Sonntag, 21. Juni 2015

Bonsaierlebnis in der Traditionsbrennerei

In den 1950ziger Jahren, als Bonsai in Deutschland Einzug hielt, war die Nachfrage nach so gestalteten Pflanzen eine zeitlang ausgesprochen hoch, in jedem Baumarkt bot man sie an. Sie waren eine absolute
Neuheit aus Fernost, attraktiv und stets ein Blickfang. Die weitere Entwicklung war einerseits gekennzeichnet durch die Preisentwicklung der Anbieter auf Kosten der Qualität, Herkunft und Ästhetik der Pflanzen. Und andererseits falscher Vorstellungen vieler Käufer solcher Pflanzen über Standort, weitere Gestaltung und Pflege dieser Gewächse. Mit der Folge sinkender Nachfrage. Bonsai verlor nicht seine Attraktivität, nur wurden die Pflanzen zur Spezialität von Kennern, die damit umzugehen verstanden. Und damit entschwand damals das Thema auch meinem Interessenkreis, zuvor hervorgerufen durch eine meiner Töchter.
Und nun also eine Bonsai-Ausstellung in der Nordhäuser Traditonsbrennerei. Die sich für derartige Ausstellungen ja besonders empfiehlt, wie man weiß. Veranstalter waren die Westthüringer Bonsai-Freunde, also eine Fachgruppe, in der diese Kunst systematisch gepflegt wird. Die Ankündigung kam früh genug, um meine dürftigen Kenntnisse etwas aufzufrischen, damit ich nicht ganz unvorbereitet in einen zu erwartenden „Mischwald“ von Bonsais gerate. Er erwies sich trotz seiner Größe und aller Vielfalt als einladend und überschaubar. Und war doch trotzdem imposant. Auf Tischen angeordnet war eine Vielzahl von Bonsai aus den unterschiedlichsten Baumarten, Minibäume also, in Schalen wurzelnd und in ihrer bescheidenen Ausdehnung ausgesprochen
ästhetisch wirkend.
Ich traf auf Jochen Einenckel, Geschäftsführer des Museums Traditionsbrennerei, der mich mit Klaus Leiding bekannt machte, einen der Bonsai Freunde und Bonsaiberater, der im folgenden Gespräch mein Wissen um diese Kultur um einiges erweiterte.Ich erfuhr von ihm, aber auch von anderen Beratern eine Menge über Ursprung der Bonsaikunst, seine Bedeutung in den Herkunftsländern und über Haltung und Pflege dieser Pflanzen. Ich erfuhr, dass sich das japanische Wort „Bonsai“ zusammensetzt aus Bon = Schale oder Tablett und Sai = Baum oder Pflanze Und das bedeutet: Einen auf ein Tablett oder in eine Schale gepflanzten Baum. Wenn die Jungpflanzen nach einigen Jahren der Pflege und Gestaltung das Aussehen eines kleinen Baumes haben, topft man sie in Keramikschalen. Ab diesem
Zeitpunkt bezeichnet man sie als Bonsai. Die Pflege unterscheidet sich im wesentlichen nicht von den der Jungpflanzen. Nur die Gestaltung wird mit zunehmendem Alter spezieller und aufwändiger. Wenn bei den Jungpflanzen noch die Rosenschere und der Spaten reicht, so muß es jetzt die Bonsaischere und die Konkavzange sein. Auch die Erde muß andere Anforderungen erfüllen. Je älter der Bonsai wird, umso weniger häufig muß er umgetopft werden. Das bedeutet natürlich auch, dass die Erde in der Lage sein muß, die Pflanze über diesen längeren Zeitraum ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Akadama (ein japanisches Lehmgranulat) eignet sich hierfür am Besten. Je älter der Bonsai wird, umso höher wird der Akadama-Anteil der Bonsai-Erde. Dabei wurde mir die Handhabung dieser und einiger anderer speziellen Bonsai-Werkzeuge veranschaulicht. Der Sonntagmorgen mit noch überschaubaren Besucherzahlen ließ so umfangreiche Informationgespräche zu, weil ja ansonsten erst am Nachmittag um 14.OO Uhr eine Bonsaiberatung erfolgte.
Mit den mir gegebenen Informationen durchstreifte ich die Ausstellung, hielt einige der Bonsai, die mir besonders gefielen, im
Bild fest und registrierte im Vorbeigehen, dass diese Bonsai-Ausstellung von einer Fuchsien-Präsentation flankiert wurde. Die ja eigentlich in voller Ausdehnung alle zwei Jahre auf dem gleichen Gelände stattfindet.
Schließlich gelangte ich auf dem Weg durch die Ausstellung in den zum Gastraum umgestalteten Raum der Getränke-Niederlage, in dem der Förderverein Park Hohenrode die Gastronomie oblag, deren Angebot neben Kaffee in einer ausgesprochen großen Auswahl an Kuchen bestand. Natürlich führte Gisela Hartmann Regie und machte auch als Gastronomin eine gute Figur.

Schließlich und abschließend sichtete ich noch das
Angebot der Gärtnerei und Baumschule Sauer aus Ellrich, deren umfangreiches Angebot dem der Bonsai-Ausstellung ausgezeichnet angepasst war, deren Pflanzen aber auch käuflich zu erwerben waren. Während das käufliche Angebot an Bonsai demgegenüber doch sehr beschränkt war. Insgesamt aber war der Besuch dieser Ausstellung lohnend und beeindruckend. Wie stets, wenn die Traditionsbrennerei zu einer Ausstellung einlädt.

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