Donnerstag, 25. Juni 2015

Teilhaben und Teil sein

Nordhausen (pln 118/15). „Teilhaben und Teil sein“ – unter dieser Zielstellung fand jetzt der  Deutsche Fürsorgetag in Leipzig statt, zu dem sich alle drei Jahre Fachleute aus dem gesamten Bundesgebiet treffen. Unter den rund 2.000 Teilnehmern waren auch Mitarbeiter des hiesigen Fachbereichs Jugend und Soziales des Landratsamtes Nordhausen. Der Deutsche Fürsorgetag gilt als die wichtigste Veranstaltung der Wohlfahrtspflege und als größter Kongress der sozialen Versorgung und Sicherung in Europa. Der Leitspruch „Teilhaben und Teil sein“ greift die zentralen Begriffe des Sozialrechts  auf und trifft ebenso die Kernpunkte der UN-Konvention der Rechte der Menschen mit Behinderungen. Beim 80. Deutschen Fürsorgetag, zu dem u.a. der deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge eingeladen hatte, kamen viele Akteure und Gestalter des gesellschaftlichen Miteinanders aus ganz Deutschland zusammen. Bundespräsident Joachim Gauck eröffnete die Veranstaltung und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel widmete ihre Grundsatzrede dem diesjährigen Motto. Neben dem Fachkongress gab es den "Markt der Möglichkeiten" mit Ausstellern der Wohlfahrtsverbände und der Sozialwirtschaft.


In den zahlreichen Workshops wurden aktuelle Themen im Hinblick auf Familien, Alleinerziehende, Kinder und Jugendliche, alte Menschen, Menschen mit Behinderungen, Langzeitarbeitslose und Flüchtlinge in den Blick genommen. Dabei diskutierten die Fachleute die Frage, was Teilhabe im Alltag bedeutet und inwieweit dies die aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen ermöglichen. Teilhabe werde häufig gleichgesetzt mit Beteiligung, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbestimmung, Mitsprache oder Einbeziehung. Gleichzeitig stelle sich die Frage, ob Teilhabe nicht dann eher gegeben ist, wenn man auch für andere an Bedeutung gewinnt, also ein wertvolles Mitglied in der Gemeinschaft ist? Diese Frage stellen sich die Mitarbeiter des Sozialen Dienstes der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen in ihrer täglichen Arbeit mit Betroffenen sowie mit anderen Fachdiensten im Landkreis Nordhausen. Ziel ist es, die bestmögliche Teilhabe am Leben selbstbestimmt zu erreichen. Aus diesem Grund werden seit 2013 Menschen mit Unterstützungsbedarf aktiver in die Planung ihrer Unterstützungssysteme einbezogen. Gemeinsam wird ein so genannter Hilfeplan besprochen, der individuelle Hilfebedarfe abzeichnet und somit passgenaue Unterstützung ermöglicht. Gerade für Menschen mit Behinderung im eigenen Wohnraum kann dadurch eine speziell auf die Bedürfnisse abgestimmte Unterstützung in allen Lebensbereichen gewährleistet werden. Insbesondere mit Blick auf die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen liegt dabei der Schwerpunkt auf mehr Selbstbestimmung und Teilhabemöglichkeiten. „Das Landratsamt Nordhausen ist mit allen beteiligten Akteuren in der Eingliederungshilfe auf einem guten Weg, Selbstbestimmungsrechte und Teilhabe für die Menschen zu stärken“, so Elke Schnabel, Leiterin des Sozialen Dienstes. „Um ausgrenzende gesellschaftliche Bedingungen zu vermeiden, muss die Vielfältigkeit von Menschen als eine Bereicherung für unsere Gemeinschaft gesehen werden. Dies gilt hinsichtlich körperlicher, kognitiver und psychischer Fähigkeiten ebenso wie hinsichtlich der sozialen, ethnischen und nationalen Herkunft, der Hautfarbe, des Alters, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, der Kultur, Religion oder Weltanschauung. Der Fürsorgetag bestätigte eindrucksvoll die Zielrichtung in den Unterstützungssystemen und den Weg zu mehr Teilhabe.“

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