Nordhausens
Urkunden – ein kultureller Schatz, gewürdigt im Kunsthaus
Meyenburg
Man
muss Herrn Thomas Müller nur Recht geben, wenn er in der TA schrieb,
dass Nordhausen mit geschichtlichen und kulturellen Pfunden so reich
versehen ist wie sonst selten eine Stadt in Deutschland – neben
Mühlhausen die einzige freie Reichsstadt in den neuen Ländern,
Lutherstadt, Hansestadt, mehr als 100 Jahre Geschichte als Endpunkt
der HSB, der „Größten unter den Kleinen“. Man könnte diese
Aufzählung fortsetzen. Wollte man die Stätten aufzählen, in denen
Kultur auf außerordentlich hohem Niveau gepflegt wird, so würde es
diesen kleinen Beitrag sprengen. Ebenfalls Recht geben muss man
weiter Herrn Müller, dass das Kunsthaus Meyenburg zunehmend auch
überregional ausstrahlt und mit Ausstellungen brilliert, die
Besucher aus ganz Deutschland anziehen. Und so nimmt es nicht Wunder,
dass am Mittwochabend genau an dieser Stätte der Mann referierte,
der die Zeugnisse dieser Geschichte bewahrt und pflegt. Gemeint ist
Herr Dr. Theilemann, der
die Hörer in die Thematik ‚Urkunden‘
einführte und an Beispielen, teilweise auch im Original, diese
gewissermaßen verbrieften Willensbekundungen zeigte und erläuterte.
Verglichen mit den heute üblichen Willenserklärungen bestechen
diese Zeugen der 1000-jährigen Geschichte unserer Stadt durch fast
liebevoll zu nennende und gestochene Schrift, durch Gestaltung, die
dem Zeitgeschmack der jeweiligen Epoche entspricht und vor allem
durch die faszinierenden Siegel, neben denen die heutigen Amtstempel
geradezu ärmlich schlicht wirken.
Ein
weiterer Teil des Vortragsabends wurde von Frau Christine Heidel
gestaltet, die seit Jahren dem Standesamt vorsteht. In ihren hoch
engagierten Ausführungen ging sie vor allem auf die Fälle von
Beurkundungen ein, an die man üblicherweise nicht denkt – so zum
Beispiel an Fälle von Kindern, die unter Gewaltanwendung gezeugt
wurden und wo die Vaterschaft daher nicht geklärt werden konnte. Wer
erinnert sich nicht an die so genannten „Wolfskinder“, die nach
dem zweiten Weltkrieg umher irrten. Ein zunehmend großer Teil der
Arbeit des Standesamtes bilden auch die Beurkundungen der
ausländischen Mitbürger – ob sie nun in unserer Stadt studieren
oder in der Region arbeiten.
Es
nimmt also nicht Wunder, dass am Ende der Ausführungen Beifall
aufbrandete, den man im Kunsthaus sonst nur nach Erklingen des
Schlussakkords eines Abends der Reihe KAMMERKONZERT IM KUNSTHAUS
erleben konnte. Anstelle einer Zugabe sprengte die anschließende
Diskussion fast den Rahmen der Veranstaltung. Alle Teilnehmer –
einschließlich der Vortragenden – waren sich einig, dass eine
ähnliche Veranstaltung mit diesen Referenten und in diesem Rahmen in
naher Zukunft in die Planung des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Förderverein aufgenommen werden müsste. Themen wurden bereits
angedacht. Da Frau Heidel ebenfalls Mitglied in diesem Förderverein
ist, dürfte kaum etwas dagegen stehen.
Bleibt
vielleicht die Frage, wieso dieser Abend gerade zu einem Zeitpunkt
stattfand, wo im gesamten Kunsthaus die Werke von Gerd Mackensen zu
sehen sind? Ganz einfach – weil die Mutter von diesem Künstler
über viele Jahre das Standesamt leitete, gewissermaßen als
Vorgängerin von Frau Heidel.
Vielleicht
schaut dieser oder jener Leser in seine Heiratsurkunde. Der
Unterzeichnende tat dies und fand säuberlich den Namen ‚Mackensen‘.
Eine schöne Brücke zwischen diesem Abend und der Ausstellung!
Dr.
Wolfgang R. Pientka Vorsitzender des
KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins
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