Samstag, 14. Juni 2014

Musik wird störend oft empfunden . . .

Wilhelm Busch war es, der verständlich formulierte, dass von der Musik ausgehende Geräusche durchaus nicht immer angenehm empfunden werden. Und zu damaligen Zeiten konnten das schlechtestenfalls Misstöne oder musikalische Dauerberieselung sein, denn immerhin bemühte sich der Musikant, seinem Instrument melodische Töne zu entlocken.

Heutzutage kann man dessen nicht mehr unbedingt sicher sein, da kann es schon mal ein bestimmter oder eigener Stil oder Sound sein, von dem der Zuhörer manchmal noch nicht einmal mehr weiß, ob er es noch mit Musik zu tun hat, oder es einfach eine bestimmte Erzeugung von Geräuschen ist.

Geräusche, die – wenn sie öffentlich als Performance geboten werden - in Stil und Fertigkeit vom „Musiker“schon mehr oder weniger virtuos geboten werden müssen, um ein positives Echo beim Zuhörer auszulösen. Das dann in seinem Applaus gewürdigt wird.

Ein „Musiker“ der dies meisterlich zu bieten vermag, ist nach meiner Überzeugung Günter Heinz. Der am Freitag der vergangenen Woche die Vernissage der Ausstellung „Tiefgrün bis zartbitter“ von Gerd Mackensen im Kunsthaus Meyenburg instrumental umrahmte. Als Jazz-Posaunist und Flötist hoch geschätzt, bietet er mit seinen Instrumenten und deren Einzelteilen einen Stil gekonnter Geräuschbildung, die Jazzfans sicher begeistert. Der Applaus nach seinen Darbietungen in jener Vernissage weckte zwar den Eindruck, dass auch das dortige Publikum von dem, was Heinz bot, recht angetan war, doch hörte man im weiteren
Verlauf der Veranstaltung und noch lange danach in Gesprächen ganz anderes. Und Thomas Müller, verantwortlicher Redakteur der „Nordhäuser Allgemeine“ meinte am Dienstag in seiner Zeitung gar, Heinz habe sich mit seinen Darbietungen über das Publikum lustig gemacht. Und empfahl den Musiker (Zitat): „Möge er seine instrumentalen Blähungen in den Griff bekommen oder notfalls die Instrumente weitergeben an Menschen, die damit musizieren wollen.“(Ende des Zitats).

Nun sei ja zugegeben, dass Zuhörer mit wenig progressiver Aufgeschlossenheit oder für musikalisch konservativ empfindende Zuhörer die Art dessen, was Heinz bot, befremdlich oder gar schrecklich geklungen haben mag. Warum dann aber der Beifall nach dem letzten Geräusch des Instrumentalisten? Und im Falle Thomas Müller bliebe immerhin die Frage, ob er nur seine persönliche Meinung wiedergab oder es eine Bewertung dessen sein soll, was Heinz bot?

Ganz abgesehen von meinem durchaus persönlich gemeinten Eintrag vom 07. Juni („Gerd Mackensen im Kunsthaus Meyenburg begegnet“), heißt es offiziell zu Günter Heinz (Blaue Fabrik)
    - geboren in Zeitz studierte Mathematik in Halle, Musik in Dresden und Berlin.
- zunächst tätig als Mathematiker an verschiedenen Universitäten,1983 Promotion
- seit 1987 freiberuflich als Musiker, Uraufführung zahlreicher zeitgenössischer Kompositionen.
- 1989 erste eigene Formation „Günter Heinz Quartett“
- in der Folge Konzerte mit improvisierter Musik, Rundfunk- und CD-Einspielungen in Deutschland (organic music), Schweiz (For4Ears) und USA (ALEA)
- 1992-93 war er Gastkomponist am Elektronischen Studio der Musikakademie Basel.
- Zusammenarbeit mit dem Kammerensemble Neue Musik Berlin, Neue Horizonte Bern und SEM-Ensemble New York.
- seine Kompositionen wurden aufgeführt u.a. in Berlin, Moskau, Madrid und USA. Lehraufträge in Malta und Sardinien.
- Im Bereich des Jazz spielte er u.a. mit Bernd Köppen, Lou Grassi, Hartmut Dorschner, Kent Carter, Bill Elgart, Michael Lythel, Agusti Fernandez.

    - Er ist künstlerischer Leiter des "Festivals Frei Improvisierter Musik" in Dresden
    Angesichts einer solchen Biografie entbehrt die Einschätzung des Günter Heinz durch Thomas Müller in der „Nordhäuser Allgemeine“ doch einiges an Kompetenz. Oder überhaupt an Verständnis für improvisierte Musik? Es wird mir jedenfalls Anlass sein, ein Gespräch mit Holger Gonska zu suchen, dem Vorsitzenden des Nordhäuser Jazzclubs. Ist mir doch bekannt, dass es auch früher schon zwischen dem Club und Thomas Müller den Versuch eines „klärenden Gesprächs“ zu dessen Verständnis derartiger Musik und dessen Berichterstattung darüber gab. Wie dem auch sei, der Qualität der Ausstellung, die nun bis 31.08.2014 besucht werden kann, tut dieser Vorgang keinen Abbruch.

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