
Zu der viele Gäste gekommen waren –
ich schrieb gestern darüber – und die nach einen musikalischen
Auftakt des Posaunisten und Flötisten Günter Heinz vom Nordhäuser
Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh eröffnet wurde. Ungewöhnlich auch
das, nach der recht ungewöhnlichen „Geräusch“-Musik des
Virtuosen
Heinz, denn wann eröffnet schon ein Oberbürgermeister
eine Kunstausstellung!? Seinen frei gesprochenen Ausführungen war zu
entnehmen, dass seine Verbindung zu Gerd Mackensen nicht nur in
dessen Eigenschaft als Künstler besteht, sondern auch in gewisser
verwandtschaftlicher Hinsicht. Entsprechend freundschaftlich und
verbindlich fiel seine Einführung aus. Und schon deshalb sollte man
darüber weggehört haben, dass es da einige „Ausrutscher“ gab,
die eigentlich etwas verwunderten (etwa die Erwähnung des
„Heinrich“-Mann-Klub statt „Thomas“-Mann-Klub).
Nach der so gearteten Einführung ließ
Kunsthistorikerin
Susanne Hinsching auch ihrerseits wissen, dass ihre
künstlerisch motivierte Bekanntschaft mit Gerd Mackensen weit
zurückreicht, nämlich bis ins Jahr 1987, als sie als Praktikantin
beim Kulturamt des damaligen Rates des Kreises tätig war. Und Gerd
Mackensen, gemeinsam mit Klaus-Dieter Kerwitz, ein großes Wandbild
für den Ratssaal schuf. „Und schon damals hat mich seine Kunst
fasziniert!“ Und das tut sie immer noch!
Eine Faszination, die sie mit ihrer
Laudatio ihren Zuhörern offerierte und gleich eingangs feststellte,
sein Stil sei so vielseitig und sein Formenvokabular würde
von
realistisch bis abstrakt reichen. Und dann führte sie weiter aus:
„Eigentlich muss man seine Werke selbst anschauen! Es gibt auf
allen Werken so unglaublich viel zu sehen, zu entdecken, zu
ergründen, zu erfühlen. Jedes Werk ist voll von Energie, die aus
seinen Formen, Farben und Linien entspringt.“ Um im weiteren
Verlauf mit ihren Erläuterungen quasi dieses empfohlene Anschauen
konkret anzuregen und das Verstehen zu erleichtern. Mitschnitt:
„In dieser Ausstellung...gibt es 3
thematische Schwerpunkte. Landschaft, Erotik, Abstraktes. Es ist
keine Retrospektive...die meisten Werke sind in den
letzten beiden
Jahren entstanden. Trotzdem bilden die Themen dieser Ausstellung auch
die Schwerpunkte im gesamten Schaffen von Gerd Mackensen, das er seit
über 40 Jahren mit großer Intensität und Leidenschaft betreibt.“
Meine erste Begegnung mit Gerd
Mackensen datiert aus 1994, vorgestellt vom damaligen Polizeidirektor
Wolfgang Ruske, anlässlich einer Ausstellung des Künstlers, die
-zusammen mit seinem Kollegen Heinz Scharr - in der Polizeidirektion
Nordhausen stattfand. Man begegnete sich seitdem des öfteren bei
Ausstellungen des Künstlers und die dabei gehörten Laudatien
brachten mir die Kunst Mackensens zunehmend näher. Trotzdem waren
die Ausführungen Susanne Hinschings am Freitag für mich schon durch
ihre Systematik wichtig. Der Mitschnitt half mir gestern beim
Rundgang durch die Ausstellung und der folgende Ausdruck einzelner
Teile – zusammen mit Bildbeispielen – könnte auch den einen und
anderen Besucher der Ausstellung ebenso
helfen:
„Da sind zum einen seine
„Landschaften“, in diesen zeigt der Künstler manchmal starke
Farkontraste und versetzt seine Motive damit in besondere Stimmungen.
Das intensive kühle Blau im Kontrast zu Weiß erzeugt eine Sehnsucht
nach dem Meer und das Rot über den schwarzen Häusersilhouetten
taucht die Stadt z.B. in eine abendliche Stimmung. Mackensen
beherrscht die Farben auf besondere Weise, er kombiniert manchmal
Töne, die auf dem Farbkreis eigentlich nicht direkt zusammenpassen
und erzeugt dadurch sowohl ekstatische Spannung als auch
melancholische Ruhe...
Immer wieder nimmt Mackensen in seinen
Werken auf seine Heimat Bezug, also Nordhausen, wo er 1949 geboren
wurde, und Sondershausen, wo er seit 2008 wohnt und arbeitet. So
finden wir in den Bildern z.B. die Kirchtürme von St. Blasii oder
die Villa Hohenrode wieder. Die Kontraste zwischen Mackensens
schwarzen Strichen und Linien und den kräftigen Farben verleihen
seinen Werken ihre Unverkennbarkeit.
Seine kleinen, auf Fotos gemalten
Landschaften aus Acryl faszinieren den Betrachter durch die bewegte
Stimmung oder der stimmungsvollen Bewegung, die der Künstler gekonnt
auf das kleine Format bannt...“
Dann ist da der von der Laudatorin
zweitgenannte Schwerpunkt der Ausstellung: die Erotik: Die „Nackten“
nennt Mackensen seine erotischen Bilder, zu denen Susanne Hinsching
ausführt: „Das Motiv „Frau“ beschäftigt Mackensen schon sehr
lange und immer wieder gern. Der Künstler stellt die Frau, die nie
wirklich nackt ist, in den unterschiedlichsten Posen und
Perspektiven dar und schafft reizvolle Ein- und Ausblicke. Der
Künstler zeigt Frauen in den unterschiedlichsten Stimmungen, in
intimen Situationen, lasziv, häufig in sich gekehrt und den Blick
aber nur
selten auf den Betrachter gerichtet. Ihnen gemeinsam ist,
dass das Motiv nie langweilig wird, denn der Künstler schafft es,
immer eine knisternde Spannung aufzubauen, die dann auch auf den
Betrachter überspringt. Dies geschieht sowohl in den
gegenständlicheren Werken, wie zum Beispiel „Die Schwimmerin“,
als auch in den abstrahierten Arbeiten. Seine erotischen Pastelle
zeichnen sich durch eine dezente Farbgebung und weiche, fließende
Formen aus und lassen damit eine ganz besondere Nähe zu.“
Hier kann ich mich darauf beschränken,
die Beschreibung der Laudatorin bei meinem Besuch der Ausstellung
bestätigt gefunden zu haben. Ich verhehle nicht, Sinn für Erotik zu
haben. Nicht für plumpe geschmacklose, sexuell aufreizende
Abbildungen von Frauen, sondern dezent und ästhetisch dargestellt,
genau wie von Susanne Hinsching umrissen.
Und dann sind da noch die abstrakten
Arbeiten des Künstlers, die emotional ganz anders auf den Betrachter
wirken. Und überhaupt erst auf den zweiten Blick erotische Details
erkennen lassen, manchmal gemalt, manchmal auch als Fotocollagen
integriert. Die in den oberen Räumen platzierten Bilder regen auf
recht dezente, aber konzentrierte Weise zur Entdeckung an.
Dagegen strotzen seine abstrakten
großformatigen Gemälde vor überschäumender Energie. Bei ihnen
gibt es nichts zu entdecken, nötig und gefragt ist bei ihnen die
distanzierte Betrachtung und die Wirkung, die sie durch Art und/oder
Farben auf mich als Betrachter
auszuüben vermögen. Die
Kunsthistorikerin erklärt, dass diese großformatigen Gemälde vor
allem durch die Farbe und Art und Weise leben, wie der Künstler
damit umgeht: „Hier zeigt sich wieder die Freude des Malers am
Experiment. Jede Farbe hat dabei ihre ganz eigene Wirkung. Die Farben
– Rot, Blau, Weiß, Grün oder Gelb – werden solange gestrichen,
getropft oder verwischt, bis das gewollte Ergebnis erreicht und die
beabsichtigte Wirkung erzielt sind. (Es ist dann dem Betrachter
überlassen, ob oder dass auch er diese Wirkung empfindet.)
Mackensens Kompositionen sind stets
ausgewogen, harmonisch und trotzdem kraftvoll und expressiv. Dieses
erreicht der Künstler dadurch, dass er in seine harmonische
Komposition bewusst einen kleinen Kontrapunkt setzt – ein gelber
oder weißer Klecks, eine rote Fahne und ähnliches, der die Harmonie
stört und damit die Spannung erzeugt.
Die Titel, die bei Mackensen stets
phantasiereich sind und auch die Wortgewandtheit des Künstlers
zeigen, geben dem Betrachter die Richtung vor, ohne sich festzulegen.
Wir – als Betrachter – haben dann die Wahl, uns entweder an dem
vom Künstler gegebenen Titel zu orientieren und zu folgen, oder ganz
eigene Assoziationen aufzubauen.

Bei dem Gemälde „Der Zauberberg“
aus dem Jahr 2013, taucht der Künstler das dunkle Bergmassiv in
einen Zauber aus Farben und zeigt damit, wie aus der Bedrohlichkeit
die schönsten Farben des Lebens wachsen können.
Soweit die Laudatio der
Kunsthistorikerin Susanne
Hinsching, die sie mit der Empfehlung
beschloss, die Kunstwerke Mackensens zu sehen, zu erleben, zu fühlen
und natürlich auch zu genießen. Also das, was ich anhand der
Laudatio inzwischen schon mal getan habe. Und nachhaltig beeindruckt
wurde.
Jetzt wollte ich noch das, was
Mackensen im Anschluss zu seiner eigenen Kunst und Motivation
ausführte, wiedergeben, muss aber unterbrechen angesichts seiner
Bilder der Insel Rügen, die Mackensen offenbar gern als Motiv wählt.
Ich kenne Rügen nicht, sehe aber im Fernsehprogramm, dass im MDR ein
Film dieser Insel gezeigt wird. Und den möchte ich mir ansehen,
angeregt durch die Bilder des Künstlers. Auf seine Ausführungen
gehe ich später noch ein.
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