Nordhausen
will zum Lutherjahr Akzente setzen – das kann auch ohne Lutherdenkmal
sein / „Freund Luther“ als Identifikationsmerkmal für die ganze Stadt
Nordhausen (psv)
Mit Blick auf die Nachricht
aus dem Bundeskanzleramt, dass ein reines Lutherdenkmal für Nordhausen
nicht förderfähig ist, hat jetzt Nordhausens Oberbürgermeister Dr. Klaus
Zeh die Mitglieder des Nordhäuser Lutherforums und der Arbeitsgruppe
„Lutherdenkmal“ zu einem Arbeitstreffen eingeladen.
Zeh
sagte, dass er mehrere Gespräche mit dem Beauftragten für das
Lutherjubiläum im Bundeskanzleramt geführt habe. „Er hat uns jetzt
schriftlich
und ausführlich darauf aufmerksam gemacht, dass ein Denkmal als solches
nicht förderfähig ist im Rahmen des Bundesprogramms zum
Reformationsjubiläum 2017. Wohl aber, so Zeh weiter, sei eine
Projektförderung möglich zum Beispiel für Ausstellungen. Er werde
jetzt Kontakt aufnehmen zum Thüringer Beauftragten der Landesregierung
für das Lutherjubiläum, um dort mögliche Fördermittel zu akquirieren.
Oberbürgermeister
Zeh verwies darauf, dass neun Stationen des Bundesländerübergreifenden
Lutherwegs innerhalb der Stadtmauern von Nordhausen liegen.
„Vielleicht kann man ausgehend vom Lutherplatz diese
Stationen sichtbar
verbinden, durch Symbole wie die Luther-Rose und so den Weg stärker und
ästhetisch ansprechend ins Bewusstsein rücken“, sagte er.
Rainer
Bachmann, Stadtrat von den LINKEN, sagte in der Diskussion, „dass ich
Bedenken habe, ob es die Mehrheit der Bevölkerung gut findet, wenn
wir angesichts der Geldknappheit am Denkmal festhalten. Warum stärken
wir nicht den Lutherplatz, wo es bereits ein Lutherdenkmal gibt, und
machen dazu eine Ausstellung in der Blasii-Kirche?“, so Bachmann.
Winfried
Wehrhan von der Stadt- und Gästeführer sagte, man solle an der Idee des
Lutherdenkmals festhalten, zumal noch die Original-Abgussform eines
Lutherdenkmals von Ernst Rietschel existiere. Der habe einen Bezug zu
Nordhausen unter anderem wegen des von ihm geschaffenen Neptun-Denkmals
in der Promenade. „Da müssen wir es halt irgendwie schaffen, die
restlichen 45.000 Euro für das Denkmal aufzutreiben,
wenn dies nicht gefördert werden kann“, so Wehrhahn.
Heiko
Maulhardt, Vertreter des Nordhäuser Rotary-Clubs – dieser Club hatte
die Ursprungsidee zu Errichtung eines Lutherdenkmals – sagte, wenn die
Finanzierung eines Denkmals nicht möglich sei, verschließe sich der
Club sicher nicht, andere Ideen finanziell zu unterstützen. „Vielleicht
sollten wir den Mut zu einem Neustart mit Blick auf das Lutherjubiläum
haben.“
Dompfarrer
Richard Hentrich sagte, die Ökumene beider Kirchen biete ausreichend
interessante Anlaufpunkte für Touristen. Diese müssten im Stadtbild
deutlicher sichtbar gemacht werden. Ein Punkt könnte ein aufgewerteter
Blasii-Kirchplatz sein.
Dass
es ein großes Grundinteresse in Nordhausen gebe und eine „ spürbare
Dynamik“ mit Blick auf das Lutherjubiläum konstatierte Superintendent
Andreas
Schwarze. „Man sollte die Jahre bis zum Jubiläumsjahr 2017 nutzen, um
diese Dynamik aufzunehmen und einen verbindenden und integrierenden
Geist für die ganze Stadt daraus zu entwickeln, der auch nach 2017 diese
Stadt eint. Lassen Sie uns darüber nachdenken,
was dieser Geist sein könnte“, so der Superintendent. Er verstehe die
Befürworter eines Rietschel-Denkmals. „Doch man sollte bedenken, dass
ein historisches Denkmal immer ein Blick rückwärts ist. Sollten wir aber
nicht neue Perspektiven entwickeln und mit
dem Jubiläum den Blick nach vorn richten?“
Nordhausen
müsse seinen Platz finden zwischen den großen Lutherstädten wir
Wittenberg oder Eisenach. „Das können wir auch, denn Nordhausen spielte
eine wichtige Rolle während der Reformation“, so Schwarze.
„Freund
Luther“ – für dieses Motto mit Blick auf das Jahr 2017 warb die
Lutherbeauftragte des Kirchenkreises Südharz“, Petra Gunst. „Die Feiern
zum Luther-Jubiläum und die Vorbereitungen darauf sollten auch jene
Nordhäuserinnen und Nordhäuser ansprechen, die nicht konfessionell
gebunden sind“, sagte Frau Gunst.
Das
Motto Freundschafts-Motto leite sich zum einen aus der Freundschaft
Luthers mit Justus Jonas her und mit Michael Meyenburg, die beide auch
im
weltlichen Sinne Nordhausen geprägt hätten. „Aber zum anderen hat der
Geist der Freundschaft auch heute noch seinen Platz im
zwischenmenschlichen Miteinander“, so Frau Gunst. „Bis zum Sommer werden
wir die ersten Ideen präsentieren. Und drauf freue ich mich!“
Sie
werde gemeinsam mit ihren Mitstreitern deshalb künftig verstärkt in den
Schulen unterwegs sein, um Ideen zu sammeln. Man werde darüber hinaus
auch die Kooperation mit der Jugendkunstschule suchen. „Das
Jubiläum
und ein Leitprojekt kann diese Stadt verbinden. Das war schon einmal so
zum Ende des 19. Jahrhunderts: Damals gab es über mehrere Jahre in
Nordhausen eine große Lotterie zum Bau des Lutherdenkmals.
Daran haben sich viele Nordhäuser beteiligt“, sagte Frau Gunst.
Auch
Johannes von Biela, Pfarrer an der Gemeinde St. Blasii-Altendorf,
sprach sich für einen „Neuanfang“ aus. „Dass die Fördermittel für ein
reines
Denkmal nicht gegeben werden können, muss kein Unglück sein. Das kann
neue Ideen freisetzen. Ich empfehle deshalb die offizielle `Beerdigung´
der Denkmalidee und die Entwicklung neuer Konzepte.“
Gisela
Hartmann sprach sich dagegen aus nur „nette kleine Dinge“ zu machen.
„Es würde unserer Stadt besser tun, wenn wir zum Thema Reformation ein
großes Aushängeschild schaffen.“
<b>Bild 1: Die Mitglieder des Lutherforums und der Arbeitsgruppe „Lutherdenkmal“
Bild 2 : Petra Gunst, die Lutherbeauftragte des evangelischen Kirchenkreises
Fotos: Pressestelle Stadt Nordhausen</b>
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