Wilhelm Busch war es, der verständlich
formulierte, dass von der Musik ausgehende Geräusche durchaus nicht
immer angenehm empfunden werden. Und zu damaligen Zeiten konnten das
schlechtestenfalls Misstöne oder musikalische Dauerberieselung sein,
denn immerhin bemühte sich der Musikant, seinem Instrument
melodische Töne zu entlocken.
Heutzutage kann man dessen nicht mehr
unbedingt sicher sein, da kann es schon mal ein bestimmter oder
eigener Stil oder Sound sein, von dem der Zuhörer manchmal noch
nicht einmal mehr weiß, ob er es noch mit Musik zu tun hat, oder es
einfach eine bestimmte Erzeugung von Geräuschen ist.
Geräusche, die – wenn sie öffentlich
als Performance geboten werden - in Stil und Fertigkeit vom
„Musiker“schon mehr oder weniger virtuos geboten werden müssen,
um ein positives Echo beim Zuhörer auszulösen. Das dann in seinem
Applaus gewürdigt wird.
Ein „Musiker“ der dies meisterlich
zu bieten vermag, ist nach meiner Überzeugung Günter Heinz. Der am
Freitag der vergangenen Woche die Vernissage der Ausstellung
„Tiefgrün bis zartbitter“ von Gerd Mackensen im Kunsthaus
Meyenburg instrumental umrahmte. Als Jazz-Posaunist und Flötist hoch
geschätzt, bietet er mit seinen Instrumenten und deren Einzelteilen
einen Stil gekonnter Geräuschbildung, die Jazzfans sicher
begeistert. Der Applaus nach seinen Darbietungen in jener Vernissage
weckte zwar den Eindruck, dass auch das dortige Publikum von dem, was
Heinz bot, recht angetan war, doch hörte man im weiteren
Verlauf der
Veranstaltung und noch lange danach in Gesprächen ganz anderes. Und
Thomas Müller, verantwortlicher Redakteur der „Nordhäuser
Allgemeine“ meinte am Dienstag in seiner Zeitung gar, Heinz habe
sich mit seinen Darbietungen über das Publikum lustig gemacht. Und
empfahl den Musiker (Zitat): „Möge er seine instrumentalen
Blähungen in den Griff bekommen oder notfalls die Instrumente
weitergeben an Menschen, die damit musizieren wollen.“(Ende des
Zitats).
Nun sei ja zugegeben, dass Zuhörer mit
wenig progressiver Aufgeschlossenheit oder für musikalisch
konservativ empfindende Zuhörer die Art dessen, was Heinz bot,
befremdlich oder gar schrecklich geklungen haben mag. Warum dann aber
der Beifall nach dem letzten Geräusch des Instrumentalisten? Und im
Falle Thomas Müller bliebe immerhin die Frage, ob er nur seine
persönliche Meinung wiedergab oder es eine Bewertung dessen sein
soll, was Heinz bot?
Ganz abgesehen von meinem durchaus
persönlich gemeinten Eintrag vom 07. Juni („Gerd Mackensen im
Kunsthaus Meyenburg begegnet“), heißt es offiziell zu Günter
Heinz (Blaue Fabrik)
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geboren in Zeitz studierte Mathematik in Halle, Musik in Dresden und
Berlin.
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zunächst tätig als Mathematiker an verschiedenen
Universitäten,1983 Promotion
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seit 1987 freiberuflich als Musiker, Uraufführung zahlreicher
zeitgenössischer Kompositionen.
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1989 erste eigene Formation „Günter Heinz Quartett“
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in der Folge Konzerte mit improvisierter Musik, Rundfunk- und
CD-Einspielungen in Deutschland (organic music), Schweiz (For4Ears)
und USA (ALEA)
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1992-93 war er Gastkomponist am Elektronischen Studio der
Musikakademie Basel.
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Zusammenarbeit mit dem Kammerensemble Neue Musik Berlin, Neue
Horizonte Bern und SEM-Ensemble New York.
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seine Kompositionen wurden aufgeführt u.a. in Berlin, Moskau, Madrid
und USA. Lehraufträge in Malta und Sardinien.
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Im Bereich des Jazz spielte er u.a. mit Bernd Köppen, Lou Grassi,
Hartmut Dorschner, Kent Carter, Bill Elgart, Michael Lythel, Agusti
Fernandez.
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Er ist künstlerischer Leiter des "Festivals Frei
Improvisierter Musik" in Dresden
Angesichts
einer solchen Biografie entbehrt die Einschätzung des Günter Heinz
durch Thomas Müller in der „Nordhäuser Allgemeine“ doch
einiges an Kompetenz. Oder überhaupt an Verständnis für
improvisierte Musik? Es wird mir jedenfalls Anlass sein, ein
Gespräch mit Holger Gonska zu suchen, dem Vorsitzenden des
Nordhäuser Jazzclubs. Ist mir doch bekannt, dass es auch früher
schon zwischen dem Club und Thomas Müller den Versuch eines
„klärenden Gesprächs“ zu dessen Verständnis derartiger Musik
und dessen Berichterstattung darüber gab. Wie dem auch sei, der
Qualität der Ausstellung, die nun bis 31.08.2014 besucht werden
kann, tut dieser Vorgang keinen Abbruch.
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