Am Dienstag also besuchte ich – wie
beabsichtigt – die Ausstellung der Künstlerin Petra Albrecht „Das
schöne Leben“ in der in der Einladung noch das Wort „Verformance“
vermerkt war. Ein Druckfehler meinte ich zunächst, nachdem ich
diesen Begriff nicht kannte. Und auch im Duden nicht finden konnte.
Ich besuchte die Vernissage und erwartete eigentlich, dass der
vermeintliche Druckfehler von den Laudatorinnen Heidelore Kneffel und
Karin Kisker er- oder geklärt werden würde.
Statt einer Berichtigung oder
verständlichen Erklärung fand dieser Begriff in der meines
Erachtens außerordentlich anspruchsvollen und weitschweifigen
Laudatio zwar wiederholt neben dem Begriff „Performance“
Erwähnung, musste also in der Würdigung der Künstlerin und ihrer
Werke Bedeutung haben. Zumindest für die Laudatorinnen und die
Zuhörer, die diesem hohen Niveau und der Wortgewandtheit der
Laudatorinnen folgen konnten. Ich vermochte es nicht, wie ich zugebe,
und sah mich deshalb an der Grenze meines Fassungsvermögens. Und
nahm Zuflucht zu der Einsicht, dass viel Wissen der Menschen noch
nicht viel über ihren Verstand aussagt. „Verformance“ jedenfalls
klammerte ich in meinem Eintrag vom Dienstag „Eintauchen in „Das
schöne Leben“ aus mit dem Vorsatz, demnächst authentischen
Aufschluss zu suchen. Nachdem mir auch Gespräche unmittelbar nach
der Vernissage mit Teilnehmern keine Antwort brachte.
Heute also
besuchte ich deshalb das Humboldt-Gymnasium, nachdem ich zuvor noch
einmal das Internet befragte. Und siehe da: „Verformance“ kam
plötzlich wiederholt vor, nämlich mit Verweis auf die
Internetzeitung nnz. Und dort ist unter dem 24,06. zu lesen „Auszug):
„Die Co-Laudatorinnen Heidelore Kneffel und Karin Kisker legten
eine beeindruckende Performance zur "Verformance" – so
der Titel der Ausstellung – hin.“(Ende des Auszugs). Und dann
gestern in einem weiteren Bericht (Auszug): „So stellte Heidelore
Kneffel eingangs die Frage: "Das schöne Leben - was ist das?"
Und "spielte" wortreich mit den Begriffen "Performance"
und "Verformance".(Ende des Auzugs). Der Autor (Hans Georg
Backhaus) geht also mit dem Begriff „Verformance“ so
selbstverständlich um (falls er nicht nur schrieb, was er hörte),
dass auch er es nicht für nötig hielt, den Begriff zu erklären.
(Oder es nicht konnte.). Meine Meinung: wenn ein Begriff, der – wie
hier – so selbstverständlich verwendet wird, noch nicht einmal im
Duden erscheint und auch nicht erklärt wird, ist das einfach
Ignoranz gegenüber Zuhörern und/oder Lesern im Internet.
Bezeichnend fand ich, dass zunächst
auch einige meiner Ansprechpartner im Humboldt-Gymnasium
„Verformance“ in der Einladung für einen Druckfehler und den
Umgang damit in der Internetzeitung für verwunderlich hielten. Dann
aber kam eine in dieser Hinsicht qualifizierte Pädagogin dazu, die
Aufschluss brachte: „Verformance“ ist ihres Wissens eine nicht
verifizierte Wortschöpfung (deshalb kein Duden-Eintrag) und bedeutet
soviel wie „Wortspiel“.
So weit, so gut. Nun besuche ich ganz
persönlich die Eröffnung einer Kunstausstellung nicht, um dort
Wortspiele zu hören. Die Vorstellung der ausgestellten Bilder und
die Konfrontation mit ihnen und ihrer Technik bedarf auch keines
„herkömmlichen Lobliedes“ (wie man in der nnz liest) aber ganz
gewiss auch keiner Wortspielereien oder -akrobatik – dafür gibt es
eigene Veranstaltungen und Vorträge (etwa in Limlingerode) –
sondern einer sachgerechten und tunlichst objektiven Würdigung, die
von ganz normalen Besuchern einer Vernissage auch verstanden wird.
Für mich jedenfalls ein Grund keine
Kunstausstellung (mehr) zu besuchen, bei deren Einführung ich
Wortspielereien befürchten muss, statt eine tunlichst sachgerechte
Würdigung von Künstler und Kunst. Das aber ist (siehe oben) meine
höchst persönliche Auffassung und Absicht. Da ist aber dann noch
die musikalische Gestaltung. Und die ist hörens- und erlebenswert
(die aber sollte herkömmlich sein!?)
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