"Integration
und Zuwanderung gehören zu den entscheidenden Themen unserer Zeit",
sagte Liz Mohn in ihrer Laudatio. Rita Süssmuth habe mit ihrer
politischen Arbeit die Perspektive der Deutschen auf Einwanderung
verändert. Unermüdlich setze sie sich gegen jede Form von
Ausgrenzung und Diskriminierung ein. "Mut, Mitmenschlichkeit,
Toleranz und Tatkraft: Dies hat Rita Süssmuth zu einer der
bedeutendsten Politikerinnen Deutschlands gemacht und verschafft ihr
über die Grenzen unseres Landes hinaus hohe Anerkennung", sagte
Liz Mohn. Die Bertelsmann Stiftung ehre Rita Süssmuth auch als
Brückenbauerin zwischen politischen Lagern, zwischen Politik,
Wirtschaft und Zivilgesellschaft sowie zwischen den Religionen.
Bereits
Mitte der 90er Jahre hatte sich Rita Süssmuth als erste prominente
Unionspolitikerin dafür ausgesprochen, Deutschland solle sich zu
seiner Rolle als Einwanderungsland bekennen. Entscheidende Impulse
für Reformen und eine offenere Haltung gegenüber Einwanderung
gingen von der Zuwanderungskommission aus, die Rita Süssmuth auf
Bitten der rot-grünen Bundesregierung ab Herbst 2000 leitete.
Auch
wenn die Vorschläge der Zuwanderungskommission nicht direkt
politische Mehrheiten fanden, greift das Zuwanderungsgesetz von 2005
viele Empfehlungen des Gremiums auf. "Rita Süssmuth hat großen
Anteil daran, dass Deutschland sich heute als Einwanderungsland
versteht", sagte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der
Bertelsmann Stiftung. Mittlerweile gehöre Deutschland zu den
beliebtesten Einwanderungsländern weltweit.
Mit
der Preisvergabe würdigt die Bertelsmann Stiftung auch den Einsatz
der langjährigen Bundestagspräsidentin für Migranten und
Auswanderungsländer. 2005 arbeitete Süssmuth in der "Globalen
Kommission zur Migration" mit, die der damalige
UN-Generalsekretär und Reinhard Mohn Preisträger von 2013 Kofi
Annan eingesetzt hatte. "Wir müssen Migration gerecht gestalten
und die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen – die der
Migranten genauso wie die der Menschen in den Einwanderungsländern
und in den Herkunftsländern", sagte Jörg Dräger,
Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung in seiner Rede.
Dräger
plädierte für einen fairen Interessenausgleich, der sich an der
Leitidee der Sozialen Marktwirtschaft orientiere und global ein Plus
an Wohlstand und Bildung ermögliche. Nötig sei ein neues,
verständliches Einwanderungsgesetz. "Ein neues Gesetz muss
deutlich machen, dass wir Einwanderung nicht nur erlauben, sondern
aktiv fördern und mit Teilhabe verbinden. Dafür müssen dauerhafter
Aufenthalt und zügige Einbürgerung in Aussicht gestellt werden",
sagte Dräger.
Rita Süssmuth wird mit dem Preisgeld Initiativen für die Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Arbeitsmarkt unterstützen. Gefördert werden unter anderem das Mentorenprojekt "Sprint" der Diakonie in Rita Süssmuths Geburtsstadt Wuppertal; das Programm "Angekommen" für unbegleitete junge Flüchtlinge, das die Stadt Dortmund, das nordrhein-westfälische Schulministerium und die Walter Blüchert Stiftung gemeinsam tragen; außerdem die Caritas Osnabrück, die Flüchtlinge in Ausbildung unterstützt; und die weltweit größte unabhängige Kinderrechtsorganisation "Save the Children Deutschland" in Berlin, die jungen Menschen aus Flüchtlingsfamilien hilft.
Über
den Reinhard Mohn Preis:
Der
Reinhard Mohn Preis erinnert an den Gründer der Bertelsmann
Stiftung, Reinhard Mohn († Oktober 2009). Der Preis wird jährlich
verliehen und zeichnet international renommierte Persönlichkeiten
aus, die sich um wegweisende Lösungen zu gesellschaftlichen und
politischen Herausforderungen verdient gemacht haben. Die
Preisvergabe basiert auf einer weltweiten Recherche nach innovativen
Konzepten und exemplarischen Lösungsansätzen für
Herausforderungen, die für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands von
entscheidender Bedeutung sind. In diesem Jahr heißt das Thema "A
Fair Deal on Talent – Migration gerecht gestalten". Dazu
richtete die Bertelsmann Stiftung im Mai das internationale Reinhard
Mohn Symposium aus. Die Bertelsmann Stiftung beschäftigt sich
anlässlich des Reinhard Mohn Preises vertieft mit der Frage, wie
Migration in Deutschland und weltweit fair gestaltet werden kann.
Über
die Bertelsmann Stiftung:
Die
Bertelsmann Stiftung setzt sich für eine gerechte Teilhabe aller am
gesellschaftlichen Leben ein. Sie engagiert sich in den Bereichen
Bildung, Demokratie, Gesellschaft, Gesundheit, Kultur und Wirtschaft.
Durch ihr Engagement will sie alle Bürgerinnen und Bürger
er-mutigen, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Die 1977 von
Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die
Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann SE & Co. KGaA. Die
Bertelsmann Stiftung arbeitet operativ, ist unabhängig vom
Unternehmen und parteipolitisch neutral.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen