Mittwoch, 11. Juni 2014

Welches "Gesicht" strebt Nordhausen an?

In der „Nordhäuser Allgemeine“(NA) erschien vergangene Woche (5. Juni) ein Statement des Nordhäuser Ehrenbürgers Andreas Lesser, in dem er feststellt und bemängelt, dass Nordhausen sein Gesicht verlieren würde. Mir ist nicht bekannt, ob oder dass bisher darauf eine Reaktion aus dem Nordhäuser Rathaus oder der Bürgerschaft erfolgt ist. Außer einigen „Guten Morgen“-Bemerkungen des verantwortlichen Redakteurs der NA, Thomas Müller. Der für einen Kaiser am Stadteingang plädiert, wie es etwas ironisch heißt.

Ich finde es zunächst schon einmal bezeichnend, dass dieses Statement Lessers (bisher) allein in der etablierten Printzeitung „Nordhäuser Allgemeine“ erschien ist und bisher (auch) keine Reaktion aus der Bürgerschaft erfolgte. Ohne spekulieren zu wollen gehe ich davon aus, dass es Andreas Lesser damit um eine wirklich sachliche (seriöse) also keine anonyme Behandlung dieser Problematik geht. Also man auch dabei „Gesicht“ zeigen sollte.

Wenn ich mich als Bürger dieser Stadt sehe – nach der Wende dazugekommen – bleibt mir aus der Erinnerung heraus festzustellen, dass damals bei mir daheim niemand wirklich mit den Namen einer Stadt Nordhausen etwas anzufangen wusste. Also auch nicht mit seiner Geschichte, die Thomas Müller in Stichworten markiert. Es hat sich bis heute daran kaum etwas geändert. Und Lesser wird das aus Sicht seines Münchner Wohnortes heraus wohl auch nicht anders sehen, sein Statement lässt es erkennen.

Nun bleibt weiter festzustellen, dass sich Nordhausen doch im Zuge seiner neueren Entwicklung ein Prädikat zugelegt hat, das sich „festgefügt“ am neuen Rathaus befindet: „Ort der Vielfalt“. Und das ist doch ein Bekenntnis, das damals lokal auch gebührend gewürdigt wurde, als es der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Und auch die „Nordhäuser Allgemeine“ zeigte sich davon angetan. Auch dieses Prädikat ist für einen Außenstehenden nicht erklärlich, ähnlich des Slogans „Ganz weit oben“ und „Neue Mitte“. Nicht einmal in der „Guten-Morgen“-Betrachtung Thomas Müllers findet es sich. Dabei gibt es
doch u.a. im Baugebiet „Rüdigsdorfer Weg“ für diese „Vielfalt“ ein augenfälliges urbanes Beispiel sogar aus Architektur und Objektgestaltung. Ob es als solches zu vermarkten ist, sei dahingestellt. Ich denke aber, es wäre gerade nach der Mahnung Andreas Lessers an der Zeit, diesen Begriff „Vielfalt“ für Nordhausen inhaltlich und in seinem Umfang zu definieren, der bisher Alles oder auch Nichts bedeutet.

Und ich meine, es ist Lesser beizupflichten, wenn er sein Statement mit der Empfehlung abschließt (Auszug): „Nordhausen verliert sein Gesicht. Es ist Sache der Nordhäuser zu entscheiden, ob sie dies wollen und ob dieser Prozess, der bislang unbemerkt an ihnen vorbei gegangen ist, fortgeführt werden soll.“ (Ende des Auszugs). Ist dieser „Prozess der „Vielfalt“ aber wirklich unbemerkt an den Bürgern vorbeigegangen, oder hat man es bisher nur an urbanen Interesse und Engagement fehlen lassen?  

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