Donnerstag, 11. Juni 2015

Rita Süssmuth erhält Reinhard Mohn Preis

Gütersloh, 11. Juni 2015. Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat am heutigen Donnerstag den Reinhard Mohn Preis der Bertelsmann Stiftung erhalten. Rita Süssmuth nahm die mit 200.000 Euro dotierte Auszeichnung aus den Händen der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Liz Mohn entgegen. Mit der Preisvergabe würdigt die Bertelsmann Stiftung die CDU-Politikerin als Wegbereiterin einer modernen Einwanderungs- und Integrationspolitik. Die Festrede vor rund 500 Gästen im Gütersloher Stadttheater hielt die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.
"Integration und Zuwanderung gehören zu den entscheidenden Themen unserer Zeit", sagte Liz Mohn in ihrer Laudatio. Rita Süssmuth habe mit ihrer politischen Arbeit die Perspektive der Deutschen auf Einwanderung verändert. Unermüdlich setze sie sich gegen jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung ein. "Mut, Mitmenschlichkeit, Toleranz und Tatkraft: Dies hat Rita Süssmuth zu einer der bedeutendsten Politikerinnen Deutschlands gemacht und verschafft ihr über die Grenzen unseres Landes hinaus hohe Anerkennung", sagte Liz Mohn. Die Bertelsmann Stiftung ehre Rita Süssmuth auch als Brückenbauerin zwischen politischen Lagern, zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sowie zwischen den Religionen.
Bereits Mitte der 90er Jahre hatte sich Rita Süssmuth als erste prominente Unionspolitikerin dafür ausgesprochen, Deutschland solle sich zu seiner Rolle als Einwanderungsland bekennen. Entscheidende Impulse für Reformen und eine offenere Haltung gegenüber Einwanderung gingen von der Zuwanderungskommission aus, die Rita Süssmuth auf Bitten der rot-grünen Bundesregierung ab Herbst 2000 leitete.
Auch wenn die Vorschläge der Zuwanderungskommission nicht direkt politische Mehrheiten fanden, greift das Zuwanderungsgesetz von 2005 viele Empfehlungen des Gremiums auf. "Rita Süssmuth hat großen Anteil daran, dass Deutschland sich heute als Einwanderungsland versteht", sagte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung. Mittlerweile gehöre Deutschland zu den beliebtesten Einwanderungsländern weltweit.
Mit der Preisvergabe würdigt die Bertelsmann Stiftung auch den Einsatz der langjährigen Bundestagspräsidentin für Migranten und Auswanderungsländer. 2005 arbeitete Süssmuth in der "Globalen Kommission zur Migration" mit, die der damalige UN-Generalsekretär und Reinhard Mohn Preisträger von 2013 Kofi Annan eingesetzt hatte. "Wir müssen Migration gerecht gestalten und die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen – die der Migranten genauso wie die der Menschen in den Einwanderungsländern und in den Herkunftsländern", sagte Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung in seiner Rede.
Dräger plädierte für einen fairen Interessenausgleich, der sich an der Leitidee der Sozialen Marktwirtschaft orientiere und global ein Plus an Wohlstand und Bildung ermögliche. Nötig sei ein neues, verständliches Einwanderungsgesetz. "Ein neues Gesetz muss deutlich machen, dass wir Einwanderung nicht nur erlauben, sondern aktiv fördern und mit Teilhabe verbinden. Dafür müssen dauerhafter Aufenthalt und zügige Einbürgerung in Aussicht gestellt werden", sagte Dräger.

Rita Süssmuth wird mit dem Preisgeld Initiativen für die Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Arbeitsmarkt unterstützen. Gefördert werden unter anderem das Mentorenprojekt "Sprint" der Diakonie in Rita Süssmuths Geburtsstadt Wuppertal; das Programm "Angekommen" für unbegleitete junge Flüchtlinge, das die Stadt Dortmund, das nordrhein-westfälische Schulministerium und die Walter Blüchert Stiftung gemeinsam tragen; außerdem die Caritas Osnabrück, die Flüchtlinge in Ausbildung unterstützt; und die weltweit größte unabhängige Kinderrechtsorganisation "Save the Children Deutschland" in Berlin, die jungen Menschen aus Flüchtlingsfamilien hilft.


Über den Reinhard Mohn Preis:

Der Reinhard Mohn Preis erinnert an den Gründer der Bertelsmann Stiftung, Reinhard Mohn († Oktober 2009). Der Preis wird jährlich verliehen und zeichnet international renommierte Persönlichkeiten aus, die sich um wegweisende Lösungen zu gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen verdient gemacht haben. Die Preisvergabe basiert auf einer weltweiten Recherche nach innovativen Konzepten und exemplarischen Lösungsansätzen für Herausforderungen, die für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands von entscheidender Bedeutung sind. In diesem Jahr heißt das Thema "A Fair Deal on Talent – Migration gerecht gestalten". Dazu richtete die Bertelsmann Stiftung im Mai das internationale Reinhard Mohn Symposium aus. Die Bertelsmann Stiftung beschäftigt sich anlässlich des Reinhard Mohn Preises vertieft mit der Frage, wie Migration in Deutschland und weltweit fair gestaltet werden kann.


Über die Bertelsmann Stiftung:

Die Bertelsmann Stiftung setzt sich für eine gerechte Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben ein. Sie engagiert sich in den Bereichen Bildung, Demokratie, Gesellschaft, Gesundheit, Kultur und Wirtschaft. Durch ihr Engagement will sie alle Bürgerinnen und Bürger er-mutigen, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann SE & Co. KGaA. Die Bertelsmann Stiftung arbeitet operativ, ist unabhängig vom Unternehmen und parteipolitisch neutral.


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