Donnerstag, 26. Juni 2014

Eine ganz persönliche Einstellung zu Vernissagen

Am Dienstag also besuchte ich – wie beabsichtigt – die Ausstellung der Künstlerin Petra Albrecht „Das schöne Leben“ in der in der Einladung noch das Wort „Verformance“ vermerkt war. Ein Druckfehler meinte ich zunächst, nachdem ich diesen Begriff nicht kannte. Und auch im Duden nicht finden konnte. Ich besuchte die Vernissage und erwartete eigentlich, dass der vermeintliche Druckfehler von den Laudatorinnen Heidelore Kneffel und Karin Kisker er- oder geklärt werden würde.

Statt einer Berichtigung oder verständlichen Erklärung fand dieser Begriff in der meines Erachtens außerordentlich anspruchsvollen und weitschweifigen Laudatio zwar wiederholt neben dem Begriff „Performance“ Erwähnung, musste also in der Würdigung der Künstlerin und ihrer Werke Bedeutung haben. Zumindest für die Laudatorinnen und die Zuhörer, die diesem hohen Niveau und der Wortgewandtheit der Laudatorinnen folgen konnten. Ich vermochte es nicht, wie ich zugebe, und sah mich deshalb an der Grenze meines Fassungsvermögens. Und nahm Zuflucht zu der Einsicht, dass viel Wissen der Menschen noch nicht viel über ihren Verstand aussagt. „Verformance“ jedenfalls klammerte ich in meinem Eintrag vom Dienstag „Eintauchen in „Das schöne Leben“ aus mit dem Vorsatz, demnächst authentischen Aufschluss zu suchen. Nachdem mir auch Gespräche unmittelbar nach der Vernissage mit Teilnehmern keine Antwort brachte.

Heute also besuchte ich deshalb das Humboldt-Gymnasium, nachdem ich zuvor noch einmal das Internet befragte. Und siehe da: „Verformance“ kam plötzlich wiederholt vor, nämlich mit Verweis auf die Internetzeitung nnz. Und dort ist unter dem 24,06. zu lesen „Auszug): „Die Co-Laudatorinnen Heidelore Kneffel und Karin Kisker legten eine beeindruckende Performance zur "Verformance" – so der Titel der Ausstellung – hin.“(Ende des Auszugs). Und dann gestern in einem weiteren Bericht (Auszug): „So stellte Heidelore Kneffel eingangs die Frage: "Das schöne Leben - was ist das?" Und "spielte" wortreich mit den Begriffen "Performance" und "Verformance".(Ende des Auzugs). Der Autor (Hans Georg Backhaus) geht also mit dem Begriff „Verformance“ so selbstverständlich um (falls er nicht nur schrieb, was er hörte), dass auch er es nicht für nötig hielt, den Begriff zu erklären. (Oder es nicht konnte.). Meine Meinung: wenn ein Begriff, der – wie hier – so selbstverständlich verwendet wird, noch nicht einmal im Duden erscheint und auch nicht erklärt wird, ist das einfach Ignoranz gegenüber Zuhörern und/oder Lesern im Internet.

Bezeichnend fand ich, dass zunächst auch einige meiner Ansprechpartner im Humboldt-Gymnasium „Verformance“ in der Einladung für einen Druckfehler und den Umgang damit in der Internetzeitung für verwunderlich hielten. Dann aber kam eine in dieser Hinsicht qualifizierte Pädagogin dazu, die Aufschluss brachte: „Verformance“ ist ihres Wissens eine nicht verifizierte Wortschöpfung (deshalb kein Duden-Eintrag) und bedeutet soviel wie „Wortspiel“.

So weit, so gut. Nun besuche ich ganz persönlich die Eröffnung einer Kunstausstellung nicht, um dort Wortspiele zu hören. Die Vorstellung der ausgestellten Bilder und die Konfrontation mit ihnen und ihrer Technik bedarf auch keines „herkömmlichen Lobliedes“ (wie man in der nnz liest) aber ganz gewiss auch keiner Wortspielereien oder -akrobatik – dafür gibt es eigene Veranstaltungen und Vorträge (etwa in Limlingerode) – sondern einer sachgerechten und tunlichst objektiven Würdigung, die von ganz normalen Besuchern einer Vernissage auch verstanden wird.

Für mich jedenfalls ein Grund keine Kunstausstellung (mehr) zu besuchen, bei deren Einführung ich Wortspielereien befürchten muss, statt eine tunlichst sachgerechte Würdigung von Künstler und Kunst. Das aber ist (siehe oben) meine höchst persönliche Auffassung und Absicht. Da ist aber dann noch die musikalische Gestaltung. Und die ist hörens- und erlebenswert (die aber sollte herkömmlich sein!?)   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen