Generalverdacht bei Lehrer/innen und Schulfördervereinen unangebracht "Aufklärung muss sein, aber keiner sollte unter Generalverdacht geraten", kommentiert Rüdiger Schütz, stellvertretender Vorsitzender der GEW Thüringen die hitzige Debatte um die angebliche Korruption beim Schulbuchverkauf. "Zunächst müsse eindeutig geklärt werden, ob die Korruptionsvorwürfe stimmen und Konsequenzen gezogen werden müssen. Einfache Schlagzeilen wie 'Das Millionengeschäft an Schulen' führen in die Irre. Es hilft auch nicht weiter, Schulen, Lehrer/innen und den engagierten Schulfördervereinen in dieser Frage pauschal den Schwarzen Peter zuzuschieben. Gerade diese Fördervereine leisten im Interesse der Schüler/innen eine hervorragende und unverzichtbare Arbeit. Ohne sie würden unzählige Projekte und Hilfsmaßnahmen an Thüringens Schulen fehlen.", kommentierte Schütz. Seit Jahren mahnt die GEW aber auch an, dass über betriebswirtschaftliche und andere relevante rechtliche Fragen für Schulfördervereine klare Aussagen getroffen werden müssten. Dies ist aber bis heute nicht geschehen. Am Rande der 3. GEW-Schulleitertagung am 10. Juni 2014 in Erfurt bemerkte Schütz ergänzend, "dass nun auch intensiv darüber nachgedacht werden sollte, ob den Schulleitungen des Freistaats nicht endlich ausgebildete Mitarbeiter/innen zur Seite gestellt werden müssten, die den stetig anwachsenden Berg betriebswirtschaftlicher, juristischer und organisatorischer Fragen von Schulen bearbeiten, so dass sich Schulleiterinnen und Schulleiter endlich wiedermehr ihrer eigentlichen inhaltlichen und pädagogischen Arbeit zuwenden könnten". "Außerdem", so Schütz, der zugleich Schulleiter der IGS "Grete Unrein" in Jena ist, " reicht das Geld, welches das Land Thüringen für Schulbuchersatz und Neuanschaffungen zur Verfügung stellt, niemals aus." Thüringen gewährt für Freiexemplare pro Jahr eine Pauschale von 29 Euro pro Schüler ab Klasse 5, im Einschulungsjahr sind es 31,50 Euro. Im Durchschnitt, so hat Schütz recherchiert, kostet ein einfaches Schulbuch für jeweils ein Schuljahr um die 20 Euro. Zum Teil müssen Schulen so mit über zehn Jahre alten Lehrbuchbeständen arbeiten. Neueinführungen von modernen Schulbuchausgaben sind mit einem solch kleinen Budget nur schwer möglich. Schütz führte weiter aus: "Für eine moderne Schulbuchausstattung und Schulbuchbewirtschaftung sollte sich das Land mit Experten zusammensetzen und prüfen, ob diese Pauschale noch angemessen ist. Zugleich muss dringend mit den Schulbuchverlagen gesprochen und verhandelt werden, alternative Konzepte zu prüfen und zu erproben, wie z. B. kostengünstigere Schulklassensätze und der Einsatz von digitalen Schulbuchlizenzen."
Donnerstag, 12. Juni 2014
Korruptionsverdacht bei Schulbuchverkauf aufklären
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