Bei
mir leider nur in der zwar sehr anschaulichen, aber doch nur
rhetorischen Art durch den Vorsitzenden des Kunsthaus Meyenburg
Fördervereins, Dr. Wolfgang Pientka. Bekanntlich fand das Konzert
am 22. Mai im Kunsthaus im Rahmen der Kammermusik-Reihe statt und
gehörte zu den Musikveranstaltungen, die ich nicht besuchen konnte.
Und eben von Dr. Pientka in ausgezeichneter Weise rezensiert wurde.
Mir bleibt also nur, diese Rezension in mein Blog einzustellen, um
ihn in dieser Weise in Erinnerung zu behalten.
Ensemble
„Holzspielart“ bezaubert
Kammerkonzert
im KUNSTHAUS MEYENBURG – Musikgenuss ersten Ranges
Dass die
Reihe KAMMERMUSIK IM KUNSTHAUS schon nach dem ersten Konzert zu
Beginn dieses Jahres zu einem Geheimtipp für Musikfreunde in
Nordhausen wurde, bestätigte sich erneut nach dem zweiten Konzert am
27. März und so fand diese neue Reihe des Kunsthauses mit den
meisterhaften Interpretationen des Bläserquintetts HOLZSPIELART am
22. Mai seinen Abschluss der aktuell laufenden Spielzeit.
Das von
vier Musikern des Loh-Orchesters und einem Musiker der Thüringer
Landeskapelle Eisenach im Jahr 2008 gegründete Bläserquintett, das
inzwischen vermehrt auch überregional in Erscheinung tritt,
überzeugte sowohl in seiner Spielweise als auch in der Breite des
Repertoires, beginnend mit einer Bearbeitung der Ouvertüre zu „Die
Zauberflöte“ von W.A. Mozart bis hin zu Piazollas „Die
Geschichte des Tangos“.
Es ist
schon eine Würdigung wert, wenn man erleben durfte, wie durch das
Holzbläserquintett die zu Beginn der Ouvertüre der „Zauberflöte“
erklingenden Es-Dur-Dreiklänge, die dann immer wiederkehren, wie die
die Thematik sonst unterstreichenden Posaunen und die zum Finale der
Ouvertüre von Mozart eingesetzten Fanfaren - hier entsprechend dem
Arrangement von Joachim
Linckelmanns
für Holzbläser umgesetzt – gekonnt, sorgfältig
und
überzeugend dargebracht wurden.
Es
folgte das Quintett op. 88,1 e-Moll von Anton Reicha, einer sehr
individuellen Künstlerpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts und des
„Erfinders“ der Besetzung Holzbläserquintett. Die Darbietung der
vier Sätze des e-Moll-Quintetts für Flöte, Oboe, Fagott und Horn
überzeugten durch die Musikalität, die Vielzahl der thematischen
Einfälle und der überschäumenden Klangfarbenschöpfungen. Der
Applaus des Publikums, nicht nachlassend und fast schon Zugaben
fordernd, dankte den Musikern zum Abschluss des ersten Teils des
Kammermusikabends.
Und
wie bei der Reihe KAMMERMUSIK IM KUNSTHAUS üblich, ist eben Pause
nicht Pause, sondern auch ein Genuss im doppelten Sinn des Wortes.
Bei einem Glas Wein – dieses Mal ein ELBLING aus einem
Spitzenweingut der südlichen Mosel – folgte die Betrachtung und
Erläuterung eines Werkes der aktuellen Ausstellung „Die Kunst ist
weiblich“. Ausgewählt wurde ein Werk der Preisträgerin des
Förderpreises für Grafik der Kreissparkasse 2013 Tanja Pohl, eine
sehr aktive und mehrfach ausgezeichnete junge Künstlerin aus
Rodewisch. Die
Kaltnadelradierung „abgestürzt“ ist eine typische
Arbeit dieser Künstlerin – eine Kombination aus tiefen, hart und
schwer wirkenden Schwarz- und diffusen Grautönen. Als abstraktes
Werk blieb es den Betrachtern nach der Erläuterung überlassen, ob
sie ein übergebliebenes Stahlfossil aus einem aufgelassenen
Braunkohlentagebau sehen wollten oder in mehreren Ebenen liegende
Teile einer Metallkonstruktion unklarer Herkunft, vielleicht auch
Teile eines Führerstandes. Auch dies soll Teil der Reihe sein –
Einlassen und Anmuten auf und durch Kunst.
Es
folgte der zweite Teil - nach Programm „Die Geschichte des Tango“
von Astor Piazolla. Und wer jetzt an den typischen Tango dachte,
gespielt üblicherweise von zwei Geigen, zwei Bandoneons, einem
Klavier und Bass, der irrte, denn HOLZSPIELART setzte Etappen der
Tangoentwicklung in Musik um, beginnend mit dem Bordel um 1900,
weiter im Café des Jahres 1930 bis hin zum Nightclub der „Sixties“.
Die
anmutige, lebhafte Musik, spiegelt gekonnt die gute Laune und die
Beredtheit der Französinnen, Italienerinnen und Spanierinnen wider,
die in den Bordellen um die Wende zum 20. Jahrhundert ihre Kundschaft
in ihre Fänge lockten. Die Musik, fast schon grell, lässt
allerdings die matchohafte Atmosphäre vermissen, die von der
Fleischeslust der Matrosen, Gauner und ähnlichen Besuchern ausging,
die die Bordelle bevölkerten. Drei Jahrzehnte später ist der Tango
musikalischer, fast schon romantischer geworden. Man tanzt nicht
mehr, sondern hört zu. Vielleicht mag dieser oder jener auch
Melancholie heraushören, die Zeit der Weltwirtschaftskrise – all
dies hervorragend umgesetzt von den fünf Musikern des Quintetts.
Wieder 30 Jahre später findet man sich in den Nightclubs zu Beginn
der „Swinning 60’s music“ wieder. Hier mischt sich der
ursprüngliche Tango mit Einflüssen und Stilelementen aus aller
Welt. Auch meint man das Pulsieren des Verkehrs auf den Straßen zu
hören und so erinnerten einige Elemente an Gershwins „Rhapsodie in
blue“ oder an Dvoraks „Aus der neuen Welt“. Nach schrillen, an
Hupen erinnernde Passagen folgen ruhige Momente, vielleicht auch hier
eine musikalische Umsetzung nach dem hektischen Alltag –
wirtschaftlich wie auch politisch – in eine Phase der Ruhe, der
Erholung, der Entspannung, all dies herausstrahlend aus
Tangoklängen.
Leider hat Piazolla nicht eine weitere Phase des Tangos und seiner
Entwicklung umgesetzt, denn er starb 1992. Das Publikum war sich aber
sicher, dass auch die weitere musikalische Umformung des Tango keine
Herausforderung für HOLZSPIELART sein würde, sondern auch die
Anpassung dieser mitnehmenden Musikform vom Quintett mehr als gekonnt
gemeistert würde.
Der
Beifall zum Ende des zweiten Teiles und zum Abschluss des Abends wäre
eine weitere Betrachtung wert, denn die Zuhörer des 50 Stühle
umfassenden Raumes applaudierten in anhaltender, sich verstärkender
und fordernder Weise, die sonst nur ab und an im Theater – letztens
bei der Premiere von „Rigoletto“ und der Ballett-Gala –
anzutreffen ist. In der gern gegebenen Zugabe, leider nur auf eine
beschränkt, brillierte das Quintett mit einem kurzen, aber
mitreißendem Satz aus den „Ungarischen Tänzen“ von Ferenc
Farkas.
Der
Bitte um ein Wiederkommen in einer der nächsten Spielzeiten zu einem
weiteren Konzert der Reihe KAMMERMUSIK IM KUNSTHAUS wird sicher gern
entsprochen. Für das Kunsthaus, den KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein
und das Theater Nordhausen eine Bestätigung und Anlass für ein
frühzeitiges Planen weiterer Konzerte.
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