Montag, 30. Juni 2014

Blick zurück ins Mittelalter

In der vergangenen Woche hielt Dr. Wolfram Theilemann, Leiter des Nordhäuser Stadtarchivs, im Kunsthaus Meyenburg einen sehr aufschlussreichen Vortrag zum Thema „Urkunden“, den der Vorsitzende des Kunsthaus Meyenburg Fördervereins, Dr. Wolfgang Pientka, anschließend in einen Bericht unter dem Titel „Mit Brief und Siegel“ fasste und den lokalen Redaktionen der hiesigen Zeitungen zuleitete.

Mir war der Bericht Anlass zu einigen eigenen Überlegungen und Einsichten, die ich in meinem Eintrag „Alles hat seine Zeit“ festhielt. Dass dieser Bericht von den Redaktionen teilweise recht unterschiedlich behandelt und wiedergegeben wurde, sei hier am Rande bemerkt. Und ebenso, dass ich dabei eine Denk- und Handlungsweise zumindest einer dieser Redaktionen ausmachte, die meines Erachtens Züge von Kleingeistigkeit erkennen lässt (rein „verformantisch“ gemeint).

Nun gehört zu den Ergebnissen meiner Überlegungen zu „Brief und Siegel“ auch die Einsicht, dass ich trotz meiner nachlassenden kreativen Schreibe noch zu häufig im Stile journalistischer Berichterstattung schreibe. Und nicht im Stile persönlicher Meinungsbildung und -äußerung. Ich betone also - wieder einmal - dass hier nur meine ganz persönlichen Eindrücke, Überlegungen und Vorstellungen wiedergegeben sind und werden. Zu denen ich aber auch persönlich mit meinen Namen stehe. Es wird deshalb nie nötig werden, dass etwa ein Gericht nach einen Klarnamen forschen muss, wie gerade jetzt wieder bei einer (hessischen) Zeitung.

Ich komme zurück auf den Vortrag „Mit Brief und Siegel“ von Dr. Theilemann und den Bericht von Dr. Pientka. (Neben dem zu „Kunst und Kaffee“, der vorher stattfand.)Zu dem ich in meinem Eintrag feststellte: „Gute Beiträge ohne Zweifel, die Wesentliches enthalten, wenn auch ohne das jeweilige Thema inhaltlich umfassend beschrieben zu haben, wie ich meine.“

Diese Meinung beruhte auf der Tatsache, dass Dr. Theilemann – um dessen Kopetenz man längst weiß – zunächst Urkunden nach Entstehung, Bedeutung und Aufbewahrung aus dem eigenen urbanen Bereich beschrieb – und Beispiele davon in der Versammlung herumreichen ließ – dann aber weit über das regionale Bereich hinausging und dabei auch das Thema Fälschungen von Urkunden streifte, die in der Zeit des frühen Mittelalters entstanden und teilweise eine enorme Bedeutung erlangten. Als Beispiel erwähnte er dabei die „Konstantinische Schenkung“, eine um das Jahr 800 gefälschte Urkunde, die angeblich in den Jahren 315/317 vom römischen Kaiser Konstantin I ausgestellt wurde. Darin wird Papst Sylvester I und seinen sämtlichen Nachfolgern eine auf geistliche Belange gerichtete, aber auch politisch wirksame Oberherrschaft über Rom, Italien und die gesamte Westhälfte des Römischen Reiches mittels Schenkung übertragen.

Mir war das Anlass, dieses Beispiel als Spur aufzunehmen und „zu recherchieren“, was heute im Journalismus ja nicht mehr so selbstverständlich scheint, der Zeitgeist lässt das scheinbar nicht mehr zu. Was sich bei dieser Spurensuche auftat, war geradezu ein Abgrund von Fälschungen im Mittelalter, dessen Ursachen, Wirkungen und Bedeutungen wiederum umfangreich und tiefgründig sind. Wie die „Konstantinische Schenkung“, über die Dr. Theilemann etwas ausführlicher sprach, weil sie die territoriale Grundlage schaffte für den Kirchenstaat bis ins 19. Jahrhundert. Und ein wichtiger Bestandteil der mittelalterlichen Staats- und Kirchenlehre geworden ist.


Es zeigt sich aber, dass auch andere große Fälschungen ihre eigene Geschichte haben und darüber hinaus selbst Geschichte gemacht haben. Ich führte heute mit Dr. Theilemann darüber ein Gespräch, in dessen Verlauf er mich auf das Buch „Einladungen ins Mittelalter“ von Horst Fuhrmann aufmerksam machte. Ich will also versuchen, mich mit diesem Hinweis weiter kundig zu machen und bin gespannt, was sich dabei offenbart.

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