In der vergangenen Woche hielt Dr.
Wolfram Theilemann, Leiter des Nordhäuser Stadtarchivs, im Kunsthaus
Meyenburg einen sehr aufschlussreichen Vortrag zum Thema „Urkunden“,
den der Vorsitzende des Kunsthaus Meyenburg Fördervereins, Dr.
Wolfgang Pientka, anschließend in einen Bericht unter dem Titel „Mit
Brief und Siegel“ fasste und den lokalen Redaktionen der hiesigen
Zeitungen zuleitete.
Mir war der Bericht Anlass zu einigen
eigenen Überlegungen und Einsichten, die ich in meinem Eintrag
„Alles hat seine Zeit“ festhielt. Dass dieser Bericht von den
Redaktionen teilweise recht unterschiedlich behandelt und
wiedergegeben wurde, sei hier am Rande bemerkt. Und ebenso, dass ich
dabei eine Denk- und Handlungsweise zumindest einer dieser
Redaktionen ausmachte, die meines Erachtens Züge von
Kleingeistigkeit erkennen lässt (rein „verformantisch“ gemeint).
Nun gehört zu den Ergebnissen meiner
Überlegungen zu „Brief und Siegel“ auch die Einsicht, dass ich
trotz meiner nachlassenden kreativen Schreibe noch zu häufig im
Stile journalistischer Berichterstattung schreibe. Und nicht im Stile
persönlicher Meinungsbildung und -äußerung. Ich betone also -
wieder einmal - dass hier nur meine ganz persönlichen Eindrücke,
Überlegungen und Vorstellungen wiedergegeben sind und werden. Zu
denen ich aber auch persönlich mit meinen Namen stehe. Es wird
deshalb nie nötig werden, dass etwa ein Gericht nach einen Klarnamen
forschen muss, wie gerade jetzt wieder bei einer (hessischen)
Zeitung.
Ich komme zurück auf den Vortrag „Mit
Brief und Siegel“ von Dr. Theilemann und den Bericht von Dr.
Pientka. (Neben dem zu „Kunst und Kaffee“, der vorher
stattfand.)Zu dem ich in meinem Eintrag feststellte: „Gute Beiträge
ohne Zweifel, die Wesentliches enthalten, wenn auch ohne das
jeweilige Thema inhaltlich umfassend beschrieben zu haben, wie ich
meine.“
Diese Meinung beruhte auf der Tatsache,
dass Dr. Theilemann – um dessen Kopetenz man längst weiß –
zunächst Urkunden nach Entstehung, Bedeutung und Aufbewahrung aus
dem eigenen urbanen Bereich beschrieb – und Beispiele davon in der
Versammlung herumreichen ließ – dann aber weit über das regionale
Bereich hinausging und dabei auch das Thema Fälschungen von Urkunden
streifte, die in der Zeit des frühen Mittelalters entstanden und
teilweise eine enorme Bedeutung erlangten. Als Beispiel erwähnte er
dabei die „Konstantinische Schenkung“, eine um
das Jahr 800 gefälschte Urkunde, die angeblich in den Jahren
315/317 vom römischen Kaiser Konstantin I ausgestellt wurde. Darin
wird Papst Sylvester I und seinen sämtlichen Nachfolgern eine auf
geistliche Belange gerichtete, aber auch politisch wirksame
Oberherrschaft über Rom, Italien und die gesamte Westhälfte des
Römischen Reiches mittels Schenkung übertragen.
Mir war das Anlass, dieses
Beispiel als Spur aufzunehmen und „zu recherchieren“, was heute
im Journalismus ja nicht mehr so selbstverständlich scheint, der
Zeitgeist lässt das scheinbar nicht mehr zu. Was sich bei dieser
Spurensuche auftat, war geradezu ein Abgrund von Fälschungen im
Mittelalter, dessen Ursachen, Wirkungen und Bedeutungen wiederum
umfangreich und tiefgründig sind. Wie die „Konstantinische
Schenkung“, über die Dr. Theilemann etwas ausführlicher sprach,
weil sie die territoriale Grundlage schaffte für den Kirchenstaat
bis ins 19. Jahrhundert. Und ein wichtiger Bestandteil der
mittelalterlichen Staats- und Kirchenlehre geworden ist.
Es zeigt sich aber,
dass auch andere große Fälschungen ihre eigene Geschichte
haben und darüber hinaus selbst Geschichte gemacht haben. Ich führte
heute mit Dr. Theilemann darüber ein Gespräch, in dessen Verlauf er
mich auf das Buch „Einladungen ins Mittelalter“ von Horst
Fuhrmann aufmerksam machte. Ich will also versuchen, mich mit
diesem Hinweis weiter kundig zu machen und bin gespannt, was sich
dabei offenbart.
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