Unter dem Titel „Gehege wird
Kulturdenkmal“ berichtete die „Nordhäuser Allgemeine“ am 6.
Juni über die Absicht des Thüringer Denkmalamtes, das Nordhäuser
Gehege als Denkmal auszuweisen. „Wie der benachbarte Park
Hohenrode...“ heißt es einleitend in dem Bericht. Nun kann und
will ich diese Absicht des Denkmalamtes nicht kommentieren (das
überlasse ich Leuten mit mehr Sachverstand), ich versuche lediglich,
mir diese beiden „benachbarten“ Objekte vorzustellen, die ich ja
erst nach der Wende kennenlernte. Damals pulsierte im Gehege das
Leben, die Gaststätten waren gut besucht (aus einer wurde ich sogar
mal wegen Reklamierens der Kühlschranktemperatur des servierten
Rotweins hinausgeworfen) und der damalige Bürgermeister Klaus
Walbuhl machte sich um den
Gehegeplatz, die Tonhallen und die Wege
dahin verdient. Das Gehege war beliebtes Ausflugsziel der Nordhäuser
Bürger
Der Park Hohenrode dagegen befand sich
zur gleichen Zeit in einem weitgehend vernachlässigten Zustand, die
Bauwerke in einem desolatem Zustand und die Stadt war offensichtlich
unschlüssig, was dort weiter geschehen soll. (Der Stadtpark war
vordringlich)
Die Situation im Gehege verschlechterte
sich allmählich, mit der Gastronomie ging es – bis auf Ausnahmen –
bergab und Veranstaltungen auf dem Gehegeplatz wurden seltener. Wenn
zum gerade stattgefundenen Rolandfest das Gehege überhaupt
unberücksichtigt blieb, ist das schon bezeichnend.
Rettung für den Park Hohenrode kam
schließlich durch privates Engagement, das sogar in einem Bericht
der Stiftung Deutscher Denkmalschutz ausführlich gewürdigt wurde.
Danach
gründeten 2005 auf Initiative Gisela Hartmanns 34 Nordhäuser
den Förderverein. 2010 errichteten einige Mitglieder sowie zwei
weitere Stifter die rechtsfähige Bürgerstiftung, um den Park
Hohenrode von der Erbengemeinschaft für 150.000 Euro kaufen zu
können. Dass einer der Stifter dieser Institution Andreas Lesser
war, seit 2004 Ehrenbürger der Stadt Nordhausen, geht sicher
ebenfalls auf Anregung Gisela Hartmanns zurück. Und reiht sich damit
ein in das vielseitige Engagement Lessers in und um Nordhausen.
Nach dem Kauf ging man mit vereinten
Kräften, u.a. mit fünf von der Nordhäuser Arbeitsagentur
vermittelten Bürgerarbeitern, zehn Bundesfreiwilligendienstlern,
vielen ehrenamtlich Mitwirkenden, sowie dem Beistand von
Pflanzenexperten, an die Wiederherstellung eines kultivierten Parkes.
Seitdem wird gepflegt, Totholz beseitigt, Baumkronen geschnitten und
die Wege freigehalten, damit die originale Struktur wieder ersteht
und erhalten bleibt. Allein die großflächige Beseitigung der
wuchernden, giftigen Herkulesstaude hat die letzten zwei Jahre in
Anspruch genommen. Hätte allerdings Gisela Hartmann damals nicht die
Initiative ergriffen und das alles in die Wege geleitet, und würde
sie nicht permanent Regie führen, wäre der Park Hohenrode heute
nicht das, was inzwischen aus ihm geworden
ist.
Für das Gehege fand sich dagegen
niemand, der sich bisher, ähnlich einer Gisela Hartmann, für das
Areal den Hut aufsetzte. Das Ergebnis ist im Bericht der „Nordhäuser
Allgemeine“ beschrieben. Für mich Anlass, das Gehege mal zu
durchstreifen.
Ich tat es gestern. Und fand leider
bestätigt, was da berichtet wurde. Es ist teilweise schlimm um das
Gehege bestellt scheinbar aber auch ohne wirkliche Hoffnung auf
Besserung. Das Ausmaß der Schäden und der Vernachlässigung von
Treppen und dem Gelände des der Stadt zugewandten südlichen Teiles
scheint so groß, dass abzuwarten bleibt, was die Stadtverwaltung
laut Bericht dem Stadtrat im Herbst als Konzept zur Entscheidung
vorstellen wird. Darüber allerdings könnte der dem Beethovenring
zugewandte nördliche Teil des Geheges eine ähnliche Entwicklung
nehmen, dessen Treppen bisher noch in Ordnung scheinen.
Und gleichzeitig einen Übergang zum
Park Hohenrode darstellen. Und nachdem ich den über die Jahre
vernachlässigten Teil des Geheges „erlebte“, war es geradezu
wohltuend, den Park Hohenrode zu durchstreifen. Der sich inzwischen
wirklich als gepflegte
Parklandschaft darstellt. Die Verlobungsbrücke
bietet sich in einem frischen Weiß, Sanierung und Gestaltung der
Villa macht weiter Fortschritte. Vor der Villa traf ich auf Heidelore
Kneffel und die Jursas, die offenbar gerade die nächsten
Gestaltungsschritte an und in der Villa überlegten. Die Grünflächen
sind gemäht, das Totholz und ausgelichtete Astwerk der Bäume durch
die „Baumakrobaten“, die in den vergangenen Wochen hier tätig
waren, ist geordnet zusammengetragen, die Wege recht gut begehbar.
Und
während die Veranstaltungen im Gehege spärlicher werden, nimmt
das gesellschaftliche und gastliche Geschehen im Park Hohenrode –
vornehmlich im Kutscherhaus - weiter zu. Und engagieren sich Menschen
ehrenamtlich für diesen Park und seine weitere positive Entwicklung.
Mein Streifzug endete schließlich im
Rosengarten, in dem es in
allen Farben blüht und in dem nur wieder
einmal die Frage ersteht, wann wohl der Brunnen wieder sprudelt? Es
war ein aufschlussreicher Streifzug durch zwei benachbarte naturnahe
Gebiete, als Kulturdenkmale ausgewiesen oder doch vorgesehen, in
ihrer derzeitigen Beschaffenheit aber denkbar unterschiedlich.
Nun erhielt ich vorhin eine Mitteilung
des Fördervereins Park Hohenrode zum Themen- oder Personenkomplex
Lesser, die
ich gern hier anfüge, nachdem ich ja Andreas Lesser
bereits als einen der Stifter der Bürgerstiftung Park Hohenrode
erwähnte. Und sich im Rosengarten ein Denkmal befindet, das offenbar
ebenfalls diesem Personenkreis zuzuordnen ist:
Karen
Lesser predigte in Nordhausen
Von 1692
bis 1754 wirkte Friedrich Christian Lesser in Nordhausen.
Geologe,
Insektologe, vor allem aber als Theologe war Friedrich Christian
Lesser einer der bedeutendsten Bürger der Stadt Nordhausen in
seiner Zeit.
Die
Jakobikirche und die Frauenbergkirche waren seine Predigtstätten.
Es war
sein Verdienst, das die Jakobikirche von 1745 bis 1749 wieder
aufgebaute wurde. Die Jakobi- und die Frauenbergkirche wurden im
April 1945 beim verheerenden Bombenangriff auf die Stadt zerstört.
Während die Frauenbergkirche, am Fuße des Petersberges, durch
Initiative der „ Aktion Sühnezeichen“ nach 1960 wieder
aufgebaut und 1983 wieder eingeweiht wurde, wurde der Standort der
Jakobikirche zunächst Parkplatz und heute steht an dieser Stelle das
St. Jakobhaus.
Die
Grabstätte F.C. Lessers liegt unter den Straßenbahngleisen in der
Rautenstrasse.
Der
Lesser-Raum in der Frauenbergkirche erinnert ebenfalls an den
berühmten Sohn unserer ehemals ehrwürdigen Stadt im Südharz.
Andreas
Lesser rief nach der Wende die inzwischen in Thüringen bekannte und
anerkannte Lesser-Stiftung ins Leben. Der Sitz der Stiftung ist die
Stadt Nordhausen.
Am 12. und
13. Juni 2014 besuchte Pastorin Karen Lesser, München, den Park
Hohenrode.
Sie ist
Theologin in 8. Generation nach F.C. Lesser.
Am 13.
Juni predigte sie in der Frauenbergkirche anlässlich einer
Veranstaltung des Fördervereins an der Wirkungsstätte ihres
berühmten Vorfahren.
Annelies
Lesser, die Mutter von Andreas und Karen Lesser pflanzte zur
Landesgartenschau 2004 einen Birnbaum in den Pfarrgarten der
Frauenbergkirche. Annelies Lesser übernahm außerdem die Kosten
für die Sanierung der Reformatoren-Bank im Stadtpark in Nordhausen.
Das Wirken
und das Gestalten durch Menschenhand und Menschenverstand sind der
Reichtum von dem unsere Stadt lebt. Das war gestern so und gilt
auch heute und morgen.
Gisela
Hartmann
Vorsitzende
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