Dienstag, 2. Juni 2015

Lutherforum tagte im Rathaus:

 Nordhausen will zum Lutherjahr Akzente setzen – das kann auch ohne Lutherdenkmal sein / „Freund Luther“ als Identifikationsmerkmal für die ganze Stadt

Nordhausen (psv) Mit Blick auf die Nachricht aus dem Bundeskanzleramt, dass ein reines Lutherdenkmal für Nordhausen nicht förderfähig ist, hat jetzt Nordhausens Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh die Mitglieder des Nordhäuser Lutherforums und der Arbeitsgruppe „Lutherdenkmal“ zu einem Arbeitstreffen eingeladen.

Zeh sagte, dass er mehrere Gespräche mit dem Beauftragten für das Lutherjubiläum im Bundeskanzleramt geführt habe. „Er hat uns jetzt schriftlich und ausführlich darauf aufmerksam gemacht, dass ein Denkmal als solches nicht förderfähig ist im Rahmen des Bundesprogramms zum Reformationsjubiläum 2017. Wohl aber, so Zeh weiter, sei eine Projektförderung möglich zum Beispiel für Ausstellungen. Er werde jetzt Kontakt aufnehmen zum Thüringer Beauftragten der Landesregierung für das Lutherjubiläum, um dort mögliche Fördermittel zu akquirieren.

Oberbürgermeister Zeh verwies darauf, dass neun Stationen des Bundesländerübergreifenden Lutherwegs innerhalb der Stadtmauern von Nordhausen liegen. „Vielleicht kann man ausgehend vom Lutherplatz diese
Stationen sichtbar verbinden, durch Symbole wie die Luther-Rose und so den Weg stärker und ästhetisch ansprechend ins Bewusstsein rücken“, sagte er.
Rainer Bachmann, Stadtrat von den LINKEN, sagte in der Diskussion, „dass ich Bedenken habe, ob es die Mehrheit der Bevölkerung gut findet, wenn wir angesichts der Geldknappheit am Denkmal festhalten. Warum stärken wir nicht den Lutherplatz, wo es bereits ein Lutherdenkmal gibt, und machen dazu eine Ausstellung in der Blasii-Kirche?“, so Bachmann.

Winfried Wehrhan von der Stadt- und Gästeführer sagte, man solle an der Idee des Lutherdenkmals festhalten, zumal noch die Original-Abgussform eines Lutherdenkmals von Ernst Rietschel existiere. Der habe einen Bezug zu Nordhausen unter anderem wegen des von ihm geschaffenen Neptun-Denkmals in der Promenade. „Da müssen wir es halt irgendwie schaffen, die restlichen 45.000 Euro für das Denkmal aufzutreiben, wenn dies nicht gefördert werden kann“, so Wehrhahn.

Heiko Maulhardt, Vertreter des Nordhäuser Rotary-Clubs – dieser Club hatte die Ursprungsidee zu Errichtung eines Lutherdenkmals – sagte, wenn die Finanzierung eines Denkmals nicht möglich sei, verschließe sich der Club sicher nicht, andere Ideen finanziell zu unterstützen. „Vielleicht sollten wir den Mut zu einem Neustart mit Blick auf das Lutherjubiläum haben.“

Dompfarrer Richard Hentrich sagte, die Ökumene beider Kirchen biete ausreichend interessante Anlaufpunkte für Touristen. Diese müssten im Stadtbild deutlicher sichtbar gemacht werden. Ein Punkt könnte ein aufgewerteter Blasii-Kirchplatz sein.

Dass es ein großes Grundinteresse in Nordhausen gebe und eine „ spürbare Dynamik“ mit Blick auf das Lutherjubiläum konstatierte Superintendent Andreas Schwarze. „Man sollte die Jahre bis zum Jubiläumsjahr 2017 nutzen, um diese Dynamik aufzunehmen und einen verbindenden und integrierenden Geist für die ganze Stadt daraus zu entwickeln, der auch nach 2017 diese Stadt eint. Lassen Sie uns darüber nachdenken, was dieser Geist sein könnte“, so der Superintendent. Er verstehe die Befürworter eines Rietschel-Denkmals. „Doch man sollte bedenken, dass ein historisches Denkmal immer ein Blick rückwärts ist. Sollten wir aber nicht neue Perspektiven entwickeln und mit dem Jubiläum den Blick nach vorn richten?“

Nordhausen müsse seinen Platz finden zwischen den großen Lutherstädten wir Wittenberg oder  Eisenach. „Das können wir auch, denn Nordhausen spielte eine wichtige Rolle während der Reformation“, so Schwarze.

„Freund Luther“ – für dieses Motto mit Blick auf das Jahr 2017 warb die Lutherbeauftragte des Kirchenkreises Südharz“, Petra Gunst. „Die Feiern zum Luther-Jubiläum und die Vorbereitungen darauf sollten auch jene Nordhäuserinnen und Nordhäuser ansprechen, die nicht konfessionell gebunden sind“, sagte Frau Gunst.

Das Motto Freundschafts-Motto leite sich zum einen aus der Freundschaft Luthers mit Justus Jonas her und mit Michael Meyenburg, die beide auch im weltlichen Sinne Nordhausen geprägt hätten. „Aber zum anderen hat der Geist der Freundschaft auch heute noch seinen Platz im zwischenmenschlichen Miteinander“, so Frau Gunst. „Bis zum Sommer werden wir die ersten Ideen präsentieren. Und drauf freue ich mich!“

Sie werde gemeinsam mit ihren Mitstreitern deshalb künftig verstärkt in den Schulen unterwegs sein, um Ideen zu sammeln. Man werde darüber hinaus auch die Kooperation mit der Jugendkunstschule suchen. „Das
Jubiläum und ein Leitprojekt kann diese Stadt verbinden. Das war schon einmal so zum Ende des 19. Jahrhunderts: Damals gab es über mehrere Jahre in Nordhausen eine große Lotterie zum Bau des Lutherdenkmals. Daran haben sich viele Nordhäuser beteiligt“, sagte Frau Gunst.

Auch Johannes von Biela, Pfarrer an der Gemeinde St. Blasii-Altendorf, sprach sich für einen „Neuanfang“ aus. „Dass die Fördermittel für ein reines Denkmal nicht gegeben werden können, muss kein Unglück sein. Das kann neue Ideen freisetzen. Ich empfehle deshalb die offizielle `Beerdigung´ der Denkmalidee und die Entwicklung neuer Konzepte.“

Gisela Hartmann sprach sich dagegen aus nur „nette kleine Dinge“ zu machen. „Es würde unserer Stadt besser tun, wenn wir zum Thema Reformation ein großes Aushängeschild schaffen.“

<b>Bild 1: Die Mitglieder des Lutherforums und der Arbeitsgruppe „Lutherdenkmal“

Bild 2 : Petra Gunst, die Lutherbeauftragte des evangelischen Kirchenkreises


Fotos: Pressestelle Stadt Nordhausen</b>

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