Nordhausen (pln 118/15). „Teilhaben und Teil
sein“ – unter dieser Zielstellung fand jetzt der Deutsche Fürsorgetag
in Leipzig statt, zu dem sich alle drei Jahre Fachleute aus dem gesamten
Bundesgebiet treffen. Unter den rund 2.000
Teilnehmern waren auch Mitarbeiter des hiesigen Fachbereichs Jugend und
Soziales des Landratsamtes Nordhausen. Der Deutsche Fürsorgetag gilt
als die wichtigste Veranstaltung der Wohlfahrtspflege und als größter
Kongress der sozialen Versorgung und Sicherung
in Europa. Der Leitspruch „Teilhaben und Teil sein“ greift die
zentralen Begriffe des Sozialrechts auf und trifft ebenso die
Kernpunkte der UN-Konvention der Rechte der Menschen mit Behinderungen.
Beim 80. Deutschen Fürsorgetag, zu dem u.a. der deutsche Verein
für öffentliche und private Fürsorge eingeladen hatte, kamen viele
Akteure und Gestalter des gesellschaftlichen Miteinanders aus ganz
Deutschland zusammen. Bundespräsident Joachim Gauck eröffnete die
Veranstaltung und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel widmete
ihre Grundsatzrede dem diesjährigen Motto. Neben dem Fachkongress gab
es den "Markt der Möglichkeiten" mit Ausstellern der Wohlfahrtsverbände
und der Sozialwirtschaft.
In den zahlreichen Workshops wurden aktuelle Themen
im Hinblick auf Familien, Alleinerziehende, Kinder und Jugendliche,
alte Menschen, Menschen mit Behinderungen, Langzeitarbeitslose und
Flüchtlinge in den Blick genommen. Dabei diskutierten
die Fachleute die Frage, was Teilhabe im Alltag bedeutet und inwieweit
dies die aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen ermöglichen. Teilhabe
werde häufig gleichgesetzt mit Beteiligung, Teilnahme, Mitwirkung,
Mitbestimmung, Mitsprache oder Einbeziehung. Gleichzeitig
stelle sich die Frage, ob Teilhabe nicht dann eher gegeben ist, wenn
man auch für andere an Bedeutung gewinnt, also ein wertvolles Mitglied
in der Gemeinschaft ist? Diese Frage stellen sich die Mitarbeiter des
Sozialen Dienstes der Eingliederungshilfe für
behinderte Menschen in ihrer täglichen Arbeit mit Betroffenen sowie mit
anderen Fachdiensten im Landkreis Nordhausen. Ziel ist es, die
bestmögliche Teilhabe am Leben selbstbestimmt zu erreichen. Aus diesem
Grund werden seit 2013 Menschen mit Unterstützungsbedarf
aktiver in die Planung ihrer Unterstützungssysteme einbezogen.
Gemeinsam wird ein so genannter Hilfeplan besprochen, der individuelle
Hilfebedarfe abzeichnet und somit passgenaue Unterstützung ermöglicht.
Gerade für Menschen mit Behinderung im eigenen Wohnraum
kann dadurch eine speziell auf die Bedürfnisse abgestimmte
Unterstützung in allen Lebensbereichen gewährleistet werden.
Insbesondere mit Blick auf die UN-Konvention für die Rechte von Menschen
mit Behinderungen liegt dabei der Schwerpunkt auf mehr Selbstbestimmung
und Teilhabemöglichkeiten. „Das Landratsamt Nordhausen ist mit allen
beteiligten Akteuren in der Eingliederungshilfe auf einem guten Weg,
Selbstbestimmungsrechte und Teilhabe für die Menschen zu stärken“, so
Elke Schnabel, Leiterin des Sozialen Dienstes. „Um
ausgrenzende gesellschaftliche Bedingungen zu vermeiden, muss die
Vielfältigkeit von Menschen als eine Bereicherung für unsere
Gemeinschaft gesehen werden. Dies gilt hinsichtlich körperlicher,
kognitiver und psychischer Fähigkeiten ebenso wie hinsichtlich
der sozialen, ethnischen und nationalen Herkunft, der Hautfarbe, des
Alters, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, der Kultur,
Religion oder Weltanschauung. Der Fürsorgetag bestätigte eindrucksvoll
die Zielrichtung in den Unterstützungssystemen und
den Weg zu mehr Teilhabe.“
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