgestellt wurde. Ich hatte es erworben, weil mich interessierte, welches Talent der Autor darin als Erzähler erkennen lässt.
Und war spätestens nach dem 2. Tag des in Tage eingeteilten Inhalt des Buches im Bilde. Und bedient. Nachdem ich einerseits für mich feststellte, dass Martin Höfer recht gut erzählen kann, andererseits aber seine Erzählungen thematisch so anspruchs- und belanglos sind, dass mir schien, als habe sich der Erzähler sein kindliches Gemüt bewahrt. Nach dem 2.Tag jedenfalls legte ich das Buch wieder zur Seite. Leichte literarische Kost mag zwar im Wartebereich einer Klinik eine geeignete Lektüre sein, aber ein Minimum an Anspruch sollte sie schon haben.
uIm Zusammenhang damit kam mir ein Bericht im Lokalteil der „Thüringer Allgemeine“ ins Gedächtnis, in dem Jens Feuerriegel (verantwortlicher Redakteur) die in der oben erwähnten Ausstellung ausgestellten Bilder als „Wartezimmerbilder“ bezeichnet, und dazu den „Verursacher“ Martin Höfer zitiert: „Je länger man draufschaut, umso mehr entdeckt man auch darauf.“ Nun war ich sowohl in der Eröffnung dieser Ausstellung und habe dort zwar keinen Jens Feuerriegel, aber die Bilder gesehen, die dort ausgestellt und gemeint sind. Und nur im Zusammenhang mit meiner Bekanntschaft zu Martin Höfer nahm ich mir etwas Zeit (sogar für einen zweiten Besuch der Ausstellung) zu den Versuch, deren Durcheinander zu entwirren und Sinnhaftes zu entdecken. Es sind meines Erachtens gut gemalte und konturierte Bilder, Vexierrätsel aber enthalten sie nicht. Im Wartebereich einer Klinik oder eines Arztes würde ich jedenfalls ein Kreuzworträtsel vorziehen. Weiteren Überlegungen wurde ich dann allerdings enthoben durch den Aufruf ins Untersuchungszimmer.
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