Bundestagspräsident Schäuble würdigt Christo als Visionär und politischen Ausnahmekünstler
Zum Tod von Christo teilt Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble mit:
„Mit
Christo nimmt die Welt Abschied von einem Ausnahmekünstler. Seine Kunst
schärfte unsere Sinne. Er verbarg mit seinen Verhüllungen oft das
Gewöhnliche und machte so das Außergewöhnliche sichtbar. Auch wenn die
verfremdende Ästhetik seiner Werke im Vordergrund stand, so war Christo
doch ein politischer Künstler, der sich immer wieder auf die Spaltung
der Welt in Ost und West bezog und Freiheit einforderte.
Mit
der Verhüllung des Reichstagsgebäudes haben er und seine bereits 2009
verstorbene Frau Jeanne-Claude sich in die wechselvolle Geschichte
unseres Parlaments eingeschrieben. Ich persönlich denke an meine
ursprüngliche Skepsis zurück, diesen geschichtsträchtigen Ort zu einem
Kunstwerk zu machen - und an das unvergessliche Vergnügen, dass er
Millionen damit verschaffte. Sein monumentales Werk markierte eine Zäsur
und versinnbildlichte auf ganz eigene Weise das Ende der Bonner
Republik. Christo lehrte uns, das historische Parlamentsgebäude mit
anderen Augen zu sehen und den Umzug von Bonn nach Berlin mit fröhlicher
Leichtigkeit anzugehen. So flüchtig das Kunstwerk war, so fest ist es
in unserer Erinnerung verankert. Dafür sind wir Deutsche Christo
dankbar.
Wir trauern um einen großen
Visionär, der Ästhetik, Geschichte und Demokratie verbinden konnte:
Schöner und freier kann Kunst nicht wirken.“
Deutscher Bundestag
Pressestelle
Pressestelle
Berlin, 02.Juni 2020
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