Sonntag, 28. Juni 2015

Zum Vertrauensverlust der Deutschen in ihre Medien

In einer aktuellen Studie im Auftrag der Zeitung „Die Zeit“ kommen die Medien mit ihrer Berichterstattung denkbar schlecht weg. Danach nämlich ist die Beziehung zwischen Lesern und Journalisten angespannt, wenn nicht sogar schon zerrüttet. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es nicht gut um das Verhältnis zwischen Medien-Konsumenten und -Machern bestellt ist. Nur vier von zehn Deutschen haben "sehr großes" oder "großes" Vertrauen vor allem in die Politik-Berichterstattung, so das Ergebnis des Meinungsforschungsinstitut infratest dimap. Tendenz weiter sinkend.

Das Ergebnis ist enttäuschend. Allein schon deshalb, weil doch vor einigen Jahren in dem Buch „Wozu noch Journalismus?“ (sueddeutsche.de) eine ganze Anzahl renommierter JournalistInnen beteuerten, der Qualitätsjournalismus würde durch alle modernen Einflüsse, wie etwa Internet und Bloggerei, keine Einbuße erleiden. Prof. Heribert Prantl (Süddeutsche) schreibt u.a. in der Einführung zu dazu (Auszug): „Mit dem Journalismus ist es so ähnlich wie mit anderen Berufen auch. Es gibt in Deutschland 20 000 Richter; aber es gibt viel, viel mehr Leute, die sich auch täglich ihr Urteil bilden... Es gibt zigtausend examinierte Pädagogen und Erzieher in Deutschland. Aber es gibt viel, viel mehr Leute, Mütter und Väter, die Kinder erziehen, ohne dass sie das studiert haben. Die Leute, die sich ihr Urteil bilden, ohne dass sie Jura studiert haben, machen die Richter nicht überflüssig...Und Leute, die ihre Kinder erziehen, machen Pädagogen nicht überflüssig. So ist es mit dem Journalismus auch. Es gibt in Deutschland zigtausend professionelle Journalisten. Aber es gibt noch viele, viele andere Leute, die auch ganz gut lesen und schreiben können, aber nicht recherchieren, reportieren, kommentieren und pointieren gelernt haben. Wenn es darum geht, vertraut man den Profis.“(Ende des Auszugs).


Und statt dieses Kompetenzanspruchs nun dieser Vertrauensverlust. Das eingeschränkte Vertrauen gegenüber der Medienberichterstattung insgesamt findet sich bei den vier für die Befragung ausgewählten konkreten Themen aus jüngster Zeit wieder: Den bisherigen Berichten zur „Flüchtlingsproblematik im Mittelmeer“ haben nur 48 Prozent der Befragten vertraut, den Berichten zu den „Protesten des islam-kritischen Bündnisses PEGIDA in Dresden“ nur 40 Prozent. Noch kritischer werden die Medienbeiträge zur „Schuldenkrise in Griechenland“ (35 Prozent Vertrauen) und zum „Ukraine-Konflikt zwischen Russland und westlichen Ländern“ (30 Prozent) eingeschätzt. Unter den Medienskeptikern besteht laut Zeit-Studie der Vorwurf, dass die Medien vor allem bewusst Fehlinformationen verbreiten und manipulieren würden (27 Prozent), 20 Prozent finden die Berichterstattung einseitig und 15 Prozent erkennen handwerkliche Fehlleistungen wie schlechte Recherche. Auch gibt es Zweifel, was die Unabhängigkeit der Medien angeht, so die Studie. Besorgt seien hier rund zehn Prozent.

Und dazu passt – meine ich – dass Millionen Deutsche Fernsehmoderatoren täglich bei der Arbeit zuschauen . Doch Respekt vor dem Job der TV-Unterhalter haben die Zuschauer offenbar keinen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Allensbach-Studie über das Ansehen der einzelnen Berufsgruppen. Während Ärzte einen Top-Wert von 76 Prozent erreichen, belegen die Fernsehmoderatoren (drei Prozent) zusammen mit Bankern den letzten Platz im Ranking. Die Journalisten bewegen sich im unterem Mittelfeld. Auch dort mit weiter abnehmender Tendenz.

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