Während
ich mich am Sonntag vom MDR mit der Insel Rügen bekannt machen ließ,
wähnte ich mich damit auf den Spuren des Künstlers Gerd Mackensen
und hoffte, einige seiner Motive zu entdecken, die er in seinen
Bildern festhielt. Und von denen einige in der Ausstellung zu sehen
sind, die am Freitag im Kunsthaus Meyenburg eröffnet wurde. Es
wollte mir nicht gelingen. Und wenn ich meine Eindrücke von diesem
Film mit dem Bemerken schloss, dass die Insel Rügen nach meinen
Vorstellungen von zuviel Wasser umgeben ist, wollte ich damit
ausdrücken, dass ich mit Inseln und Meerwasser nichts im Sinn habe,
demgegenüber Berge und (Hoch-)Gebirge umso mehr bevorzuge. Und
bedauere, dass mein Gehvermögen nicht mehr reicht, um sie noch als
Bergwanderer oder gar als Kletterer zu erleben.
So,
wie das demnächst in der Urlaubszeit wieder Hunderttausende tun
werden. Und nicht daran denken, dass Menschen, die sich auf über
2500 Metern aufhalten, unerwartet
Schwierigkeiten mit der Anpassung an die Höhe bekommen. Die Folge
sind leichte Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel oder auch
schwere Formen der Höhenkrankheit, die sogar zum Tod führen können.
Ein Thema demzufolge für die Gebirgsmedizin.
Gerade
in der vergangenen Woche haben Kongressorganisatoren vom Südtiroler
EURAC-Institut für Alpine Notfallmedizin gemeinsam mit
Forscherkollegen am 28. Mai, in Bozen Untersuchungsergebnisse
vorgestellt, darunter neueste Methoden zur lebensrettenden
Früherkennung der Höhenkrankheit sowie Studien, die die Rolle der
genetischen Faktoren für die Akklimatisation und Überleben in
großer Höhe untersucht haben.
Danach
urlauben, arbeiten und leben Hunderte Millionen Menschen weltweit in
Berggebieten. Die ständige Höhe verursacht bei vielen
gesundheitliche Probleme, weil ihr Körper nicht imstande ist sich zu
akklimatisieren. So zeigen höhenmedizinische Studien, die auf dem
Kongress vorgestellt worden sind, dass rund 15 Prozent der
Bevölkerung in den südamerikanischen Anden unter chronischer
Höhenkrankheit mit schweren Beeinträchtigungen des alltäglichen
Lebens leiden. Hingegen sind Sherpas in Nepal und die tibetische
Bevölkerung weitgehend resistent gegen die Höhenkrankheit. Es sei
vor allem die über Hunderte von Generationen andauernde genetische
Anpassung ausschlaggebend, ob Menschen anfällig sind oder nicht:
„Die Tibeter besiedeln das ‚Dach der Welt‘ bereits seit vielen
Jahrtausenden. In ihrer genetischen Entwicklung haben sie sich
bestens an die Höhe angepasst. Die Bewohner der Anden hingegen haben
sich in ihrer viel kürzeren Besiedlungszeit genetisch noch nicht an
die Höhe anpassen können“, fassen Hermann Brugger und Giacomo
Strapazzon vom Bozner EURAC-Institut für Alpine Notfallmedizin die
präsentierten Studienergebnisse zusammen.
Bislang ist unter
den Forschern jedoch noch nicht vollständig geklärt, welche
Faktoren für die akute Höhenkrankheit verantwortlich sind. Diese
schwere Form, bei der ein Hirn- oder Lungenödem eintreten kann,
gehört zur häufigsten Todesursache unter Höhenbergsteigern. Auf
dem Weltkongress stellten die Forscher neue Studien vor, wo erstmals
mithilfe von Ultraschall das Risiko der Höhenkrankheit frühzeitig
diagnostiziert werden konnte. Die Studien deckten einen unmittelbaren
Zusammenhang zwischen der Höhenkrankheit und der Vergrößerung des
Sehnervs auf, was mithilfe von Ultraschall festgestellt werden kann.
Diese auf dem Kongress vorgestellten Ergebnisse gehen auch auf die so
genannte „Ortler-Studie“ zurück, die die EURAC-Mediziner Brugger
und Strapazzon mit auf dem Ortler stationierten Gletscherforschern im
Jahr 2011 durchgeführt haben. „Die Höhen- und
Gebirgsmedizin ist im Vergleich zu anderen medizinischen Gebieten ein
junge Disziplin. Gleichzeitig gibt es gerade hier bei der Diagnose
und Therapie viele Störfaktoren: Wetterbedingungen, schwieriges
Gelände, psychische Schwierigkeiten durch extreme Bedingungen in der
Höhe. Der Weltkongress, wo Höhenmediziner, Notfallmediziner,
Bergretter und Bergsteiger aufeinandertreffen, bietet die Möglichkeit
voneinander zu lernen und wichtige Fortschritte zu erzielen. In den
kommenden Kongresstagen erwarten wir noch entscheidende
Erkenntnisse“, bekräftigt Buddha Basnyat, Präsident der
Internationalen Gesellschaft für Alpinmedizin (ISMM), die den
Kongress mit ausrichtet. Symbolisch für die Höhe und gleichzeitig auch für die mit der Höhe verbundenen Problematiken steht Nepal als ein Schwerpunktthema des Kongresses: Der zunehmende Alpintourismus aus der reichen westlichen Welt trifft hier auf die Armut der lokalen Bevölkerung. „Das Lawinenunglück am Mount Everest am 18. April hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass auch die nepalesischen Sherpas und Bergführer für die Rettung ausgebildet werden. Viele beherrschen die wichtigsten Techniken der Ersten Hilfe nicht. Wir - eine 20-köpfige Gruppe aus nepalesischen Ärzten und Sherpas - haben eine medizinische und rettungstechnische Ausbildung in Südtirol absolvieren können und geben unser Wissen nun weiter. Unser Ziel ist es, bald ein einheimisch organisiertes Bergrettungswesen in Nepal zu haben“, erzählt Pranawa Koirala, nepalesischer Bergretter und Arzt, der vor zwei Jahren in Südtirol eine Bergretterausbildung absolviert hat.
Der 10. Weltkongress für Gebirgs-, Höhen- und alpine Notfallmedizin erörtert neben neuesten weltweiten Forschungsergebnissen auch rettungstechnische Entwicklungen im Gebirge und schließt mit der Alpinen Notfallmedizin, die erstmals in der Geschichte des Kongresses in das Programm mit aufgenommen worden ist.
Laura Defranceschi Wissenschaftskommunikation - Europäische Akademie Bozen - European Academy Bozen/Bolzano am 29.05.2014 (Angelehnt an eine Mitteilung des idw – wissenschaftlichen Dienstes.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen