Andreas Lesser, Nordhäuser
Ehrenbürger, sorgt sich nach einem Bericht in der „Nordhäuser
Allgemeine“ (05.06.) um das Profil und Image der Rolandstadt. Und
meint (Zitat): „Bis auf das Rolandfest kommt die Information über
die Geschichte der Stadt völlig zu kurz.“(Ende des Zitats)
.
Ich habe während des Rolandfestes nur
wenige Veranstaltungen besucht und war deshalb auf die
Berichterstattung der lokalen Presse angewiesen bei dem Versuch, zu
einem Gesamteindruck dieses Festes zu kommen. Der bestätigen könnte,
dass die Geschichte der Stadt hinreichend berücksichtigt worden ist.
Stattdessen habe eine Unmenge Fotos gesehen, die mir die Vorstellung
eines unterhaltsamen Volksfestes vermittelten. Wollte die Stadt nicht
vor einigen Jahren ihr Engagement für das Rolandfest überhaupt
aufgeben? Sie hat offensichtlich dazu zurückgefunden. Identifiziert
sie sich aber wieder mit ihm? Und vom Buchhändler Dietrich Rose,
diesjähriger „Goldener Roland-Gewinner hieß es gestern in der
„Nordhäuser Allgemeine“ zu dessen Verleihung (Zitat): „Unter
einem Vorwand hatte man ihn zum Marktplatz gelockt. Denn ein großer
Fan von Volksfesten ist Rose nicht. Er lebt mit seinen und für seine
Bücher.“ (Ende des Zitats). Der Mann ist mE eine Kapazität in
Sachen Literatur und Kultur. Hält er also das Rolandfest für ein
ganz normales Volksfest?
Und was tut die Presse, um wenigstens
den Anschein zu wecken, dass Andreas Lesser mit dem Rolandfest Recht
hat? Außer mit vielen, vielen Bildern zu
berichten? Viele von ihnen
vermitteln dabei eher die Vorstellung von Unterhaltung – auch
sportlichen - auf den Bühnen, von Sambatänzerinnen und/oder zwei-
oder vier-(Motor-)Rädern in der Kranichstraße als von der
Geschichte Nordhausens. Immerhin gab es da noch die Rolandgruppe, die
bemüht war, den Besuchern des Festes die Vorstellung überkommener
Tradition zu vermitteln. Andreas Lesser hat also wohl auch nur
deshalb das Rolandfest erwähnt. Ansonsten: „Ort der Vielfalt“
ohne wirkliches Profil. Der Bürger scheint es so zu wollen.
Da aber gab es doch auch noch den
„Stadtgottesdienst“
am Sonntagvormittag auf der Theaterbühne,
einige wenige Bilder in der „Nordhäuser Allgemeine“ (Bildrechte
bei der TA) erinnern daran. Der Gottesdienst war außerordentlich gut
besucht und was sich auf der Bühne entwickelte, war ein
ausgesprochen buntes Bild und Programm, das einmal mehr eindrucksvoll
das Wirken des Pastoren-Ehepaares von Biela und des Kantors Michael
Kremzow und seiner Frau Viola erkennen ließ.
Dazu erlaube ich mir schon, aus meiner
Sicht zu bemerken, dass ich einen ökumenischen Gottesdienst
wie im
vergangenen Jahr erwartet hatte. Tatsächlich war es ein rein
evangelischer Gottesdienst. Und wie im Zusammenhang damit zu hören
war, war es Dompfarrer Richard Hentrich von seiner Erfurter
„Leitstelle“ (bischöflichen Ordinariat) untersagt worden, einen
solchen Gottesdienst (mit-) zu gestalten. Anscheinend war schon seine
Mitwirkung im vergangenen Jahr auf Kritik gestoßen, weiß man doch,
dass Pfarrer Hentrich durchaus offen für Ökumene ist. In einer
Weise offenbar, die bei seinen Oberen Unbehagen und Kritik
hervorruft. Schon deshalb fand ich bemerkenswert, dass
Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh mit seiner Frau an diesem
Gottesdienst teilnahm. Und das nicht etwa auf reservierten Plätzen in der vorderen Reihe, sondern auf der obersten Stufe des Aufgangs zum Theater sitzend (ich komme noch darauf zurück).
Umso klarer und eindrucksvoller
kristallisierte sich das Verdienst der genannten Organisatoren bei
der Gestaltung dieses Gottesdienstes heraus, der zwar als
Stadtgottesdienst angesagt war, aber gleichermaßen die
Aufgeschlossenheit und Verbindung der evangelischen Kirche zu den
Menschen in aller Welt ausdrückte. Da gab es eine Kindergruppe –
wohl der evangelischen Grundschule – geleitet von Pastorin von
Biela – die Grüße in allen möglichen Sprachen in alle Welt
sandten.
Es gab ein „Vogelstimmenspiel“der Kinder, das die
Gemeinschaft der verschiedenen Vogelarten „beschwor“. Und es gab
einen Dialog zwischen den Pastoren, dem das Evangelium des Festes
„Sorgt euch nicht. . .“ (Matthäus 6.26: Sehet die Vögel des
Himmels...)zur Grundlage hatte. Und das alles eindrucksvoll
musikalisch sinnig umrahmt von Kirchenliedern (auch Wechselgesang)
„Gott mag es bunt“. Viola Kremzow dirigierte hier ein kleines
Kantoreiorchester, in dem sich der Kantor virtuos auf verschiedenen
Instrumenten zeigte. Was Pastor von Biela in seinem Dialog
vorbrachte, wirkte mitunter ebenso mutig wie provokant (Beispiel):
„Es mag auch hier unter den Zuhörern bunte Vögel geben...“, das
dann von Pastorin von Biela jeweils in den „richtigen“ Kontext
gebracht wurde. In dieser Art verlief der Gottesdienst gleichermaßen
unterhaltend wie sinnvoll und sinngebend fürs praktische Leben. Und
damit lebensnah. Im „Gottlosem“ Osten der Republik ein
Hoffnungszeichen, das in dieser Art fortgeführt doch langsam eine
Änderung schaffen könnte. Das Rolandfest indessen nahm nach diesem
Gottesdienst in der von den Zeitungen vornehmlich bildlich gezeigten
Weise seinen Fortgang.
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