Ein mündiger Bürger, Leser der nnz, hatte kürzlich zwölf Fragen an die Landratskandidatin der LINKEN, Birgit Keller und den ebenfalls für den Landrat kandidierenden Egon Primas (Landtagsabgeordneter der CDU), gerichtet. Gestern gab Birgit Keller (ebenfalls Landtagsabgeordnete ihrer Partei) im Ratskeller Antwort.
Zuvor schon, nämlich am 27.01, hatte der ebenfalls für den Landrat kandidierende Liberale Manuel Thume die Fragen beantwortet, obwohl sie gar nicht an ihn gerichtet waren.
Immerhin aber hatte Thume schriftlich, sachlich und eher knapp in der nnz geantwortet, während sich die Ausführungen Kellers überaus weitschweifig anhörten und über einen Zeitraum erstreckten, den ich aus körperlichen Gründen längst nicht bis zum Ende mithören konnte: bei Antwort auf Frage Nr.7 verließ ich den Ratskeller, nicht nur mürbe durch die körperliche Malaise, sondern fast mehr noch durch den bis dahin erlebten Verlauf.
Peter Stefan Greiner vermerkt in seinem Bericht zu dieser Veranstaltung abschließend und mit erkennbarer Genugtuung, Birgit Keller habe alle Fragen beantwortet. Und weiter“: „Das ist gut so. Noch besser ist jedoch die Tatsache, dass ein mündiger Bürger sie gestellt hatte. Dass die nnz dabei als Vermittler auftreten durfte, ist Nebensache. Keine Nebensache ist die Tatsache, dass zum Beispiel der ebenfalls angefragte CDU-Kandidat Egon Primas weder mit Wolfgang Reinhard, noch mit der nnz-Redaktion jemals einen Kontakt zu den zwölf Fragen gesucht hatte. Vermutlich hat man als Mitglied einer Regierungsfraktion im Thüringer Landtag wichtigeres zu tun.“ (Ende des Auszugs).
Mir drängen sich angesichts dieser Feststellungen Überlegungen auf. Von denen die wichtigste lautet: was ein zukünftiger Landrat angesichts dieser Fragen entsprechend seiner Vorstellungen ohne dem Kreistag bewirken oder entscheiden kann? Und hat der mündige Bürger seine Fragen aus persönlichem Interesse gestellt oder machte er sich gar zum Sprecher aller mündigen Bürger? Dafür mag die Frage nach der Zukunft des Theaters stehen, von dem der Fragesteller selbst sagt, dass er es „hin und wieder“ mal besuchte. Aber auch dazu kann eine Antwort nur lauten, dass ein Landrat (als Gesellschafter) nur eine persönliche Vorstellung äußern kann, aber nie eine Garantie oder Versprechen für die Zukunft. (Ohne das Land, ohne die anderen Gesellschafter und ohne Kreistag geht gar nichts.) Und zum Hallenbad erwartet ein mündiger Bürger in Sollstedt vermutlich eine andere Antwort als ein solcher in Rodishain. Es ist einfach unrealistisch, von einem Kandidaten Antworten zu verlangen, an denen man ihn später „festnageln“ kann.
Und damit gerät der „mündige Bürger“ mit seinen Fragen in den Ruch der Ignoranz, des Populismus oder gar der Wichtigtuerei. Ich halte es jedenfalls für unfair einem Kandidaten – ganz gleich ob für den Oberbürgermeister oder Landrat – verbindliche Antworten abzuverlangen, wenn er entsprechende Entscheidungen allein gar nicht treffen kann. Wenn ich ich ihn erklärter Weise später daran messen will. Und schon deshalb könnte ich dem Kandidaten Egon Primas keinen Vorwurf machen, wenn er den gestellten Fragen ausweicht. Denn unverbindliche Antworten können Unterhaltungswert haben, mehr aber auch nicht.
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